Julia Extra Band 356 - Ebook
romantisch umworben, mit Geschenken überschüttet und mit Einladungen verwöhnt und ihr all die zärtlichen Worte zugeflüstert, die Frauen so gern hören. Nein, keine Frau hätte sich einen besseren ersten Liebhaber wünschen können.
War es etwa seine Schuld, dass sie trotz aller Vorsorge seinerseits schwanger geworden war? Es war nie seine Absicht gewesen, ihr Leben zu zerstören, und er hätte sich ganz sicher ehrenhaft verhalten, wenn er ihre Situation gekannt hätte. Sie hätte all die Jahre in jedem erdenklichen Luxus und als Teil seiner Familie leben können, anstatt sich als alleinerziehende Mutter abzumühen. Das war ihre Entscheidung gewesen, nicht seine. Im Gegenteil, sie hatte ihm gar keine Gelegenheit gegeben, eine Entscheidung zu treffen. Wenn überhaupt, dann war es gemein und egoistisch von ihr gewesen, ihm die Freuden der Vaterschaft einfach vorzuenthalten.
Andererseits war ihr Wunsch, ihrer Schwester nicht die Hochzeit zu verderben, alles andere als egoistisch, und Ari konnte sich auch nicht erinnern, dass sich Tina während ihrer gemeinsamen Zeit in Australien jemals selbstsüchtig gezeigt hätte. Anders als Felicity Fullbright. Ganz anders. Das Zusammensein mit ihr war in jeder Hinsicht ein Vergnügen gewesen.
Allmählich hatte er sich genug beruhigt, um über ihren bittersten Vorwurf nachzudenken: Du hast mich veranlasst, Dinge zu glauben, die nicht wahr waren, weil es deinen Zwecken entgegenkam.
Was hatte er sie veranlasst zu glauben? Wenn er darüber nachdachte, war die Antwort eigentlich nicht schwer. So jung und unerfahren, wie sie damals gewesen war, hatte sie sein Werben und seine Leidenschaft vermutlich als wahre Liebe missverstanden. Entsprechend musste es sie tief verletzt haben, als er ihr Adieu gesagt hatte. So sehr verletzt, dass sie es nicht ertragen konnte, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen und ihn über ihre Schwangerschaft zu unterrichten.
Und sie befürchtete offensichtlich, dass er Theo genauso verletzen könnte, indem er ihm vormachte, ihn zu lieben, um ihn dann wieder zu verlassen.
Mit anderen Worten, er musste es schaffen, dass sie ihre Meinung von ihm änderte und verstand, dass er sein Kind niemals im Stich lassen würde. Er musste ihr zeigen, dass Theo in seiner Familie mit offenen Armen aufgenommen und aufrichtig geliebt werden würde. Und was den anderen Teil seines Planes betraf: Sein Charme allein würde ganz bestimmt nicht ausreichen, um sie dazu zu bewegen, ihn zu heiraten. Jeden Flirtversuch seinerseits würde sie mit einem vernichtenden Blick ihrer dunklen Augen zunichtemachen. Nein, eine ganz andere Taktik musste her.
Tina hatte ihm einen Handel angeboten. Warum sollte er ihr nicht auch ein Angebot machen? Eines, das so verlockend war, dass sie es nicht ablehnen konnte.
Auf der Fahrt zum Hotel legte Ari sich einen Plan zurecht.
„Er sieht wie ein griechischer Gott aus“, sagte Helen Savalas bewundernd, als Ari Zavros sich ihnen über die Hotelterrasse näherte, wo sie nach dem Frühstück noch bei einer Tasse Kaffee saßen.
Die Worte ihrer Mutter trafen Tina mitten ins Herz. Genau das hatte sie auch einmal gedacht: ein griechischer Gott mit dem von der Sonne gebleichten Haar, den bernsteinfarbenen Augen und dem samtenen Bronzeteint. Daran hatte sich natürlich nichts geändert. Im Gegenteil, weiße Shorts und ein weißes Sporthemd betonten jetzt seine athletische Figur, er war wirklich ein atemberaubender Mann.
Mit dem entscheidenden Unterschied, dass Tina diesmal entschlossen war, bei seinem Anblick nicht dahinzuschmelzen. „Er bringt sogar Geschenke mit“, bemerkte sie deshalb betont spöttisch.
„Ist das für mich?“, rief Theo aufgeregt, sobald er das in Geschenkpapier verpackte Paket bemerkte.
Ari reichte ihm lächelnd den großen Karton. „Ja, natürlich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Theo.“
„Darf ich es schon auspacken?“, drängte sein Sohn.
„Zuerst solltest du dich bei Ari bedanken“, meinte Tina sanft.
„Vielen Dank, Ari“, gehorchte der Kleine eifrig.
Ari lachte. „Na los, worauf wartest du? Es ist etwas zum Bauen, wenn du mal Langeweile hast.“
Sehr zu Theos Freude stellte sich Aris Geschenk als ein Lego-Bahnhof heraus.
„Theo liebt Lego“, warf Tinas Mutter ein, die immer mehr Gefallen an dem „griechischen Gott“ fand.
„Das dachte ich mir“, antwortete Ari. „Ich kenne das von meinen Neffen, die auch nicht genug davon bekommen können.“
„Da wir gerade von Familie reden“, sagte Helen
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