Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
Ethan anzurufen und ihm deutlich zu sagen, dass sie nicht mit ihm und Andrea Weihnachten feiern würde. In den langen, schlaflosen Stunden, nachdem Ethan gegangen war, und auch danach, als sie aufstand und duschte, war ihr dieser Gedanke immer wieder gekommen. Aber trotz aller Unentschlossenheit stand sie um halb zehn vor Ethans Haustür.
Schuld an allem war nur der Mistelzweig. Noch immer hatte sie keine Ahnung, wie er dorthin gekommen war. Aber ohne ihn hätte Ethan sie niemals geküsst – und sie nicht darauf so heftig reagiert!
Erneut spürte sie das herrliche Kribbeln im Bauch. Ihr einziger Trost war, dass er für Ethan sehr wahrscheinlich bedeutungslos gewesen war. Es konnte gut sein, dass er damit seine tägliche gute Tat hatte ableisten wollen!
„Frohe Weihnachten!“, begrüßte Ethan sie, als er die Tür öffnete, und küsste sie leicht auf die Wange. „Komm herein.“ Er ergriff ihren Arm und zog sie ins Innere. „Du kommst genau richtig. Andrea öffnet gerade ihre Geschenke.“
Erstaunt starrte Olivia auf das winzige Baby, das auf dem dicken Teppichboden lag, umgeben von einem wahren Berg bunt verschnürter Päckchen und Pakete.
„Findest du, ich habe ein wenig übertrieben?“, fragte Ethan unsicher, als er ihre Miene sah. „Für mich ist das alles eine völlig neue Erfahrung“, erklärte er ihr. „Ich habe den Spielzeugladen fast leer gekauft.“
Das würde sie nicht überraschen. Und einige der Sachen, die er für Andrea gekauft hatte, waren für viel ältere Kinder bestimmt. Ein Dreirad zum Beispiel. Das würde er noch eine Weile wegstellen müssen.
Zweifelsohne war es tatsächlich eine neue Erfahrung für ihn, Vater zu sein.
„Bestimmt bist du den Ladenbesitzern jetzt sehr ans Herz gewachsen“, spaßte sie und ließ sich neben Andrea auf die Knie nieder. Sie hatte sich etwas Schickes, aber zugleich Bequemes angezogen, eine schwarze Hose und einen roten Pullover, denn irgendwie war ja auch für sie Weihnachten. „Frohes Fest, Püppchen.“ Sie gab Andrea einen Kuss auf die Stirn. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“ Sie hielt das rosa eingepackte Päckchen hoch.
„Das ist wirklich nett von dir“, sagte Ethan bewundernd, als sie das Geschenk für das Baby auspackte.
Olivia hatte sich unwohlgefühlt, weil er gestern Abend davon gesprochen hatte, dass er auch ein Geschenk für sie hatte – während sie mit leeren Händen dastand. Aber dann hatte sie nachgedacht … Ein Geschenk für Ethan war nicht allzu schwierig gewesen: einfach zwei CDs, die sie sich eigentlich selbst zu Weihnachten schenken wollte. Andrea hingegen war wirklich ein Problem gewesen …
„Weihnachten ist ein Fest für Kinder“, erwiderte sie geistesabwesend und hielt die bunte Rassel hoch, die sie fertig ausgepackt hatte. Wie alle Babys in dem Alter starrte Andrea wie gebannt darauf.
„Weißt du was …“, meinte Ethan nachdenklich, als Andrea begeistert mit Armen und Beinen strampelte, sobald Olivia die Rassel schüttelte. „Ich hätte mir eigentlich den Aufwand sparen können …“ Er deutete auf den Haufen unausgepackter Geschenke. „… und einfach so etwas kaufen sollen.“
„Es ist ein wenig so wie damals, als wir als Kinder die Kartons interessanter fanden als die Inhalte!“, lachte Olivia. „Aber keine Bange, irgendwann kann sie all diese Dinge gebrauchen.“ Sie hielt ihm ein flaches Päckchen hin. „Dies hier ist für dich.“
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Olivia, du hättest wirklich nicht …“
„Zu Haus habe ich gelernt, dass man in einem solchen Fall sagen soll: vielen Dank, das ist aber nett von dir“, wies sie ihn milde zurecht.
Plötzlich schien er sich unbehaglich zu fühlen. „Vielen Dank. Und es ist sehr nett von dir. Ich habe nur …“
„Du weißt doch noch gar nicht, was es ist“, unterbrach sie ihn, erleichtert, als er das Geschenk wenigstens entgegennahm. Sie wandte sich ab, während er es auspackte, und spielte mit Andrea, weil sie auf einmal verlegen war. Wenn er nun klassische Musik gar nicht mochte? Wenn er …
„Das ist ja unglaublich!“, rief Ethan in diesem Moment entgeistert. „Wahnsinnig! Genau diese CD wollte ich mir gestern kaufen.“ Er hielt die Mozart-CD hoch. „Ich habe es nur nicht mehr geschafft, weil ich im Spielzeugladen so getrödelt hatte.“
„Sehr wahrscheinlich hättest du sie auch gar nicht mehr tragen können“, meinte sie trocken und wies auf die Geschenke. Sie mochte kaum glauben, dass Ethan und sie den gleichen
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