Julia Exklusiv 0180
Sie machen? Was ist mit Ihrem Vater?“
Rose zuckte die Schultern. „Mein Vater hat sich frühzeitig aus dem Staub gemacht. Seine einzige Rolle im Leben seiner Frau war, sie zur Mutter zu machen. Sie ist eine überzeugte Feministin der alten Schule, müssen Sie wissen. Und eine Pionierin im Heer der ledigen Mütter. Sie hat Bücher darüber geschrieben.“
„Ich hätte das Thema nicht für so kompliziert gehalten, dass man Lehrbücher darüber schreiben müsste“, bemerkte er trocken.
Wer hätte das gedacht? Der Mann hatte Sinn für Humor.
„Es sind keine Lehrbücher“, belehrte sie ihn. „Eher philosophische Abhandlungen.“
„Sie meinen, sie hatte das Bedürfnis, ihre Handlungsweise zu rechtfertigen?“
Hassan redete nicht um den heißen Brei herum, sondern kam auf den Punkt. Seine Direktheit gefiel Rose, und sie lächelte. „Schon möglich“, erwiderte sie. „Vielleicht sollten Sie sie danach fragen, wenn das hier vorbei ist.“
Ihr Lächeln faszinierte ihn. „Vielleicht tue ich das“, räumte er ein. „Stört es Sie, dass Sie keinen Vater haben?“
Damit näherte er sich ihrem wunden Punkt. „Stört es Sie?“, konterte sie.
Doch Hassan ging darauf nicht ein. „Warum sind Sie hier?“, erkundigte er sich stattdessen.
„In Ras al Hajar? Ich dachte, das wüssten Sie längst.“
„Sie hätten auch in der Karibik Urlaub machen können. Dort hätten Sie ebenso viel Sonne und Erholung gefunden.“
„Ja, sicher. Aber mein Bruder hat mich nun mal hierher eingeladen. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen.“
„Abdullah hat Sie hierher eingeladen. Er hat Ihnen sogar seinen Privatjet geschickt …“
„Nein“, widersprach Rose. „Den hat er für Sie bereitgestellt.“ Als Hassan sie grimmig ansah, wurde sie unsicher. „Doch. Ich meine, er würde bestimmt nicht …“
„Er würde kaum die Straße überqueren, um mir die Hand zu schütteln. Ich bin nur in seiner Maschine mitgeflogen, weil der Flug bereits angesetzt war.“
„Hm.“ Hassan hatte recht. Sie hätte lieber die lange bestehende Einladung nach Barbados annehmen sollen.
„Mein Cousin will Sie für seine politischen Ziele einspannen, Miss Fenton. Jetzt wüsste ich nur gern, ob Sie ein ahnungsloser Bauer in seinem Schachspiel sind oder ob Sie extra hergekommen sind, um ihm zu helfen.“
„Helfen?“ Es ging hier also offensichtlich um mehr als nur einen Streich gegen seinen Cousin.
„Ich glaube, Sie überschätzen meinen Einfluss, Euer Hoheit.“ Sie redete ihn absichtlich weiter mit seinem Titel an.
„Nein, Miss Fenton. Ich habe Sie eher unterschätzt. Und ich hatte Sie gebeten, mich nicht Euer Hoheit zu nennen. Der Titel gebührt Abdullah. Jedenfalls fürs Erste.“
So nah am Thron und keine Hoffnung, ihn je zu besteigen. Rose fragte sich, wie Hassan zumute gewesen sein mochte, als man ihn zu Gunsten seines jüngeren Halbbruders übergangen hatte. Enterbt, nachdem er bis dahin der Lieblingsenkel gewesen war. Wie alt mochte er damals gewesen sein? Um die zwanzig? Zurzeit herrschte hier eindeutig ein Machtkampf, doch sie bezweifelte jetzt, dass der junge Faisal als Sieger daraus hervorgehen würde.
Sie nahm sich eine weitere Mandel. „Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Wenn Sie mich nicht mehr so anzüglich Miss Fenton nennen, verzichte ich auf ‚Euer Hoheit‘. Was halten Sie davon?“
4. KAPITEL
Fast hätte Hassan laut gelacht. Rose Fenton schaffte es tatsächlich, „Euer Hoheit“, wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
„Darf ich Sie dann in anderem Ton Miss Fenton nennen?“, fragte er höflich. Inzwischen wusste er, dass sie jedes Anzeichen von Schwäche ausnutzen würde.
„Bleiben Sie lieber bei Rose“, riet sie. „Das ist sicherer. Und jetzt zu meiner Mutter …“
Doch er hatte keine Lust, über ihre Mutter zu plaudern. „Ich bedauere sehr, dass sie sich wegen Ihres Verschwindens sorgen wird. Und ich wünschte ehrlich, ich könnte Ihnen gestatten, sie anzurufen, um sie zu beruhigen.“
„Wie meinen Sie das, beruhigen?“ Rose lachte zynisch. „Was könnte ich ihr schon sagen?“
„Dass Ihnen keinerlei Gefahr droht.“
„Darüber zu entscheiden ist wohl meine Sache, Euer Hoheit.“ Ihre Augen waren ganz dunkel, und ihr Blick sagte Hassan, dass sein Versprechen sie nicht interessierte. „Und ich bin sicher, dass es meine Mutter auch nicht besonders beeindrucken würde.“
„Sie stehen einander sehr nahe?“, fragte Hassan.
Nun wirkte sie überrascht. „Ja. Ich denke schon.“ Also
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