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John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schnappten oft gierig nach der Beute.
    »Das Wasser habe ich in der Nacht nicht gesehen«, sagte Cameron. Für seinen Geschmack hatte er endlos lange geschwiegen.
    »Wir sind an ihm vorbeigekommen. Allerdings auf dem Rückweg zu meinem Haus«, erklärte Greta.
    »Da habe ich nicht viel gesehen.«
    »Es war eben zu dunkel.«
    »Nein!« widersprach er heftig. »Gut, ich gebe zu, daß es dunkel gewesen ist. Aber es war auch anders. Da steckte dieser verdammte Wald voller Leben. Da war er grausam. Da ist was rausgekommen, was sich versteckt gehalten hat. Da konnte ich nicht die Hand vor Augen sehen. Da hat es keinen normalen Boden mehr gegeben, sondern einen aus Würmern hergestellten Teppich. Verstehst du das?«
    »Schon, aber …«
    »Okay, ich will das Rätsel lösen. Und ich will sehen, wie du deinen verdammen Rollstuhl verläßt und so normal gehen kannst wie ich. Ist das klar?«
    »Ja – schon. Aber willst du hier im Wald bleiben, bis es dunkel wird?«
    »Nein, das habe ich nicht vor.«
    »Dann wirst du mich nicht anders erleben können. Denn erst bei Dunkelheit bekomme ich die Kraft, die nötig ist, um mich wieder normal zu bewegen.«
    »Und mich wird der Wald fressen, wie?« Cameron war wütend geworden und stieß den Rollstuhl ruckartig vor.
    Greta klammerte sich noch stärker fest. Für einen Moment hatte sie Angst davor gehabt, doch noch zu fallen, aber sie kippte nicht.
    »Er frißt niemanden, der ihm wohl gesonnen ist.«
    »Das bin ich nicht, wie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Killer lachte bitterböse auf und schob den Stuhl weiter. Er kannte sich nicht aus. In diesem grünen Licht sah alles fast genauso gleich aus wie in der Dunkelheit, und er wollte endlich dorthin gelangen, wo er zusammengebrochen war.
    »Wo sind die Steine?« fragte er.
    »Was meinst du?«
    »Gib Antwort, sonst fahre ich wieder zurück.«
    »Es sind keine Steine«, sagte die Gelähmte.
    »Ha, ha, was sind sie dann?«
    »Grabsteine.«
    »Bitte – wie?«
    »Ja, es sind die Grabsteine, denn unter ihnen liegen die wahren Kräfte verborgen.«
    »Wie toll. Wer ist das?«
    »Die alten Götter.«
    Perry Cameron schwieg. Er mochte sich mit diesem Thema nicht auseinandersetzen, fügte sich jedoch, als ihm Greta den Richtungswandel angab und er den Rollstuhl nach links drängte.
    Die Luft war dicker und feuchter geworden. In den Kronen der alten Bäume bildeten Moos und Blätter dunkelgrüne, nach unten hängende Fahnen. In einem Urwald konnte es kaum schlimmer aussehen als hier.
    In der feuchten Schwüle schwitzte der Killer. Insekten flogen heran, als wären sie vom Schweiß angezogen worden. Sie umsummten ihn, sein nasses Gesicht, die verklebten Haare, und er war dabei, seinen Vorsatz zu bereuen. Dieser Wald war sein Feind. Er spürte es mit jedem Schritt deutlicher. Wie eine Warnung löste sich eine Schweißperle aus seinem Nacken, um in einer langen, kalten Bahn an seinem Rücken nach unten zu rinnen.
    »Wie weit ist es noch?« fragte er.
    »Nicht mehr weit.«
    »Das ist keine Antwort.«
    Greta Kinny deutete nach vorn. Sie hielt die Hand ausgestreckt, und der Arm schaukelte im Rhythmus der Rollstuhlbewegungen mit. »Dort vorn beginnt eine kleine Lichtung. Dort befinden sich die Gräber.«
    »Gräber ist gut.«
    »Man nennt sie so.«
    »Denkst du denn, daß ich diesen Quatsch glaube?«
    »Das mußt du nicht.«
    »Aber …«
    »Nichts aber.«
    Der Killer knirschte mit den Zähnen. Der Eindruck, nicht mehr die Oberhand zu haben, verdichtete sich immer mehr. Im Haus war er es gewesen, der den Ton angegeben hatte, aber seit dem Betreten des Waldes kam er sich wie auf der Verliererstraße vor.
    Er drehte den Kopf, während er den Rollstuhl weiterschob. Vom Rand des Waldes und vom Haus der Frau war nichts mehr zu sehen. Nicht mal ein heller Streifen.
    Wieder fühlte er sich Wie ein Gefangener. Die alten Bäume waren seine Wächter, die dafür Sorge trugen, daß er dieses Gebiet aus eigener Kraft nicht verlassen konnte. Sie umstanden ihn, aber er sah in ihnen keine Gesichter mehr. Keine hölzernen und toten Augen. Keine Arme, die lianenhaft nach ihm griffen, sie waren wieder normal, nur bedeckt von dieser grünen Schicht.
    »Da sind sie!«
    Gretas Stimme hatte den Gedankengang des Killers unterbrochen. Er schaute nach vorn, und plötzlich schlug sein Herz schneller, weil ihn wieder die schreckliche Erinnerung überkam.
    Die beiden grauen und teilweise mit grünem Schleim überwachsenen Steine rührten an seiner Erinnerung dieser furchtbaren

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