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John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod

John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Spiegel!
    Bisher war er durch das Bild verdeckt gewesen, nun schaute der Superintendent hinein.
    Die Spiegelfläche selbst schien aus Schatten zu bestehen, die sich nicht mehr bewegten und sich irgendwann einmal festgefressen hatten.
    Sir James konnte sich trotzdem darin erkennen. Aber es störte ihn, denn was er da sah, war nicht mehr sein normales Spiegelbild, sondern mehr ein Schatten seiner selbst.
    Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Spiegel zeigte tatsächlich einen schattigen Umriß und die gesamte Klarheit des Körpers.
    Sir James war kein Dummkopf. Auch wenn er nicht zu den Menschen gehörte, die an die »Front« geschickt wurden, so wußte er doch Bescheid, denn seine Mitarbeiter John Sinclair und Suko informierten ihn über jeden Fall und die eintretenden Entwicklungen. Er wußte, daß Spiegel nicht gleich Spiegel war. Daß es diese Spiegel gab, die es einem Menschen erlaubten, einen Blick in andere Dimensionen zu werfen. Und nicht nur das. Manchmal waren sie sogar der Einstieg in fremde Welten.
    Auch hier?
    Sir James richtete sich innerlich darauf ein, ohne jedoch den anderen Mann darauf anzusprechen. Er blieb gelassen. Welche Gedanken sich hinter seiner Stirn abspielten, davon bekam sein seltsamer Gastgeber nichts mit.
    Er blieb neben Sir James stehen. »Sie sind sicherlich überrascht, diesen Spiegel zu sehen?«
    »Ja, das bin ich, Harvey. Ich bin nicht nur überrascht, ich zeige mich auch ein wenig befremdet darüber, daß Sie diesen Spiegel unter einem Bild versteckten. Aber Sie werden es nicht grundlos getan haben, denke ich mir.«
    »Sir James, da haben Sie recht.«
    »Danke.«
    Man unterhielt sich noch kultiviert, aber die Spannung stand durchaus zwischen ihnen. Einem dritten Beobachter hätte es auch so vorkommen können, als würden sich die beiden gegenseitig belauern.
    Harvey Patterson nickte dem Spiegel zu. Da er neben Sir James stand, war auch er in der Fläche zu sehen. Ebenfalls nicht klar, mehr schattig.
    Wie jemand, der sich in die Fläche hineingedrückt hatte und vor ihren wolkigen Unebenheiten teilweise verschluckt wurde.
    Sir James wollte den Mann aus der Reserve locken und fragte: »Der Spiegel scheint mir ein gewisses Alter zu haben. Außerdem sieht er recht wertvoll aus.«
    »Das ist der Fall.«
    »Darf ich fragen, woher Sie ihn haben?«
    »Ich werde gleich darauf zurückkommen, Sir James. Wichtig ist das, was ich vorhin andeutete.«
    »Sie denken an die Assassinen?«
    »Ja, an sie. Denn sie sind die Basis meines Tuns.«
    »Meuchelmörder?«
    Patterson zuckte zusammen. »Hören Sie doch auf. Lassen Sie ihre Vorurteile weg.«
    »Ich bitte Sie, Harvey, das ist zum Teil geschichtlich bewiesen.«
    »Ja, ja, ich weiß, aber sie waren nicht nur treue Diener ihrer Herren, sondern sehr gebildete Menschen, die sich allem Neuen gegenüber aufgeschlossen zeigten.«
    »Wie das?«
    »Ich will es Ihnen erklären, Sir James. Und es hängt auch mit ihm hier zusammen.« Er streckte den Arm aus und deutete auf den Spiegel. »Er spielt eine wichtige Rolle.«
    »Das dachte ich mir. Woher haben Sie ihn? Stammt er aus der alten Zeit?«
    »Ja.«
    »Dann muß er wertvoll sein.«
    Harvey Patterson lachte. »Wertvoll? Das ist kein Ausdruck. Er ist unermeßlich wertvoll, man kann es nicht fassen. Aber nicht nur wertvoll im Sinne eines Antiquitätenhändlers, der einen hohen Preis dafür erzielen will. Diesen Spiegel macht etwas besonderes so gut wie unbezahlbar. Er gibt den Blick in andere Welten frei. Er ist von den Assassinen aus dem Orient mitgebracht worden, und er war damals schon alt, denn sie haben ihn von den Ägyptern. Ein Spiegel, der einmal Nofretari gehört hat.«
    Sir James bewies seine Allgemeinbildung, als er fragte: »Was das nicht die Lieblingsfrau von Ramses, dem Pharao?«
    »Sehr gut«, lobte ihn Patterson.
    »Und dieser Spiegel wurde von den Assassinen gefunden und dann mitgenommen.«
    »So ist es gewesen.«
    »Und weiter?«
    »Sie hüteten ihn wie einen kostbaren Schatz. Sie wußten, was er bedeutete. Er gab ihnen Gelegenheit, an die Magie und an das Wissen der alten Ägypter heranzukommen.« Patterson lachte auf. »Niemand kann heute ermessen, wie überlegen die Assassinen den meisten Menschen waren. Sie behielten ihr Wissen allerdings für sich. Nur hin und wieder ließen sie es aufblitzen, wenn sie Kultur und Wissenschaft beeinflussen wollten.« Patterson schüttelte den Kopf, als er flüsterte: »Und dieser Spiegel hat nichts von seiner Macht verloren. Nofretari hat ihn einmal

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