Julia Extra Band 0328
Privatbereich“, verteidigte sie verbissen ihre letzte Bastion gegen seine Übergriffe. „Sie haben kein Recht, so einfach hier einzudringen!“
„Du hättest schneller ins Restaurant kommen können“, konterte er dreist und lachte leise, als er sah, wie sich ihre düstere Miene noch weiter verfinsterte. „Entspann dich, Victoria, ich bin nur hier, weil es noch ein, zwei Dinge vor unserer Hochzeit am Montag zu besprechen gibt.“
„Dann hältst du immer noch an diesem verrückten Plan fest?“ In ihrer Rage merkte Victoria nicht, dass sie auch zum vertraulichen Du übergegangen war.
„Aber natürlich! Es ist alles bereits in die Wege geleitet.“ Während er sprach, musterte er prüfend ihre Aufmachung. Wie gewohnt verdeckte die hässliche Brille einen Großteil des schmalen Gesichts, das heute ohne eine Spur von Make-up war. Das Haar hatte sie etwas nachlässiger als bei ihrer letzten Begegnung im Nacken zusammengesteckt, und unter dem XXL-Shirt war ihre Figur noch weniger auszumachen als im Kostüm.
Doch mit etwas Fantasie konnte Antonio zumindest im Profil erahnen, dass der kurze Eindruck in seinem Büro ihn nicht getäuscht hatte und sich irgendwo unter der formlosen Hülle durchaus ansehnliche weibliche Kurven verbargen.
„Was, um alles in der Welt, hat dieser sonderbare Aufzug zu bedeuten?“, konnte er sich dennoch nicht verkneifen zu fragen.
Verlegen zupfte Victoria an ihrem Shirt. „Ich habe mir für heute Vormittag eine Auszeit vom Restaurant genommen und es mir ein bisschen bequemer gemacht.“
„Dir ist aber schon bewusst, dass es hier mindestens dreißig Grad heiß ist?“ Ungeniert schaute sich Antonio in dem kleinen, bescheidenen Apartment um. Wie konnte sie nur so leben? „Hast du keine Klimaanlage?“
„Doch, aber die habe ich heute nicht angestellt, weil mir kalt ist!“, behauptete sie trotzig. Sollte sie ihm etwa gestehen, dass sie es sich nicht leisten konnte, den Stromfresser in ihrem privaten Bereich laufen zu lassen?
„Du brütest doch hoffentlich keine Grippe oder so etwas aus?“, fragte er misstrauisch. „Das käme mir sehr ungelegen.“
„Ach was! Wenn ich krank wäre, käme dir das ungelegen?“ Empört stemmte Victoria die Arme in die Seiten und musterte grimmig ihren ungebetenen Gast. „Aber du hast recht, ich brüte tatsächlich etwas aus. Bei uns nennt man das: kalte Füße kriegen. Und zwar bei dem Gedanken, dich am nächsten Montag heiraten zu müssen!“
So, jetzt war es heraus! Sollte er damit anfangen, was er wollte.
„Keine Angst“, entgegnete Antonio nahezu freundlich. „Die Zeremonie wird nicht länger als zehn, höchstens zwanzig Minuten dauern.“
„Ich mache mir keine Sorgen über die Zeremonie, sondern über das, was danach kommt!“
„Wieso?“, fragte er verblüfft. „Die einzigen Konsequenzen für dich sind ein dickes Bankkonto und ein sorgenfreieres Leben für dich und deinen Sohn.“
„Geld ist nicht alles, weißt du?“, schleuderte sie ihm impulsiv entgegen.
Das hatte Antonio noch von keiner Frau zu hören bekommen. „Natürlich hast du recht …“, gab er mit einem irritierten Lächeln zu, „… aber es hilft. Und du brauchst diese Hilfe. Hier kannst du ohnehin nicht länger bleiben. Und dein Sohn wird auch immer größer und lebhafter. Er braucht Platz, um zu spielen und zu rennen.“
„Was Nathan braucht, ist uneingeschränkte Liebe und Fürsorge, und das bekommt er von mir, auch wenn …“ Ihre Stimme begann zu zittern.
„Absolut bewundernswert“, versicherte Antonio ihr. „Aber allein mit Liebe kann man auch keine Rechnungen bezahlen, oder?“
„Wir kommen zurecht!“
Er sah, wie sich ihre Hände zu Fäusten schlossen und wieder öffneten. „Nein, das kommt ihr nicht, Victoria“, erwiderte er ruhig. „Du stehst knapp vor dem Bankrott. Und unsere Vereinbarung rettet dir den Hals, freiheraus gesagt. Also, hör auf, dir überflüssige Gedanken zu machen, und steh am Montag einfach pünktlich auf der Matte. Meinetwegen auch in Jeans“, fügte er mit einem bezeichnenden Blick hinzu.
Sein autoritärer Tonfall ließ sie mit den Zähnen knirschen. „Vielleicht tue ich das wirklich!“, schmollte sie. „Oder ich tauche gar nicht auf.“
„Wenn du die intelligente Frau bist, für die ich dich halte, wirst du diese einmalige Chance nicht ausschlagen“, entgegnete Antonio gelassen. „Ist dein Pass in Ordnung?“
„Was? Ja … aber …“
„Und der deines Sohnes?“
„Nathans? Ja, was ist damit?“
„Er
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