JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
konnte.
Wenigstens war es kein bedrückend winziger Raum. Es gab genug Bewegungsfreiheit. Der sehr mitgenommen wirkende Kleiderschrank war mehr als groß genug, um ihre Kleider aufzunehmen. Die Kommode neben ihrem Bett ideal für die Stereoanlage. Der Tisch unter dem Fenster mit den beiden Stühlen nicht viel mehr als zweckmäßig. Doch es gab noch einen gemütlichen Sessel zum Lesen und Entspannen. Natürlich keinen Fernseher.
Die Wände waren lieblos mit grau gewordener Raufaser tapeziert und zeigten mit einzelnen schattierten Flecken deutlich, wo der Vormieter Bilder platziert hatte. Bisher gaben nur die vier Topfpflanzen eine kleine persönliche Note und den sehr nötigen Farbtupfer. Vorhänge, Bettüberdecke und Sessel waren aus dem gleichen schweren Baumwollstoff mit einem blau-grauen geometrischen Muster. Alles in allem hätte Carolyn es schlechter treffen können. Wenn erst einmal ein paar Poster an den Wänden hingen und anderer Krimskrams seinen Platz gefunden hatte, könnte sie ganz gut hier leben.
Es gab keine Regale. So hatte sie die Buchkisten erst einmal unter ihrem Bett deponiert. Sie würde sie ausräumen, wenn sie das Geld für die Bücherregale aufbringen konnte.
Im Augenblick brauchte sie ihr Geld für wichtigere Sachen. Zum Beispiel musste sie sich erst einmal neu einkleiden, bevor sie anfing, in Rays Büro zu arbeiten. Denn noch nicht einmal bei der Stretch-Jeans gingen die Knöpfe noch zu.
Sie duschte ausgiebig in dem winzigen, aber immerhin zweckmäßig eingerichteten Bad, zog sich an und ging dann in die Gemeinschaftsküche. Einer der vier Schränke war für sie reserviert und konnte abgeschlossen werden. Und auf alles, was sie in den Kühlschrank legte, musste sie ihren Namen schreiben. Sie hatte gestern noch schnell Müsli und Milch besorgt, holte sie heraus und setzte sich damit an den Küchentisch. Beim Frühstück konnte sie ungestört ihren Gedanken nachhängen, denn keiner der anderen drei Mitbewohner ließ sich sehen. Als ihr Blick auf das rote Münztelefon an der Wand gleich neben der Tür fiel, entschloss sie sich, erst einmal Marlee anzurufen.
In dem gleichen Moment, in dem sie sich meldete, sprudelte Marlee auch schon los: „Gott sei Dank! Ich hab mir schon solche Sorgen um dich gemacht. Wo steckst du jetzt, Carolyn? Lass mich zu dir kommen und helfen.“
„Es geht mir gut, Marlee“, beruhigte Carolyn sie schnell. Wenn sie schon von ihrem Auszug wusste, dann hatte Cliff sie informiert. Kein Wunder, dass sie so aufgeregt war. „Ich hab ein recht akzeptables Ein-Zimmer-Appartement gefunden und kann es kaum erwarten, bis mein Job bei Ray anfängt.“
„Du hast wirklich eine Wohnung gefunden?“, fragte Marlee erstaunt und noch immer etwas ängstlich. „Und das sagst du auch nicht nur so, um mich zu beruhigen?“
„Aber nein!“ Ihre kleinen Notlügen bei Cliff hatten also auch schon Marlees Vertrauen untergraben.
Eine lange, bedrückende Pause entstand. „Ich möchte kommen und sie sehen“, sagte Marlee schließlich zögernd.
„Nicht heute, Marlee, tut mir leid“, wies Carolyn sie ab. Sie mochte noch nicht über Cliff sprechen. „Ich hab noch so viel Einkäufe zu erledigen. Wir können uns doch nächste Woche irgendwo zum Lunch treffen, wenn ich mich schon etwas besser eingerichtet habe.“
„Carolyn“, seufzte Marlee schließlich, „meinst du nicht, dass du dich vielleicht etwas voreilig von Cliff gelöst hast? Er kam gestern Nacht völlig verstört zu uns. Er war richtig verzweifelt und wollte wissen, wo du bist. Ich hatte den Eindruck, dass er …“
„Bitte Marlee, es war die richtige Entscheidung. Und du kannst ihm ausrichten, dass es mir gut geht. Aber dass er aufhören soll, dich zu belästigen. Ich geb dir auch besser meine neue Adresse noch nicht. Damit er sieht, dass es sinnlos wäre. Wir reden ein anderes Mal darüber, ja? Und mach dir keine Gedanken mehr.“
Als sie den Hörer auflegte, zitterte sie so sehr am ganzen Körper, dass sie sich eine Weile hinsetzen musste. Cliff hatte nach ihr gesucht …
Doch ganz sicher hatte er nur ein schlechtes Gewissen, von dem er sich mit seinem Geld freikaufen wollte. Wenn sie an ihn dachte, hallten ihr noch immer die bösen Worte ihrer Auseinandersetzung in den Ohren und übertönten jede schöne Erinnerung an ihn. Nein. Es war abgeschlossen.
Sie riss sich zusammen, verbannte jeden Gedanken an Cliff und machte sich auf den Weg zum ersten Einkaufsbummel in ihrem neuen Leben. Sie hatte eine neue, eigene
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