Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
Milch.
Es war schon seltsam. Ethan Sherbourne zeigte immer mehr, dass er überhaupt nicht unerfahren war, was Säuglinge betraf …
„Das ist so richtig gemütlich, nicht wahr?“, bemerkte Ethan ein paar Minuten später. Das Baby lag in seinem Arm und nuckelte zufrieden an der Flasche.
Olivia hätte nicht unbedingt diese Worte benutzt – allzu vertraut kam ihr in den Sinn. Und, Erklärung hin oder her, sie konnte es kaum abwarten, dass Ethan ging – und Andrea mit sich nahm!
„Es ist ziemlich spät“, bemerkte sie angespannt und ging absichtlich nicht auf seine Bemerkung ein. Es gab schließlich keinen Grund, warum er sich nicht verabschiedete und Andrea in seiner Wohnung fütterte. Sie brauchte endlich ihre Ruhe.
„Sie haben recht, das ist es wirklich.“ Ethan verzog das Gesicht, nachdem er einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims geworfen hatte. Inzwischen war es Viertel nach zwölf. „Babys ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht noch völlig egal, oder?“, fügte er mit einem warmen Blick auf die deutlich muntere Andrea hinzu.
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Olivia steif.
„Stimmt. War eine dumme Frage“, gab er ihr locker recht. „Ach, übrigens“, fügte er noch hinzu. „Frohe Weihnachten.“
Olivia riss die Augen auf, dann runzelte sie die Stirn. Natürlich, seit einer Viertelstunde war Weihnachten. Sie schluckte. „Frohe Weihnachten, Ethan.“ Sie erstickte fast an den Worten.
Er grinste sie an. „Ich wette, ich bin der Allerletzte, von dem Sie vermutet hätten, Sie würden ihm dies Jahr frohe Weihnachten wünschen!“, erklärte er.
Oder jedes andere Jahr! Ethan Sherbourne war nicht der Mann, mit dem sie überhaupt Zeit verbringen wollte – vor allem nicht die ersten Stunden des Weihnachtstages.
„Ich bin sicher, von mir können Sie das Gleiche behaupten.“
Ethan sah sie abschätzend an, den Kopf leicht zur Seite geneigt. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte er schließlich. Olivia war schon drauf und dran gewesen, ihm zu sagen, er möge sie nicht so anstarren.
„Ich bin bestimmt nicht der Typ Frau, mit dem Sie normalerweise Ihre Zeit verbringen“, spottete sie.
Verwundert zog er die Augenbrauen zusammen. „Und woher wissen Sie, wie mein Typ ist?“
Sie lächelte. „Ich habe einige von ihnen im Vorbeigehen gesehen, auf dem Weg zu Ihrem Apartment“, gab sie offen zu.
Er sah sie eine ganze Weile verwundert an. „Aber wissen Sie denn nicht, was ich …?“ Weiter kam er nicht. Andrea glitt der Sauger aus dem Mund, und sie protestierte sofort, weil sie nichts mehr zu trinken hatte. „Du kleines Dummerchen“, murmelte Ethan nachsichtig und schob ihr den Sauger behutsam wieder in den Mund.
Olivia stand abrupt auf, sie ertrug die Intimität der Situation nicht länger. Sie hätten eine Familie sein können … Ein Vater und eine Mutter, die sich leise unterhielten, während das Kind gefüttert wurde. Ein Bild, mit dem sie nichts zu tun haben wollte.
„Möchten Sie noch einen Kaffee?“, fragte sie kurz angebunden.
„Das ist wirklich lieb von Ihnen.“ Ethan schenkte ihr einen warmen Blick. „Aber ich glaube, Andrea und ich haben für diesen Abend genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen.“ Er klang zerknirscht.
Aber die Milchflasche war noch halb voll, und so langsam, wie Andrea trank, würde es noch eine ganze Weile dauern, bis sie sie geleert hatte.
„Er ist schon fertig, in der Kaffeemaschine“, versicherte sie und nahm seinen Becher. Sie brauchte dringend wieder ein paar Augenblicke für sich allein, und die Rolle der Gastgeberin bot ihr eine willkommene Gelegenheit, das Zimmer zu verlassen.
„In dem Fall … danke.“ Er sank tiefer in den Sessel. „Also, falls es Ihnen ein Trost ist, Olivia“, rief er ihr hinterher, „so hatte ich mir Weihnachten auch nicht vorgestellt!“
Diese Worte brachten Olivias seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot.
Natürlich hatte er sich so etwas nicht vorgestellt! Ganz bestimmt wartete eine – oder mehrere – aus seinem Harem sehnlichst auf die Gnade, das Fest mit ihm verbringen zu dürfen! Aber die kleine Andrea hatte dafür gesorgt, dass daraus nichts wurde.
Und, dachte Olivia, bevor sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, bilde dir nur nicht ein, dass hinter seinen Blicken und Andeutungen mehr steckt als ein routinierter Flirt! Der arme Mann kann sehr wahrscheinlich gar nicht anders. Mehr hineinzulesen wäre mehr als dumm.
„Haben Sie morgen etwas Bestimmtes vor – ich meine heute?“, fragte Ethan
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