Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
Uhr nachmittags sah sie Andrew kein einziges Mal mehr.
Leider fing er sie auf dem Weg zum Ausgang im Flur ab.
„Haben Sie einen Moment Zeit für mich, Alice?“
„Eigentlich nicht. Ich muss nach Hause.“
„Sie können es wohl kaum erwarten, Feierabend zu machen?“
„Richtig. Es ist ein wundervoller Tag, und ich möchte ein wenig mit Ben ausreiten, bevor es dunkel wird.“
Völlig perplex blickte er sie an, und sie hatte das Gefühl, als wäre er bei ihren Worten innerlich zusammengezuckt.
„Ben?“
Alice nickte. „Mein Pferd. Sie kennen es, schon vergessen? Das Monster“, fügte sie hinzu.
„Emmy hat mir erzählt, dass es Uhr heißt.“
Alice verzog den Mund zu einem Lächeln. „Es heißt Big Ben wie die Uhr im Tower von London.“
„Ach so …“
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, aber er unterdrückte es. Andrew sah aus, als würde er es sich mit Gewalt verkneifen, zufrieden auszusehen. Alice ließ die kurze Unterhaltung noch einmal Revue passieren und hielt unwillkürlich den Atem an. Er freute sich also, dass Ben ein Pferd war.
Was hatte das zu bedeuten?
Ein warmes Gefühl durchströmte sie, als ihr klar wurde, dass die Anziehungskraft, die sie so deutlich spürte, nicht völlig einseitig war. Aber sie erstickte das zarte Hoffnungspflänzchen gleich wieder. Andrew vertraute ihr nicht, also war es wohl kaum mehr als körperliches Interesse.
Genau deshalb war es viel zu gefährlich, sich auf diesen Mann einzulassen. Sie hatte einfach mehr zu verlieren als er.
Und das Risiko wollte sie nicht eingehen.
Emmy saß in der großen orangeroten Schubkarre und klammerte sich mit beiden Händen an die Kanten, als Andrew sie in flottem Tempo über den holprigen Weg schob.
„Schneller, Daddy!“, rief sie begeistert.
„Nein, nachher fällst du noch heraus.“
„Bestimmt nicht!“
„Doch. Außerdem sind wir schon da. Sieh dir die vielen Pinienzapfen an! Die warten alle darauf, dass wir sie einsammeln und mit nach Hause nehmen.“
„Oh ja!“ Emmy krabbelte aus der Schubkarre, kaum dass Andrew angehalten hatte. „Machen wir ein Feuer im Kamin?“
„Na klar. Auf dem Heimweg haben wir doch Marshmallows gekauft, die rösten wir uns dann.“
„Die rosanen esse ich am liebsten.“ Emmy hob einen großen Zapfen auf, trug ihn mit wichtiger Miene zur Schubkarre und ließ ihn hineinfallen.
Andrew lächelte in sich hinein und bückte sich, um mitzusammeln. Lange würden sie hier nicht bleiben, denn es war schon fast sechs, und es wurde schnell dunkel. Die Schornsteine waren sauber gefegt, und auf dem Hof lag ein Riesenberg gut abgelagertes, trockenes Feuerholz, das nur noch gestapelt werden musste. Mithilfe der Pinienzapfen würde schon bald ein gemütliches Feuer im Kamin brennen und die Abendkühle vertreiben, und dann konnte er sich ums Abendessen kümmern.
Andrew ließ einen Armvoll Zapfen in den Wagen fallen und richtete sich auf. Einen Moment lang stand er nur da und betrachtete seine Tochter, deren goldene Haare sich vor den dunklen Baumstämmen abhoben. Sie kniete im Moos und stocherte selbstvergessen mit einem Stock im Boden, weil sie wohl etwas Interessantes entdeckt hatte. Die Zapfen waren völlig vergessen. Und genau wegen solcher Momente, wegen der gemeinsamen unbeschwerten Zeit mit seiner Tochter, war er hierhergekommen. Emmy hatte ihre Freude daran.
Wie Alice es gesagt hatte.
Eigentlich wollte er nicht an sie denken, aber das war leichter gesagt als getan, nachdem sein Blick auf den Pferdeanhänger gefallen war, der nicht weit von ihnen stand. Andrew wandte den Kopf und konnte nun auch das Cottage sehen – und Alice, die gerade dabei war, Wäsche auf die zwischen zwei Bäumen gespannte Leine zu hängen.
„Emmy?“
„Daddy, ich habe einen Käfer gefunden. Er ist riesig und glänzt ganz toll!“
„Kannst du nicht noch ein paar Zapfen sammeln? Wir müssen bald nach Hause.“
„Gleich, Daddy …“
„Mach es lieber jetzt, Süße, sonst haben wir nicht genug Zapfen, um ein Feuer anzuzünden. Und dann kann ich keine Marshmallows grillen.“
„Na gut.“ Emmy sprang auf und rannte mit einem Zapfen in der Hand zu ihm hinüber. „Sieh mal, Daddy, da drüben ist Alice!“
„Stimmt.“
„Kann ich hinlaufen und fragen, ob ich das Pferd streicheln darf?“
„Nicht heute.“
„Wann denn?“
„Alice hat zu tun. Sie hängt Wäsche auf.“
„Du kannst sie doch fragen, Daddy. Frag sie, wann sie nicht so viel zu tun hat und wann ich wieder reiten kann. Sie hat
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