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John Puller 01 - Zero Day

John Puller 01 - Zero Day

Titel: John Puller 01 - Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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verfügte über ein ausgezeichnetes nächtliches Sehvermögen, und der Mondschein sowie die allmählich einsetzende Dämmerung erlaubten es ihm, sowohl große wie auch kleine Dinge zu unterscheiden: mickrige, zerbröckelte Lebkuchenhäuschen, Spielgeräte in Gärten, aufgebockte Kleinlaster. Eine streunende Katze schlich vorbei. Dieses Viertel hatte abgebaut, lag im Sterben. Vielleicht war es schon tot. So wie die Familie Reynolds. Ausgelöscht.
    Am beunruhigendsten kam Puller jedoch etwas vor, das er nicht sah, weil es fehlte.
    An der Vordertür des Hauses, das der Tatort sein musste, hing polizeiliches Absperrband, dessen Vorhandensein jedem Unbefugten empfahl, sich gefälligst fernzuhalten. Außerdem hatte jemand an der Einfahrt zum Fahrzeugstellplatz aus zwei umgedrehten Benzinkanistern, zwischen denen ebenfalls Absperrband gespannt war, eine improvisierte Barrikade errichtet.
    Aber weit und breit war kein Polizist zu sehen. Der Tatort wurde nicht bewacht, obwohl man das Verbrechen vor kaum vierzehn Stunden entdeckt hatte. Schlecht. Geradezu unerhört. Puller wusste, dass gerichtlich relevante Indizien auf die eine oder andere Weise verschwinden konnten, ließ man einen Tatort unbewacht.
    Eigentlich widerstrebte es ihm, doch darauf zu verzichten mochte ihm und anderen die Karriere verderben. Er holte das Handy heraus und tippte die Rufnummer aus dem Gedächtnis.
    Cole meldete sich nach dem zweiten Rufton. »Ich schwöre beim allmächtigen Gott, dass ich Sie erschieße, egal wer Sie sind.«
    »Sergeant Cole, hier ist noch mal Puller.«
    »Leiden Sie an Todessehnsucht?«, schrie sie ins Handy.
    »Es ist keine Wache da.«
    »Wo?«
    »Am Tatort.«
    »Verdammt noch mal, woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich mit meinem Auto vor dem Haus stehe.«
    »Sie müssen sich täuschen. Dort ist ein Polizeibeamter mitsamt Streifenwagen. Ich hab’s persönlich angeordnet.«
    Puller sah sich um. »Tja, falls er sich nicht im Wald versteckt und sein Fahrzeug meisterhaft getarnt hat, muss er wohl unsichtbar geworden sein. Aber ist es nicht Sinn und Zweck der Tatortbewachung, dass man sie sieht?«
    »Scheiße. Sind Sie wirklich dort?«
    »Wirklich und wahrhaftig.«
    »Und es ist tatsächlich kein Streifenwagen da?«
    »Tatsächlich nicht.«
    »Ich bin in fünfunddreißig Minuten zur Stelle.«
    »Nicht früher?«
    »Wenn ich schneller fahre, besteht auf den hiesigen Straßen die Gefahr, dass ich mich um einen Baum wickele oder in eine Schlucht stürze.« Sie verstummte, und Puller hörte sie auf nackten Füßen umherlaufen und Schubladen öffnen, aus denen sie nun ohne Zweifel Kleidungsstücke zerrte. »Hören Sie, Puller, könnten Sie mir ’nen Gefallen tun und den Tatort zeitweilig unter Aufsicht nehmen? Ich rufe den Polizeibeamten an, der eigentlich dort sein sollte, und reiße ihm den Arsch auf.«
    »Ja, ich kann den Tatort bewachen. Sind die Leichen noch drinnen?«
    »Warum?«
    »Falls ja, möchte ich sie mir ansehen.«
    »Die Leichen sind noch im Haus.«
    So etwas musste als ziemlich langer Verbleib der Leichen am Tatort gelten, doch Puller verkniff sich jede Bemerkung darüber. In gewisser Hinsicht war er froh. Er wollte sich alles so anschauen, wie der Täter es zurückgelassen hatte.
    »Selbstverständlich werde ich am Tatort kein Durcheinander anrichten«, sagte Puller. »Haben Sie nach Fingerabdrücken gesucht? Spuren gesichert?«
    »Ist weitgehend geschehen. Den Rest will ich am Vormittag erledigen.«
    »Na gut. War es gewaltsames Eindringen?«
    »Hinweise darauf wurden keine gefunden.«
    »Also kann ich die Haustür benutzen?«
    »Sie ist abgeschlossen. Jedenfalls müsste sie es sein.«
    »Ich gehe trotzdem durch die Haustür rein.«
    »Puller …«
    »In fünfunddreißig Minuten.«
    »Gut, bis dann«, sagte Cole langsam. »Und … vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Puller trennte die Verbindung und schaute sich nach allen Seiten um. Er befand sich in einer kurzen Sackgasse mit acht Häusern. Alle lagen im Dunkeln. Um diese frühe Morgenstunde konnte man so etwas schwerlich als ungewöhnlich bewerten. Vor jedem Haus standen auf dem Stellplatz Autos. In beiden Richtungen umgab Waldland die Rückseiten der Häuser.
    Er entnahm dem Armeerucksack mehrere Gegenstände und steckte sie in eine faltbare Umhängetasche, die er stets bei sich hatte. Dann schob er sich ein Bügelmikrofon übers Ohr und verband es mit dem Rekorder, den er in eine Gürteltasche schob. Zuletzt zog er ein Paar hellblaue Handschuhe an.
    An der

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