Julia Extra Band 356 - Ebook
Gummiband aus ihrem Pferdeschwanz, sodass ihr Haar in hellen sanften Wellen auf ihre Schultern fiel. Sie sah so zerbrechlich und schön aus. Zerbrechlich und tapfer. Es war eine sentimentale Anwandlung, doch sie erinnerte ihn an eine Märchenprinzessin, die in einem Turm gefangen war.
Jetzt warf sie ihm ein beherztes Lächeln zu und Damon versuchte zurückzulächeln.
Überraschend zielstrebig streckte sich Bella auf der Bank aus und schloss die Augen. Wahrscheinlich versuchte sie, sich zu entspannen. Offenbar hatte sie akzeptiert, dass es kein Wunder geben würde und dass sie noch einige Zeit hier festsitzen würden. Damon bewunderte ihre Stärke. Nach dem Stress der letzten Wochen, den familiären Sorgen und der abgesagten Hochzeit musste dieses Desaster ihr den letzten Rest geben.
Trotz aller Selbstvorwürfe fühlte Damon sich innerlich durch das Wissen gestärkt, dass sie nur aufgrund eines Verdachts festgenommen worden waren. Sobald die Tatsachen untersucht waren, sobald der Vorgesetzte des großspurigen Polizisten auftauchen würde, musste die Wahrheit schließlich ans Licht kommen.
Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als Geduld zu haben. Auch er sollte sich entspannen. Was nicht einfach war angesichts der Schuldgefühle, die ihn plagten.
Wenn nur die Vorstrafe von damals nicht wäre!
Warum hatte er bei der Autovermietung nicht mehr Fragen gestellt, bevor er den Vertrag unterschrieb? Und warum hatte er Bella nicht davon abgehalten mitzukommen?
Er wusste, dass jedes Bedauern nur verlorene Lebenszeit war, deshalb schlug er sich normalerweise auch nicht mit Reuegefühlen herum. Aber diesmal konnte er den Selbstvorwürfen nicht entkommen.
Ruhig atmend lag Bella mit geschlossenen Augen auf der Bank und versuchte, sich von ihren Ängsten zu befreien. Im Yogaunterricht hatte sie ein wenig über Meditation gelernt, vielleicht konnte ihr das jetzt helfen. Vielleicht eine entspannende Wolkenmeditation?
Ich schwebe, weich und leicht wie eine Wolke …
Nach einigen vergeblichen Versuchen öffnete sie die Augen. Instinktiv drehte sie sich auf die Seite und sah zu Damon hinüber. Er saß nach vorne gebeugt auf seiner Bank und rieb sich die Augen. Offenbar war er ziemlich angespannt, das verrieten ihr seine angespannten Schultern und die sich deutlich abzeichnenden Adern auf seinen sonnengebräunten Unterarmen.
Mit diesen starken Armen hatten er sie einst umfasst, und sie erinnerte sich an die wonnige Erregung, wenn seine Lippen ihren Mund berührten und ihr ganzer Körper sich vor Verlangen nach ihm verzehrte.
Doch diese süßen Bilder wurden plötzlich von düsteren Gedanken überschattet. Sie durchlebte noch einmal die Zeit, als Damon festgenommen worden war und zum Stadtgespräch geworden war. Ihre Eltern hatten ihr damals verboten, ihn wiederzusehen, auch nach seiner Freilassung.
Oh Gott, wie hatte sie gelitten. Trotzdem war es ihr mit Kents Hilfe gelungen, Damon eine Botschaft zukommen zu lassen und ihn heimlich am Flussufer zu treffen. In jener Nacht hatte sie fest vorgehabt, mit ihm zu schlafen. Wie groß war ihr Entsetzen, als Damon ihr erklärte, dass es vorbei war zwischen ihnen. Dass sie ihn vergessen sollte.
Der Schmerz jener Nacht erfasste sie noch heute. So sehr sie damals auch protestiert und geweint hatte, Damon hatte sich nicht erweichen lassen und darauf bestanden, dass er nicht der Richtige für sie war.
Am nächsten Tag hatte er ohne jede Nachricht für sie Willara verlassen. Bella wäre am liebsten gestorben.
Erst sehr viel später schaffte sie es, sich einzureden, dass die erste Liebe einem jeden zwangsläufig das Herz brechen muss. Dass die Sehnsucht nach dem, was man nicht haben kann, immer der schlimmste Schmerz ist. Und im Laufe der Zeit hatte sie sich von ihrem gebrochenen Herzen wieder erholt. Jedenfalls war sie bis jetzt davon ausgegangen …
Doch hier war sie, nach all diesen Jahren, und ihr Verlangen nach Damon Cavello war noch genauso stark wie damals.
Die Hitze in der Zelle wurde im Laufe des Tages immer schlimmer, und Damons Schuldgefühle wuchsen. Es war lächerlich. Er war mit Bella zusammen den Highway entlanggeprescht wie die Kavallerie, um ihren Großeltern zu Hilfe zu eilen. Und jetzt saßen sie in diesen jämmerlichen Arrestzellen.
Hatte er ihr nicht schon in ihrer Jugendzeit genügend Probleme bereitet?
Er war ein schwieriger Teenager gewesen, der endlose Kämpfe mit seinem strengen Vater austrug. Vielleicht hätte er eher erkennen müssen, dass sein alter
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