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Julia Extra Band 0328

Julia Extra Band 0328

Titel: Julia Extra Band 0328 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAITLIN CREWS ABBY GREEN BARBARA HANNAY KATHRYN ROSS
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üppigen Vorhänge und fingerdicken Teppiche. Sie fühlte sich wie in einer anderen Welt. Ein Traum in einem Traum.
    In dieser Welt war Tariq ein König, und man begegnete ihm auch so. Er war Jessa als mächtiger Herrscher bekannt, doch sie hatte ihn außer im Fernsehen noch nie live in seinem Element erlebt. An diesem Abend wurde ihr zum ersten Mal an tausend kleinen Dingen bewusst, welche geballte Macht hinter Tariq stand. Da war diese beinahe kriecherische Ehrerbietung, die man ihm bezeugte, die tiefen Bücklinge vor ihm. Da war der weithin spürbare Respekt der Hotelangestellten, die einen schützenden Ring um ihn bildeten und ihm jeden noch so geringen Wunsch von den Augen ablasen. Da war die Art und Weise, wie alle ihn mit Eure Hoheit oder Exzellenz betitelten, wenn sie es überhaupt wagten, ihn anzureden. Menschen, die Jessa nur vom Fernsehen oder aus Magazinen kannte, nahmen ihn zur Seite und liehen sich sein Ohr.
    Wieder einmal hatte Jessa das unbestimmte Gefühl, dass die Welt unter ihren Füßen zu schwanken begonnen hatte. Sicher, sie wusste, das Tariq ein König war. Doch was bedeutete das schon, wenn sie zusammen in seinen Privaträumen waren, wo sie ihn zuallererst als Mann sah und erlebte? Es war etwas völlig anderes, Zeuge zu werden, welche Bedeutung jedermann ihm in der Realität zumaß. Und das in einem fremden Land. Wie musste es wohl erst sein, wenn er zu Hause in Nur residierte? Selbst unter Ebenbürtigen hatte Tariq einen herausgehobenen Stand. Er war einfach härter, zäher. Ein Krieger unter Bürokraten.
    Sie musste sich gegen die Fantasien wehren, die in ihre Gedanken einsickerten, wenn sie nicht aufpasste. Sie kannte ihren Platz in dieser Welt. Tariq brauchte eine Königin, und das konnte nicht Jessa sein. Jessa gewiss nicht.
    „Du bist ungewöhnlich still“, sagte er ihr leise ins Ohr, als sie darauf warteten, dass die Speisen serviert wurden. Sein Atem strich sanft über ihre Haut, und sie musste einen Schauer des Entzückens unterdrücken.
    „Ich sonne mich lediglich im Schatten Eurer Exzellenz“, gab sie ihm mit einem Lächeln zurück. Sein harter Mund zeigte ein Zeichen des Vergnügens. Sie ließ den Blick über den Tisch wandern. Hier saß, erkennbar wichtig, ein bekannter Regierungschef, dort ein international anerkannter Philosoph. Einer strahlte mehr Macht und Kompetenz aus als der andere.
    „So etwas kann einem doch vermutlich zu Kopf steigen“, sagte sie zu Tariq.
    „Ich bin eben, der ich bin“, sagte er nicht ohne Stolz.
    Hatte sie seine Stellung in der Gesellschaft verkannt? Hatte sie insgeheim gehofft, dass der Sohn eines Arztes, den sie so geliebt hatte, der wirkliche Tariq war und der mächtige König nur ein schlechter Traum? Damals hatte sie ihn als Mann erlebt, wenn auch kompliziert. Nun war er ein König und noch weit komplizierter. Er tat nicht nur seinen Job, spielte nicht nur eine Rolle. Es war seine Welt, so wie er sie sah. Das war er , mit Haut und Haar.
    „Ja“, sagte sie leise. „Das verstehe ich jetzt.“ Sie wollte ihn berühren, doch sie wagte es nicht. Sicher gab es Regeln der Etikette, Verhaltensgrenzen.
    „Ich kann Gewesenes nicht ändern“, erklärte er, und auf einmal schien es, als ob nur noch sie beide existierten. Jessa missachtete alle Regeln, alle Augen, die sie anstarrten, und badete in seinem Blick.
    „Ich auch nicht“, sagte sie und sah ihn weiterhin an.
    „Dann wird es vielleicht Zeit, dass wir beide aufhören zurückzuschauen“, sagte Tariq leise, aber sehr bestimmt.
    „Worauf sollten wir sonst unsere Gedanken richten?“ Sie erschauerte vor dem, was da am Horizont heraufzog. Es ließ ihre Finger zittern und ihre Augen in leidenschaftlichem Glanz erstrahlen. Dennoch weigerte sie sich, weiter zu denken.
    Tariq hob ihre Hand an seinen Mund und hauchte einen zarten Kuss auf den Handrücken. Während der ganzen Zeit hielt er ihren Blick fest, selbst als er vorsichtig an einem Fingerknöchel saugte und sie tief einatmen musste. Aufwallende Hitze drohte sie zu überwältigen. Das Feuer in ihr war nie erloschen, es glimmte nur. Und wartete auf den zündenden Funken.
    „Uns wird schon etwas einfallen“, sagte er mit rauer Stimme.
    An der Schwelle zur Residenz hob Tariq Jessa hoch und trug sie quer durch das Gebäude, die große Treppe hinauf zur Schlafzimmersuite. Ihre Finger spielten mit seinen Haarspitzen, und ihre Augen leuchteten im gedämpften Licht, während ein geheimnisvolles, sehr weibliches Lächeln ihre Lippen

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