JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Kuss auf die Stirn. „ No esser come mi …“, meinte sie da kaum vernehmlich zu hören.
Sie starrte Giovanna an, aber diese lag still da. Hatte sie es sich nur eingebildet? Sie wandte sich ab. Bedrückt musste sie sich eingestehen, ihr Besuch hier war ein absoluter Fehlschlag gewesen.
Als sie das Krankenhaus verließen, legte Francesco den Arm um ihre Schultern und sagte sanft: „Danke, das war lieb von dir.“
„Wird sie sterben?“
„Ich weiß es nicht. Ich hoffe nicht. Aber wenn ja, wird sie friedlicher hinübergehen, weil sie mit dir gesprochen hat.“
Sonia erwiderte nichts darauf, dachte, so einfach ist das alles nicht. Ihr vergeblicher Versuch, echten inneren Kontakt mit Giovanna aufzunehmen, ließ dieses vertraute bedrückende Gefühl wiederkehren. Die letzten Worte der alten Frau waren auf Venezianisch gewesen, und sie hatte es einfach nicht verstanden.
„Vielleicht besuchst du sie noch einmal, bevor du abreist?“, meinte er.
„Ich glaube nicht. Morgen reise ich ab.“
„So schnell schon? Ich dachte … Ich hatte gehofft …“
„Ich kann nicht bleiben. Ich habe getan, weswegen ich hergekommen war, und nun muss ich zurück.“
„Aber in deinem Zustand solltest du vielleicht eine so lange Reise nicht noch einmal unternehmen.“
„Ich werde heute Nacht gut schlafen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Nun, dann ist es wohl besser, du holst deine restlichen Sachen ab.“
„Bitte?“
„Du hast noch ein paar Sachen in der Wohnung stehen lassen. Ich möchte sie nicht wegwerfen, es sei denn, du bist damit einverstanden. Aber ich brauche den Platz.“
Für deine neue Freundin, dachte sie bissig.
„Ich wusste gar nicht, dass ich nicht alles mitgenommen hatte. Du hast es mir nie gesagt.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ach, ich war wohl ein wenig sentimental, was das betrifft. Doch das ist ja nun Schnee von gestern, oder? Du kommst besser mit und kümmerst dich gleich darum.“
„Gut“, erwiderte sie mit gespielter Fröhlichkeit. „Dann wollen wir es hinter uns bringen.“
Ihre Füße erinnerten sich an den Weg zu dem kleinen rio, dann weiter die winzige Gasse entlang und anschließend um eine Ecke, die nur Eingeweihte kannten. Und schnell erreichten sie den kleinen Kanal. Weiter ging es ein paar Schritte daran entlang zu der Haustür aus solider Eiche.
Seit sie das Haus das erste Mal betreten hatte, hatte sich hier nichts verändert. Damals hatte sie den Kopf voller Ideen zur Renovierung gehabt, aber die Familie hatte bereits alles erledigt. Farben und Einrichtung gefielen ihr, aber noch mehr hätte ihr alles gefallen, wenn Francesco und sie es ausgesucht hätten. So war Sonia nur noch geblieben, eine Party zu geben, auf der sich alle gegenseitig zu ihrem guten Geschmack gratulierten. Selbstverständlich hatte Giovanna es sich nicht nehmen lassen, sämtliche Kuchen zu backen.
Diese wenig erfreulichen Erinnerungen kehrten zurück, als sie nun die Stufen zum ersten Stock hinaufstieg. Alles war immer noch wie früher, selbst die Küche: moderne Geräte zwischen wunderschönen blauen und weißen Fliesen. An den Wänden hingen Pfannen und Töpfe aus Kupfer.
Sie schaute sich in der Wohnung um, suchte nach Anzeichen für eine andere Frau. Aber sie fand nur ihr eigenes Hochzeitsfoto. Es stand an seinem alten Platz, Braut und Bräutigam strahlend jung und glücklich.
„Stört es sie nicht, dass du das Bild dort immer noch stehen hast?“
„Wen soll es stören?“
„Deine neue Freundin. Poppa sagt, da wäre eine andere.“
Da er schwieg, drehte sie sich zu ihm um. Er blickte sie kühl an.
„Tu nicht so dumm“, brach es ärgerlich aus ihm hervor.
Da begriff sie, was sie eigentlich schon früher hätte begreifen müssen. Tomaso hatte sie herlocken wollen, und sie war auf seinen Trick hereingefallen.
„Das hätte ich mir denken sollen … Poppa …“
„Ich nehme an, er hat gewusst, du kommst nur, wenn du dich vor mir sicher fühlst“, erwiderte Francesco mit Bitterkeit in der Stimme. Er ging in die Küche. Sonia stand einen Moment lang da und versuchte mit dem Glücksgefühl zurechtzukommen, das sie überschwemmte. Es gab keine andere … Doch dann riss sie sich zusammen. Welche Rolle spielte es denn jetzt noch?
Sie folgte ihm.
„Es tut mir leid“, sagte er sogleich. „Ich hätte nicht sofort wütend werden sollen. Ist alles in Ordnung?“ Er blickte auf ihren Bauch.
„Ja, schon gut. Ich werde nicht gleich zusammenklappen, nur weil du ein bisschen unwirsch bist.
Weitere Kostenlose Bücher