John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)
dazu?«
»Wir sollten erst etwas dazu sagen, wenn wir dort sind.«
»Ja.« Er faßte Suko am Jackenärmel an. »Und wissen Sie was? Ich habe sogar Angst. Ich habe wirklich eine verfluchte Angst davor bekommen, daß sich Greta in einer Gefahr befindet, aus der sie allein nicht mehr herausfindet.«
Durch unser Schweigen stimmten wir ihm zu. Zumindest nahm er es als Zustimmung auf. Ich jedoch – und Suko wahrscheinlich auch – dachte an andere Möglichkeiten. Vielleicht war sie nicht so harmlos, wie sie von ihrem Vater eingeschätzt wurde. Es konnte durchaus sein, daß sie sich auf die eine oder andere Weise arrangiert hatte und ihren Vater schwer enttäuschen würde.
Das mußten wir herausfinden. Sehr bald fuhren wir ab. Und der bittersüße Geschmack in meinem Mund blieb …
*
Der Killer betrat die Küche durch dieselbe Tür, wie er sie auch verlassen hatte. Er nickte der im Rollstuhl sitzenden jungen Frau zu und war voll des Lobes. »Das hast du gut gemacht, wirklich gut. Ich kann dir dazu nur gratulieren.«
Greta schwieg und senkte den Kopf. Sie empfand das Lob des Mannes als blanken Hohn, aber sie sagte nichts dazu und hielt sich zurück. Es war für sie nicht einfach gewesen, Ginette wieder wegzuschicken. Die Freundin hatte nicht gehen wollen. Sie fühlte sich für Greta verantwortlich, und es hatte sie wirklich große Überredungskünste gekostet, Ginette wegzuschicken.
Natürlich war sie mißtrauisch geworden. Sie würde sicherlich auch mit ihrer Mutter darüber sprechen, aber gewisse Dinge ließen sich einfach nicht vermeiden. Nur wollte Greta kein Wort ihres Verdachts dem Killer gegenüber äußern.
Perry Cameron war vor der Gelähmten stehengeblieben. Er streckte seine Hand aus, die Finger berührten das Kinn, und er hob mit einer sachten Bewegung den Kopf der jungen Frau an, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.
»Gut gemacht.« Er lächelte.
Greta sagte nichts. Ihr gefiel auch das Lächeln des Mannes nicht, denn sie sah es einfach als schmierig und auch hintergründig und falsch an.
Ihre Hände bewegten sich unruhig auf den seitlichen Stützen des Rollstuhls hinweg. Sie wollte ihn nicht anschauen, denn er machte auf sie den Eindruck eines Monsters, das sich nur verkleidet hatte. Sie war wieder mit ihm allein, und er konnte sein verfluchtes Spiel fortführen.
Wahrscheinlich würde er darüber nachdenken, wie er ihren Vater am besten in die Gewalt bekam, aber das konnte dauern, und so blieb ihr nichts anderes übrig als abzuwarten und darauf zu hoffen, keinen für sie folgenschweren Fehler zu begehen.
»Jetzt haben wir Zeit«, sagte Cameron und setzte sich auf einen Stuhl.
»Sicher.«
Er deutete auf das Fenster. »Es wird heiß hier im Haus, denke ich.«
»Im Sommer immer«, erklärte Greta tonlos.
»Kann ich mir denken, aber ich will dir auch ehrlich gestehen, daß ich Hitze nicht mag. Du wohnst sehr einsam, der Wald liegt in der Nähe, und ich habe ihn in keiner guten Erinnerung behalten. Wie wäre es denn, wenn wir beide uns den Wald einmal bei Tageslicht anschauen?«
Greta Kinny gab vorerst keine Antwort. Sie konnte sich kaum vorstellen, daß ihr diese Chance geboten wurde. Der Killer hatte es aber ernst gemeint, denn er wiederholte seinen Vorschlag, und Greta überkam der Eindruck, daß er an einer völligen Selbstüberschätzung litt, was ihr nur angenehm sein konnte.
»Warum gibst du mir keine Antwort?«
Sie schluckte. Was sollte sie auch sagen? Der Vorschlag hatte sie überrascht. Auf keinen Fall wollte sie davon sprechen, daß im Wald zahlreiche ihrer Freunde lebten. Daß sie mit ihnen besser zurechtkam als mit Menschen.
Greta wollte es natürlich, aber sie ließ sich Zeit damit. Ihre Finger umkrampften die beiden Lehnen. »Ich weiß nicht so recht. Ich kann ja nicht laufen.«
»Macht nichts. Ich bin kräftig genug, um dich schieben zu können. Und so dicht ist der Wald nun auch wieder nicht.«
»An vielen Stellen schon.«
»Dann suchen wir uns eben die anderen aus. Außerdem mag ich Wälder, muß ich dir ganz ehrlich sagen. Sie sind für mich so etwas wie ein immer fließender Quell der Inspiration und der Kreativität. Im Wald wird mir sicherlich einfallen, wie es zwischen uns beiden weitergehen soll. Denk immer daran, daß ich deinen Vater will.«
»Das habe ich nicht vergessen.«
»Wie schön. Dabei kommt es dann auf dich an, ob du überlebst oder nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir reden später darüber. Willst du nun – oder willst du
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