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John Puller 01 - Zero Day

John Puller 01 - Zero Day

Titel: John Puller 01 - Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Füße ebenfalls.
    Puller näherte sich und berührte die Haut des Toten. Noch ein klein bisschen warm, aber in rascher Abkühlung begriffen. Lange konnte der arme Kerl noch nicht tot sein. Nur zur Sicherheit tastete Puller nach dem Puls. Nichts mehr. Das Herz hatte zu schlagen aufgehört, und damit waren auch sämtliche übrigen Körperfunktionen zum Erliegen gekommen. Der Mann befand sich jenseits jeder Wiederbelebungsmöglichkeit.
    Die Täter hatten sich den Streifenwagen genommen. Warmes Öl, warme Leiche.
    Der Erhängte wirkte noch jung. Als Unterster der Hierarchie hatte er die Arschkarte gezogen und nachts Leichen bewachen müssen. Jetzt war er selbst eine.
    Puller betrachtete die Uniform. Sie sah nach der hiesigen Polizei aus. Auf dem Ärmelwappen stand: Drake County. Puller warf einen Blick auf das Pistolenhalfter. Es war leer. Keine Überraschung. Ein Bewaffneter ließ sich nicht widerstandslos aufknüpfen. Das Gesicht war infolge der Strangulation so stark geschwollen, dass Puller nicht erkennen konnte, ob der Mann geschlagen worden war.
    Er bückte sich und schaltete den Ventilator aus. Das Schrumm-wuusch-schrumm verstummte.
    Puller trat noch näher an die Leiche heran und entzifferte mithilfe der Nachtsichtbrille das Namensschild: Wellman.
    So was Dreistes, dachte er. Diese Dreckshunde kehren um und ermorden auch noch einen Polizisten. Nach vollbrachtem Verbrechen kehren sie an den Tatort zurück.
    Was hatten sie übersehen? Oder vergessen?
    Im nächsten Moment rannte Puller die Treppe hinauf.
    Da kam jemand.
    Er schaute auf die Uhr.
    Es konnte Polizeisergeant Samantha Cole sein.
    Vielleicht auch nicht.
     

 
    9
    Die Frau stieg aus ihrem Auto. Es war kein Streifenwagen, sondern ein schmuckloser, vermutlich schon jahrzehntealter Kleintransporter mit Allradantrieb und drei Funkantennen auf dem Dach der Fahrzeugkabine. Außerdem hatte er einen weißen Sonderaufbau mit Seitenfenstern und eine hochklappbare Hecktür mit dem Chevy-Firmenlogo . Der hellblaue Anstrich des Wagens war keinesfalls die Originallackierung.
    Samantha Cole erschien nicht in Uniform. Stattdessen trug sie ausgeblichene Jeans, ein weißes T-Shirt, eine Windjacke der Universität West Virginia und abgewetzte, kniehohe Stiefel. Aus ihrem Schulterholster ragte der Griff eines .45er Revolvers der Marke King Cobra mit doppelter Hahnbewegung. Sie hatte die Waffe links hängen, was bedeutete, dass sie Rechtshänderin war und das Cross-over-Ziehen anwandte. Ohne Stiefel musste sie knapp eins fünfundsechzig groß sein. Sie hatte eine schlanke, sportliche Figur und lehmblondes Haar, das bis auf die Schultern fiel. Große blaue Augen. Die Wangenknochen waren ausgeprägt; möglicherweise hatte sie indianische Vorfahren.
    Sie war eine attraktive Frau, aber mit der harten, zynischen Miene eines Menschen, dem gegenüber sich das Leben nicht als übertrieben freundlich erwiesen hatte.
    Cole musterte Pullers Malibu und kam dann zu dem Haus, in dem die Familie Reynolds tot in einer Reihe saß. Eine Hand am Revolver, stiefelte sie den Kiesweg hinauf.
    Sie ging am Lexus vorbei, als es geschah.
    Die Hand zuckte vor und packte sie, bevor sie es überhaupt merkte. Der Zugriff war eisenhart. Cole hatte keine Chance. Sie wurde zu einer gebeugten Haltung gezwungen und auf die andere Seite des Autos gezerrt.
    »Scheiße!« Sie zerrte an den langen dicken Fingern, konnte den Griff aber nicht lockern. Mit der anderen Hand versuchte sie, die Waffe zu ziehen, doch es gelang nicht, weil der Angreifer ihr den Arm an den Leib drückte. Cole blieb wehrlos.
    »Beruhigen Sie sich, Cole«, raunte ihr eine Stimme ins Ohr. »Hier könnte irgendwo ein Heckenschütze versteckt sein.«
    »Puller?«, fauchte sie und drehte den Kopf. Puller gab sie frei und kauerte sich neben den vorderen rechten Kotflügel des Lexus. Er schob die Nachtsichtbrille auf die Stirn hoch. Die M11 hielt er in der Faust. Die zweite Pistole steckte wieder im hinteren Holster.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Sie hätten mir fast einen Herzinfarkt beschert. Ich hatte Sie gar nicht bemerkt.«
    »Das gehört irgendwie dazu.«
    »Und Sie haben mir fast den Arm zerquetscht. Sind Sie bionisch nachgerüstet, oder was?«
    Er hob die Schultern. »Nein, ich bin nur in der Armee.«
    »Warum haben Sie mich angefallen?«
    »Heißt Ihr Untergebener Wellman?«
    »Was?«
    »Der Polizist, der diese Nacht hier Wache halten sollte.«
    »Ja, Larry Wellman. Woher wissen Sie seinen Namen?«
    »Jemand hat ihn im Keller

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