Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
zurückzutreten. Sie war zweiunddreißig Jahre alt, eine erwachsene Frau und kein linkischer Teenager!
Sie starrte auf den grünen Zweig mit seinen glänzenden Blättern und den weißen Beeren. Natürlich, es war ein Mistelzweig! Unverwechselbar. Wie war der hierhergekommen? Sie hatte ihn bestimmt nicht mitgebracht. Vielleicht war er aus Versehen beim Einkaufen vorhin irgendwie in ihre Sachen geraten und herausgefallen, als sie die Tüten hereintrug? Aber wie auch immer, auf jeden Fall gefiel ihr der entschlossene Ausdruck in Ethans Augen absolut nicht, als er jetzt den Mistelzweig hoch über ihre Köpfe hielt.
„Es bringt Pech, wenn man sich unter einem Mistelzweig nicht küsst“, klärte er sie auf.
Olivia stand auf einmal wie gebannt da. „Davon habe ich nie gehört“, antwortete sie atemlos.
„Kein Wunder, ich habe es mir gerade ausgedacht“, kam Ethans Antwort, ehe er den Kopf senkte.
Ein Prickeln erfasste sie, als warme Lippen ihre sanft berührten. Unwillkürlich öffnete sie sie leicht, stöhnte leise auf. Sofort wurde sein Kuss leidenschaftlicher.
Ethan legte die Arme um ihre schlanke Taille, zog Olivia fest an sich und ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten.
Olivia wollte schreien, ihn zurückstoßen – aber noch viel mehr wollte sie, dass er sie küsste, dass er nie mehr aufhörte!
Ihr Körper brannte lichterloh, sie hatte weiche Knie, und alles um sie herum versank. Es gab nur noch Ethan und seine erotischen Liebkosungen.
Schließlich hob er den Kopf. Er atmete schnell und flach und legte seine Stirn an ihre. „Gütiger Himmel!“, murmelte er heiser.
Olivia war sprachlos. Noch nie hatte ein Kuss sie so sehr erregt. Ausgerechnet einer von Ethan Sherbourne …!
„Halb zehn morgen früh?“, fragte er nach, die Arme noch immer um sie gelegt.
Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zungenspitze und wagte kaum zu atmen. „Ja.“
„Gut.“ Ethan nickte zufrieden und trat einen Schritt zurück. „Du brauchst nichts mitzubringen – nur dich selbst.“
Nachdem er leise die Tür hinter sich und Andrea geschlossen hatte, stand Olivia immer noch da. Sie wagte sich nicht zu bewegen, weil sie Angst hatte, die Beine würden unter ihr nachgeben.
Und noch etwas machte ihr sehr zu schaffen: Sie hatte tatsächlich zugesagt, mit Ethan und der kleinen Andrea Weihnachten zu verbringen!
„Die Idee mit dem Mistelzweig war genial“, lobte Mrs. Heavenly lächelnd.
Faith antwortete nichts darauf. Sicher, es war ihre Idee gewesen, den Mistelzweig vor die Tür zu legen, wo er Ethan sofort auffallen musste. Aber sie wollte nicht selbstzufrieden wirken. Ihr Auftrag war schließlich noch längst nicht erledigt.
Allerdings, dieser Kuss unter dem Mistelzweig hatte tatsächlich bewirkt, dass Olivia nun einverstanden war, mit Ethan und dem Baby das Weihnachtsfest zu verbringen …
„Dieser Abend allein mit Andrea war für Olivia wirklich hart“, sagte sie stattdessen. „Bist du sicher, sie hat wirklich Lust, Weihnachten mit einem Baby zu verbringen?“
Mrs. Heavenly seufzte tief. „Entweder heilt es sie, oder sie zerbricht daran.“
Genau das dachte Faith auch. „Ich bin mir nicht sicher …“
„Olivia fehlt nicht nur der Glaube an sich, sondern auch an andere Menschen“, hob Mrs. Heavenly mitleidig hervor. „Irgendeines Tages muss sie einen Schritt nach vorn machen, wieder anfangen, richtig zu leben, anstatt nur zu existieren. Und ich glaube, Ethan Sherbourne ist vom Schicksal dazu auserwählt worden, ihr dabei zu helfen.“
„Womit ich ins Spiel komme“, warf Faith ein. „Aber ich wünschte, Ethan hätte die Chance gehabt, Olivia von dieser anderen Frau in seinem Leben zu erzählen.“
Bildete sie es sich nur ein, oder wich Mrs. Heavenly ihrem Blick auf einmal aus? Sie hatte doch sicher nicht …?
Nein, natürlich nicht. Schließlich war dies ihr Auftrag. Mrs. Heavenly hätte ihn ihr nicht gegeben, wenn sie gedacht hätte, sie würde es nicht allein schaffen.
„Alles zu seiner Zeit, meine Liebe. Alles zu seiner Zeit.“ Mit einem fröhlichen Lächeln entließ Mrs. Heavenly die junge Himmelsbotin. „Also, ich würde mich an deiner Stelle auch ein wenig ausruhen, da Olivia gerade schläft.“ Sie strahlte Faith an. „Dieser Tag verspricht viel Arbeit und Aufregendes für dich.“
Ganz bestimmt. Faith hoffte nur, Olivia würde am Morgen nicht doch wieder ihre Meinung ändern und Ethan absagen.
6. KAPITEL
Olivia hatte seit dem frühen Morgen bestimmt hundertmal überlegt,
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