Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
Leben kein Platz mehr. Eines Tages fliege ich nach Australien, nahm er sich vor. Und dann, fünf Jahre später, war sein Vater unerwartet an Herzversagen gestorben.
Natürlich buchte Jake sofort einen Flug, um an der Beerdigung teilzunehmen. Was er dort erlebte, überraschte ihn. Absichtlich hatte er sich einen Platz auf einer der hinteren Kirchenbänke gesucht und sah erstaunt die vielen Menschen, die in die Kirche strömten, um seinen Vater zu betrauern. Manche weinten – um seinen Vater, den er nie kennengelernt hatte. Um seinen Vater, der keinen Einspruch erhoben hatte, als seine Mutter dem gemeinsamen Sohn ihren Mädchennamen gab. Um den Mann, der keine Verbindung zu ihm gehabt hatte.
Doch als er der älteren Dame neben ihm anvertraute, dass der Tote sein Vater sei, wusste sie seltsamerweise mehr über ihn, als er gedacht hatte.
„Ich war eine von Old Docs Patientinnen – und Sie müssen Jake sein“, sagte sie, schniefte und lächelte ihn mit feuchten Augen an. „Sein amerikanischer Sohn. In Docs Sprechzimmer hing immer ein Babyfoto von Ihnen. Als ich ihm einmal sagte, es sei eine Schande, dass Ihre Mutter Sie mit in die USA genommen hat, antwortete er: Er ist und bleibt mein Sohn, und ich liebe ihn, egal, wo er lebt.“
Sein Vater hatte ihn geliebt? Das hörte er zum ersten Mal in seinem Leben. Die alte Dame wollte ihn den anderen vorstellen, aber er war so erschüttert, dass er einfach aufgestanden und gegangen war.
Vielleicht hätte er damals alles verkaufen sollen, aber irgendetwas hatte ihn von diesem Schritt zurückgehalten. Also bat er Rob, die Anwesen zu verwalten, und flog in die USA zurück. Zurück zu seiner Karriere als Chefarzt der Anästhesie am Manhattan Central.
Und nun war er wieder hier.
Die Lodge, eine elegante Ferienanlage für betuchte Urlauber und einst von Jakes Stiefmutter geführt, war in den ersten Wochen nach dem Feuer als Notunterkunft gebraucht worden. Inzwischen vermietete Rob wieder, auch wenn die Zahl der Gäste sich in Grenzen hielt. Und das große alte Haus auf dem Hügel, in dem Tori und ihre Freunde wohnten, hatte Rauchschäden erlitten und war die letzten sechs Monate als provisorische Tierklinik genutzt worden.
Vielleicht sollte er beides verkaufen und damit die letzte Verbindung zu seinem Vater kappen.
Um Rob machte er sich keine Sorgen. Sein Freund würde jederzeit wieder Arbeit finden. Im Moment flirtete er mit der Blondine vor ihnen, indem er beschleunigte, bis sie fast an der Stoßstange des Sportwagens klebten, dann das Tempo drosselte, ein paar Meter zurückfiel, um schließlich das Spielchen von Neuem zu beginnen.
Jake schüttelte darüber den Kopf, und Rob grinste und sagte: „He, ist ja gut. Mach dir Gedanken über dein eigenes Liebesleben.“
„Ich habe keins.“
„Eben. Mein Leben besteht aus Arbeit, Wein und Frauen. Deins aus Medizin, Medizin und noch mal Medizin. Ach, ja … und Sorgen. Übrigens völlig grundlos, mein Lieber, die Lodge wird bald wieder ausgebucht sein.“
„Wahrscheinlich.“ Wieso mache ich mir eigentlich Gedanken? fragte er sich. Das Weingut warf genug ab, um die Ferienanlage zu tragen, finanzielle Probleme hatte er auch nicht – weswegen war er überhaupt noch hier? Und das Farmhaus auf dem Hügel – Old Doc’s Place, wie sie es hier nannten –, warum wollte er da lange um den Preis feilschen? „Morgen sehe ich mir das Haus meines Vaters an, beauftrage einen Makler mit dem Verkauf und fliege wieder in die USA.“
„Zurück zu deiner Medizin.“
„Es ist mein Job.“
„Und dein einziger Lebensinhalt. Was meinst du, weshalb ich dich heute Abend zum Speed-Dating geschleppt habe? Du musst endlich anfangen zu leben.“
„Ich lebe.“
„Ja, klar“, spottete Rob. „Glaube ich dir aufs Wort.“
2. KAPITEL
Es war ein Wettlauf gegen die Zeit – und ausgerechnet jetzt hämmerte jemand an die Haustür. Ihre Helferin blickte fragend auf.
„Kümmern Sie sich nicht darum“, sagte Tori gepresst. „Wir verlieren sie.“
Anfangs hatte sich das Koalaweibchen erstaunlich gut von seinen Brandverletzungen erholt, aber dann entdeckte Tori vor einigen Tagen einen winzigen Abszess im Narbengewebe des rechten Hinterbeins. Trotz Antibiotika und bester Pflege breitete er sich weiter aus. Nur eine sorgfältige Wundausschneidung unter Narkose konnte noch helfen. Und genau da lag das Problem.
Wenn sie das Tier in die Stadt brachte, würde sie zwar einen Kollegen finden, der ihr assistieren konnte, aber der Transport
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