Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
blutenden Löchern in der Brust kräuselte.
    Ein lauter Warnton erklang. Die Klappe zum Ofen schwangunvermittelt auf, Hitze und Rauch fluteten den Raum. Sia konnte in die Kammer sehen, auf deren Boden die kokelnden Reste von Mann und Plastiksack lagen.
    »Allvater! Odin, beschütze mich! Was geht’n hier ab?« Der junge Sachse mit der Oberschenkelwunde wühlte panisch in seiner Jackentasche und zog eine halbautomatische Pistole. »Weg von mir, ihr Viecher!« Er schoss abwechselnd auf die Werwölfe und den Maskierten und traf ihn zweimal ins rechte Bein. Keine Reaktion. Weder Schreien noch Wanken. Es war, als hätten die Kugeln gar nicht getroffen. »Verpisst euch!«
    Sias Augenbrauen hoben sich.
Harter Bursche – oder eine Prothese.
    »Chance verpasst.« Der Maskierte streckte den Schützen mit einem Schnellschuss in den Hals vollends nieder.
    Einer der Werwölfe nutzte die Gelegenheit und sprang ihn an, packte seine Arme und bog sie mit den Waffen zur Seite, schnappte knurrend nach dem Hals und setzte sofort nach, als der Mann auswich.
    Bevor der Maskierte zur Gegenattacke ausholen konnte, warf sich das zweite Wandelwesen gegen die beiden Kämpfenden und trieb sie in den Ofen; sie taumelten überrumpelt hinein.
    Der Werwolf schloss die Luke mit seinen gewaltigen Kräften manuell und verkeilte sie mit einer hastig herausgerissenen Bodenschiene. Die klauenartigen Finger mit den langen, scharfen Nägeln pressten die Funktionsknöpfe an der seitlichen Wand des Ofens.
    Sia hörte das leise Fauchen, mit dem die Gasflammen im Innern wieder zum Leben erwachten.
Oh, schade, schade. Das ist Pech für den weißen Ritter.
    Gleichzeitig heulte die darin eingesperrte Bestie los. Mehrfache Detonationen erklangen. Die Munition der Pistolen ging vermutlich durch die Hitze von selbst los, oder der Mann erlegte den Werwolf noch eiskalt, bevor er selbst verbrannte.
    Bedauerlich.
Sia empfand Enttäuschung über den Ausgang. Erstens, weil sie dem Maskierten mehr zugetraut hätte, zweitens, weil sie seine Arbeit zu Ende führen musste. Werwölfe in Leipzig, das ging überhaupt nicht – woher auch immer sie kamen.
    Sie beobachtete, wie sich die Kreatur ächzend in einen Mann zurückverwandelte. Knisternd und knackend verschoben sich die Knochen, die Statur wurde menschlicher, und das Fell zog sich in die Haut zurück.
    Ob sich die Verwandlungen immer derart leicht und schnell vollziehen?
Sia überlegte, wie sie den Werwolf vernichten konnte. Da sie kein Silber bei sich trug, blieb ihr nur, dem Mann den Kopf abzutrennen.
Oder ich warte, bis er hinausgeht, und erledige ihn im Freien mit einem Blitzschlag.
    Durchdringender Bestiengeruch drang in ihre Nase.
Zu spät!
Eine Hand packte sie im Nacken.
    Sia wurde gegen die Wand geschleudert, fing aber den Aufprall vorher ab. Sie nahm die geringen Schmerzen als Strafe für ihre Nachlässigkeit.
Das Mädchen habe ich total vergessen.
    Sie duckte sich unter der nächsten Attacke hindurch.
    Eine nagelbewehrte Klaue fuhr über sie hinweg und zerschlug die weißen Gangfliesen, ließ klirrend Splitter auf den Boden regnen.
    Die Vampirin zog ihren zweiten Dolch, während sie mit dem ersten hinter sich stach, dorthin, wo sie den Solarplexus ihrer Gegnerin vermutete. Sie traf. Dabei drehte sie sich, stand dicht vor der Werwölfin und führte einen kraftvollen Sichelschnitt von rechts nach links.
    Die Klinge zerschnitt statt der Kehle das weit geöffnete Maul, da die Bestie nach ihr geschnappt hatte. Das Metall kappte Muskeln und Bänder, so dass der Unterkiefer herabbaumelte. Mit einem erbärmlichen Heulen zuckte die Werwölfin zurück.
    »Bleib doch, Jenny!« Sia gewährte ihr keine Flucht, wich den schlagenden Armen aus und trieb den steckenden Dolch bis zumHeft in das Sonnengeflecht. Die Wölfin jaulte noch lauter. »Keine Angst, es ist kein Silber.« Die zweite Schneide fuhr dieses Mal seitlich in den Hals und durchtrennte mit einem harten Ruck das Rückenmark.
    Die klagenden Laute erstarben, schlaff fiel die junge Bestie nieder.
    Aber es reicht dennoch für dich.
Hastig trat sie die Tür zum kargen Kremierungsraum auf und stürmte hinein, bevor der letzte Werwolf ihr in den Rücken fallen konnte. Außer ein paar Regalen und den Trümmern des Schreibtischs mitsamt PC und Monitor gab es darin nichts.
    Der nackte Mann hob just die Pistole des erschossenen Sachsen auf und richtete die Mündung gegen sie, drückte ab.
    Sia wich mit schnellen Bewegungen aus und kam fauchend auf ihn zu, die Kiefer weit

Weitere Kostenlose Bücher