JULIA GOLD Band 32
Der Blick, mit dem er sie ansah, machte sie schwach. Während sie noch überlegte, wie sie sich verhalten sollte, hob Rashid sie aus dem Becken und drückte sie an sich.
„Gestern Abend, als du mich zurückgewiesen hast, dachte ich, du seist entweder die durchtriebenste Hexe, die ich je getroffen habe, oder unglaublich naiv und unschuldig. Warum willst du uns verlassen, Felicia?“
„Das weiß niemand besser als du.“ Felicia zitterte am ganzen Leib. Sie wollte, dass er sie losließ, und wusste doch, dass jeder Widerstand zwecklos war.
Rashid zog sie noch näher an sich. „Bei Gott, Felicia, ich begehre dich!“, flüsterte er an ihrem Mund. „Ich begehre dich seit dem Moment, als ich dich zum ersten Mal sah. Gestern Abend, als ich feststellte, dass Faisal dich noch nicht berührt hat, wusste ich nicht, wen ich mehr hasste: dich oder mich selbst.“ Er brach ab und murmelte etwas Unverständliches.
Felicia konnte sich nicht bewegen, sie war starr vor Schreck. Was hatte er vor? Wollte er sie verführen? Der Schmerz stand ihr in den Augen geschrieben, als sie zu ihm aufsah. „Was willst du von mir?“, flüsterte sie voller Angst. „Habe ich noch nicht genug bezahlt? Lass mich los, bitte.“
Er betrachtete sie einen Augenblick schweigend, bevor er entgegnete: „Ich lasse dich los, aber erst, nachdem du mir zugehört hast.“
Als Felicia nickte, hob er sie hoch und trug sie zu einem Diwan. Er setzte sich und nahm sie in die Arme.
„Du beschämst mich, Felicia“, begann er. „Du beschämst mich wie nie jemand zuvor. Als ich dich gestern Abend allein ließ, war mir hundeelend zumute, nicht nur, weil ich dich falsch beurteilt hatte, sondern vor allem, weil ich dich hatte glauben lassen, ich würde so weit gehen, dich von Faisal zu trennen.“
„Aber du hast doch gesagt …“
Rashid legte einen Finger auf ihre Lippen. „Nein, keine Missverständnisse mehr. Ich will dir die Wahrheit sagen. Anfänglich beabsichtigte ich tatsächlich, euch auseinanderzubringen. Faisal ist unbeständig und viel zu jung, um sich zu binden … besonders an eine Frau, die nicht unserer Kultur entstammt und vielleicht sein Geld mehr liebt als ihn. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass ich ihm aus einer solchen Situation heraushelfen müsste. Aber diesmal war alles anders.“ Er zögerte. „Du bist schön, stolz und intelligent, und ich dachte weniger an Faisal als daran, wie ich dich für mich gewinnen könnte. Gleichzeitig verachtete ich mich selbst, weil ich mich zu dem Typ Frau hingezogen fühlte, für den ich dich hielt. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich mich von deiner Schönheit betören ließ. Aber schon bald musste ich mir eingestehen, dass du mein Herz gestohlen hattest. Als du dann in meinen Armen aufblühtest wie die Wüste nach dem Regen und dennoch beteuertest, du liebtest Faisal, wäre ich beinahe verrückt geworden.“ Rashid seufzte. „Ich wollte dich zwingen zuzugeben, dass du mich liebst, aber du hast mich gemieden, bis ich zuletzt glaubte, du hättest meine Gefühle erraten und nütztest sie für deine Zwecke aus. Es verletzte meinen Stolz. Ich gebe zu, ich war blind vor Enttäuschung und habe nur gesehen, was ich sehen wollte.“
Er sah sie eine Weile schweigend an und fuhr dann fort: „Als du damals mit mir durch die Stadt gingst, hast du mir zwar in die Hände gespielt, aber ich habe Faisal nicht geschrieben. Ich brachte es nicht übers Herz, dich bei ihm anzuschwärzen. Ich wusste nicht, wovon du sprachst, als du mir sagtest, Faisal wollte dich nicht mehr. Ich hatte seinen Brief noch nicht gelesen. In der Wüste kam ich nicht dazu. Und um ehrlich zu sein, ich war nicht besonders neugierig darauf, weil ich dachte, Faisal würde mich bitten, zu dir zurückkehren zu dürfen. Dabei wollte ich euch so lange wie möglich getrennt halten, damit du dich mir zuwenden würdest.“ Rashid stieß einen Seufzer aus. „Als ich feststellte, dass du nicht mehr da warst … Nie in meinem Leben habe ich etwas Schlimmeres durchgemacht. Heute Morgen habe ich Faisal angerufen und ihm gesagt, dass ich seinen Brief erhalten und gelesen habe. Ich nehme an, dass Yasmin ihm geschrieben hat, nachdem sie uns zusammen gesehen hatte, und ihr Brief lieferte ihm den Grund, den er brauchte. Er hat wohl eingesehen, dass du dich niemals zu einer Beziehung, wie er sie sich wünschte, hergeben würdest.“
Er streichelte ihr zärtlich übers Haar und fuhr fort: „Als Nadia mir sagte, du wolltest fort, musste ich
Weitere Kostenlose Bücher