Julia Extra Band 366
sich dafür entschuldigen, wie ungeschickt er reagiert hatte. Und sonst?
Er konnte es ja nicht mit einem „Ich habe es mir anders überlegt, ich will doch keine Kinder haben!“ in Ordnung bringen. Weil es nicht wahr wäre.
Am Tag der Hochzeit fuhr Dan zum Mittagessen zu seinen Eltern. Zu Hause hatte er vergeblich versucht so zu tun, als wäre dies ein ganz gewöhnlicher Samstag. Deshalb hatte er sich nach Peppermint Grove aufgemacht und sich wirklich große Mühe gegeben, nicht an Sophie zu denken. Sophie, allein auf der Hochzeit, vor der sie sich so gefürchtet hatte.
Bei seinen Eltern angekommen, hatte er auch nicht mehr Erfolg. Seine Beine zuckten, seine Zehen klopften nervös auf den Holzboden. Er hatte keine Ahnung, worüber seine Eltern sprachen. Diesmal konnte er nicht einmal an den richtigen Stellen nicken oder lächeln.
Schließlich hatten sogar seine Eltern, die sonst immer so geduldig waren, genug von ihm. Sein Vater nahm ihm den Teller weg, Dan hatte keinen einzigen Bissen gegessen. „Hast du woanders Wichtigeres zu tun, Dan?“
Der Satz drang zu ihm durch, und plötzlich war alles sehr klar und einfach. Ja, er musste zu einer Hochzeit. Egal was vorgefallen war, er konnte immerhin seine Seite der Abmachung einhalten. Ihr helfen, eine Aufgabe in ihrem Plan abzuhaken.
Ein Partner für die Hochzeit.
Schon unterwegs.
Dank der fotokopierten Einladung samt gezeichneter Straßenkarte in seiner Projektakte hatte Dan keine Probleme hinzufinden. Er war sogar pünktlich … na ja, beinahe.
Er bog auf die lange Auffahrt zu einem Weingut ab und parkte vor dem Haupthaus, dessen breite Veranda eine spektakuläre Aussicht auf das Swan Valley versprach. Aber er beachtete die Landschaft kaum, während er den handbemalten Schildern zur Trauung folgte. Nachdem er einen Hügel erklommen hatte, sah er die Hochzeit unter sich: Ein schmaler weißer Teppich führte zu einem rosenumrankten Gartenpavillon, die Gäste breiteten sich fächerförmig in einem fast perfekten Halbkreis aus, im Hintergrund glitzerte der Fluss.
Es waren so viele Gäste, dass Dan mehrere Minuten brauchte, um Sophie zu entdecken. Sie stand mittendrin am Gang, ihre silbern schimmernde Handtasche reflektierte das Sonnenlicht.
Gerade als sich Dan an den Rand der Gruppe stellte, kam ihm der Gedanke, dass dies vielleicht nicht seine beste Idee gewesen war. Um ihn herum standen Paare, die sich an der Hand oder im Arm hielten. Eine Mutter ging in die Hocke und erklärte ihrer Tochter, wie wichtig es sei, während der Hochzeit ganz leise zu sein. Eine ältere Dame auf einem der wenigen Stühle drehte sich um, ihr Gesicht leuchtete voller Vorfreude auf die Ankunft der Braut.
Überall um ihn war Liebe.
Wenn er fähig gewesen wäre, ihre Liebe anzunehmen, würde er jetzt neben Sophie stehen.
Dann hätte er es verdient, hier zu sein.
Aber so war er der Letzte, den sie sehen wollte. Viel zu spät war sich Dan dessen völlig sicher.
Vor ihm trat ein Mann beiseite, sodass Dan freie Sicht auf Sophie hatte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, der V-Ausschnitt ihres Kleids zeigte ihre schöne Haut, die gegen den silbergrauen Stoff noch zarter und heller aussah als sonst. Das Haar trug sie hochgesteckt, als sie den Kopf drehte, erhaschte Dan einen Blick auf ihre dunkelrosa Lippen.
Er wollte zu ihr gehen, wusste jedoch, dass er nicht das Recht dazu hatte. Was hatte er eigentlich erwartet? Dass sie für sein Kommen dankbar war? Dass sie tun konnten, als hätte es die vergangenen Tage nie gegeben und alles wäre so wie vorher?
Ihm wurde klar, dass er nur hier war, weil er Sophie noch ein Mal hatte sehen müssen.
Aber jetzt sollte er gehen. Gerade als er sich umdrehte, taten es alle anderen auch. Die Braut war eingetroffen und schritt den Gang entlang. Da es nun unmöglich war, schnell zu entwischen, stellte Dan sich schnell hinter zwei andere große Männer und hoffte, dass Sophie ihn nicht entdeckt hatte.
Nein. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit völlig auf ihre Freundin. Er war der einzige Gast, der nicht die Braut beobachtete. Stattdessen blickte er unverwandt Sophie an, um diese letzte Gelegenheit, sie zu sehen, voll auszukosten.
Schließlich kam die Braut neben dem Bräutigam an, und die Trauung begann. Zuerst passte Dan kaum auf, doch bald fesselte ihn die märchenhafte Schönheit des Moments. Immer wieder lächelte sich das Paar an und tauschte verliebte Blicke.
„Ich, Ben, nehme dich, Karen, zur Freundin, zur Geliebten, zur Frau …“
Es war
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