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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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geöffnet und ihm ihre tödlichen Fangzähne weisend. Keine der Kugeln traf.
    Jetzt zeigte der Mann deutliche Angst. Er wich rückwärts und schoss weiter, bis der Schlitten der Halbautomatik hinten arretierte: Das Magazin war leer.
    Sia versetzte ihm einen Tritt gegen die Brust, so dass er bis zur anderen Wand flog und daran hinabrutschte. Im nächsten Augenblick war sie neben ihm, setzte ihm eine Schneide an die Kehle, die andere gegen das Genital. »Wage es nicht, dich in einen Werwolf zu verwandeln«, raunte sie drohend und verstärkte den Druck, um ihn zum Aufstehen zu zwingen.
    Er schluckte heftig, grollte. Mit Mühe beherrschte er sich, kleinere dicke Härchen sprossen dennoch bereits am Hals, der Bart wurde dichter. »Was bist du?«
    »Wie viele seid ihr?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage. »Was haben Werwölfe in meinem Leipzig verloren?«
    »Warum sollten wir nicht hier sein?« Er knurrte. »Wieso
dein
Leipzig? Bist du eine Vampirin? Ich habe noch keine leibhaftig gesehen.«
    »Was treibt ihr im Krematorium?«
    Er sah ihr in die Augen. »Du lebst ebenfalls hier? Schließ dich uns an! Wir rotten den Abschaum aus, um die Stadt von ihnen zu säubern.«
    Sia lächelte herablassend. »Ich auch. Gerade eben.« Antwort genug.
    Der Mann biss die Zähne fest zusammen, schielte auf die Schneide. »Das sind keine Silberdolche. Du bist …«
    »Ich habe eben Jenny auf dem Flur den Kopf abgeschnitten. Das reicht, um euch zu vernichten.« Sie nahm die Klinge vom Genital, kreuzte die Dolche wie die Schenkel einer Schere an seinem Hals. »Noch mal: Wie viele seid ihr?«
    Die Frage schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Nur noch ich.«
    »Was ist mit diesem zweiten Jagdtrupp?«
    »Ich kenne sie nicht!« Er sah zu dem Blonden, aus dessen zerschossenem Gesicht es immer noch rauchte. »Frieder war der Verbindungsmann.«
    Sia lächelte kalt. »Kein guter Abend für euch.« Ansatzlos ließ sie die Schneiden zuschnappen und durchtrennte die Haut, das Fleisch und das Rückgrat.
    Der Schädel löste sich und fiel auf den Boden, der Körper kippte zur Seite. Das Blut des Mannes spritzte einige sterbende Herzschläge lang, bis es bald darauf nur noch aus den zerschnittenen Adern lief und einen kleinen roten See auf den Fliesen bildete.
    Der ungewöhnliche Geruch stieg in Sias Nase.
Werwolfblut
. Sie tunkte einen Finger hinein.
Oder ist es nun keines mehr, weil ich ihn umgebracht habe?
    Sie leckte etwas davon vorsichtig ab, schnalzte und schmatzte wie bei einer Weinverkostung. Sie spürte nichts Ungewöhnliches, weder in der Wirkung noch vom Geschmack her.
    Normales Blut. Es wandelt sich mit dem Tod.
Sosehr sie Durstverspürte, es war ihr auf unbestimmte Weise zuwider, ihn damit zu stillen.
Vielleicht sauge ich den Fahrer aus.
    Kurz dachte sie darüber nach, woher diese Bestien stammten. Sie zweifelte nicht daran, dass Dämonen, die Vampire in die Welt der Menschen schleuderten, auch solche Bestien erschaffen konnten.
Anscheinend habe ich die Taten der Werwölfe zu oft für das Werk der Umbra gehalten.
    Sia sah sich um und beschloss, das Krematorium aufzuräumen, bevor sie ging.
Na schön. Ordnung muss sein.
Es würde keine Toten geben. Um Kamerad Fandow am Eingang würde sie sich auch kümmern. Leipzig brauchte nicht noch mehr Aufregung. Eine Meldung in der Volkszeitung über Vandalismus im Krematorium genügte vollends.
    Sie trat an den Ofen heran und schaltete die Befeuerung ab. Das Thermometer zeigte warnend um die fünfhundert Grad an. Dann öffnete sie die Luke.
    Eine Hitzewelle rollte ihr entgegen, obwohl sie seitlich stand.
    Los geht’s.
Sia schnappte sich den Fuß des Enthaupteten und schleifte ihn vor den Eingang.
    Der zweite Jagdtrupp bereitete ihr wenig Sorgen. Ohne Frieder wussten sie nicht, was sie tun sollten. Die Polizei würde von ihr handfeste Hinweise auf die Spinner und deren Verbrechen bekommen.
Sollen die sich darum kümmern.
    »Was, zur …?« Überrascht blieb sie stehen und blickte auf den nackten, trainierten Körpers eines Mannes, der von grauem Staub umgeben war. Der Kopf der Leiche war zur Seite gewandt, und sie erkannte ein glattrasiertes, sympathisches Gesicht. Von der Statur her konnte es nur der Weißgekleidete sein. Das Feuer hatte ihn erstickt und ihm die Kleidung vom Leib gebrannt, ihn selbst jedoch unversehrt gelassen. Nicht einmal die halblangen schwarzen Haare waren versengt.
    Das habe ich noch nie erlebt!
Sia ließ den Fuß des enthaupteten Werwolfs los und näherte sich dem Ofen, aus dem

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