Judith McNaught
stöhnst, und ich möchte in deinen Armen aufwachen.« Er strich über
ihre Wangen und wischte mit seinen Daumen zwei Tränen aus ihren Augenwinkeln.
»Und als letztes möchte ich dich an jedem Tag meines Lebens sagen hören 'Ich
liebe dich'. Wenn du zu dieser Forderung jetzt noch nicht bereit bist, dann
warte ich gerne bis heute nacht, denn dann, glaube ich, wirst du es sagen. Und
für alle diese Zugeständnisse werde ich dir jeden Wunsch erfüllen, soweit es in
meiner Macht steht. An dem, was zwischen uns im Bett in Claymore passiert ist,
war nichts Schmutziges ...«
»Wir haben uns geliebt!« entgegnete
sie schamrot.
»Sheridan«, sagte er ruhig, »wir
haben uns von dem Augenblick an geliebt, wo dein Mund meinen berührt hat.«
Er wollte nicht, daß sie sich
deswegen schämte. Sie sollte stolz darauf sein und es als ein besonderes Geschenk
des Schicksals empfinden, aber er merkte, daß er damit Unmögliches von einem
jungen, unerfahrenen Mädchen erwartete.
Er war schon bereit, alle Schuld für
das Verlangen, das sie beide empfunden hatten, auf sich zu nehmen, aber da
beugte sich die Frau, die er liebte, über seine Handfläche und drückte einen
Kuß hinein. »Ich weiß«, flüsterte sie einfach.
Diese beiden Worte erfüllten ihn mit
so großem Stolz, daß er dachte, er würde platzen. Ich weiß. Keine
Vorwürfe, keine Ausflüchte, keine Widerstände.
Statt dessen hob sie ihre Augen und
blickte ihn an, und in ihren unergründlichen Tiefen sah er nur süße Zustimmung
und stille Freude.
»Kommst du jetzt mit mir hinein?«
»Ja.«
Einundsechzigstes Kapitel
Seine Ehefrau seit gerade einmal zwei
Stunden rührte sich widerstrebend, als die Kutsche plötzlich anhielt, und mit
dem gleichen Widerstreben löste Stephen seine Lippen von ihren. »Wo sind wir?«
fragte sie matt flüsternd.
»Zu Hause«, erwiderte Stephen, ein
wenig erstaunt über den heiseren Klang seiner eigenen Stimme.
»Bei dir?«
»Bei uns«, berichtigte er, und
Sherry überlief ein Schauer des Entzückens.
Ein Diener öffnete die Kutschentür
und griff hinein, um die Stufen herunterzulassen. Sherry bemühte sich
halbherzig, ihre Haare in Ordnung zu bringen, indem sie mit den Fingern hindurchfuhr
und sie aus der Stirn schob. Während sie das tat, bemerkte sie, daß sein Blick
zu ihrem Haar wanderte und es zärtlich musterte, wobei die winzigen Falten in
seinen Augenwinkeln sich zu einem gedankenverlorenen Lächeln zusammenzogen.
»Woran denkst du?« fragte sie.
Sein Lächeln vertiefte sich. »An
etwas, woran ich gedacht habe, seit du in London aus dem Ankleidezimmer gekommen
bist, mit einem Handtuch um den Kopf, und mir mit düsterer Stimme verkündet
hast, deine Haare seien so 'auffällig'.«
»Und woran mußtest du dabei denken?«
beharrte sie, während er aufstand und ihr die Hand reichte.
»Ich sage es dir später. Oder besser
noch, ich werde es dir zeigen«, versprach Stephen.
»Das klingt geheimnisvoll«, neckte
Sherry ihn.
Vier Jahre lang hatten sich Frauen
Stephen an den Hals geworfen in der Hoffnung, eines Tages Herrin in dem palastartigen
Haus zu werden, das er geplant, gebaut und Montclair genannt hatte. Und nun
wartete er auf die Reaktion der Frau, die er sich schließlich als Herrin
auserkoren hatte.
Sherry schob ihre Hand in seine
Armbeuge, lächelte den Lakaien, die herausgekommen waren, um ihnen zu helfen,
freundlich zu, trat einen Schritt vor und blickte zu dem majestätischen,
weitläufigen Steinbau vor ihr auf. Sie blieb wie gebannt stehen und schaute
ungläubig auf die hell erleuchteten Fenster, dann schaute sie über ihre
Schulter zurück auf die lange gewundene Einfahrt, an deren Seiten luxuriöse
Kutschen standen, soweit sie blicken konnte. Sie warf ihm einen Blick zu und
fragte entsetzt: »Feierst du ein Fest?«
Stephen warf den Kopf zurück und
lachte aus vollem Hals, dann schlang er die Arme um sie und vergrub sein Gesicht
in ihrem Haar. »Ich bin verrückt nach dir, Lady Westmoreland. «
Sie war nicht beeindruckt von dem
Palast, aber sie war beeindruckt und erfreut von dem Klang ihres neuen Namens.
»Sheridan Westmoreland«, sagte sie laut. »Ich mag das sehr.« Hinter ihnen hielt
Nicholas DuVilles Kutsche, und Sherry fiel ihre ursprüngliche Frage wieder ein.
»Feierst du denn ein Fest?«
Stephen nickte, blickte zu DuVille
hinüber und wartete, bis er zu ihnen gestoßen war. »Heute ist der sechzigste Geburtstag
meiner Mutter. Ich gebe ihr zu Ehren einen Ball, deshalb kamen mein Bruder und
meine
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