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0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

Titel: 0120 - Jerry Cottons letzter Fall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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Am liebsten würde ich die Schreibmaschine mit einer Tommy Gun vertauschen und einen ganz bestimmten Kerl vor mir haben, von dem ich leider nicht weiß, wie er heißt, wo er wohnt und wie er aussieht.
    Um die Wahrheit zu sagen: Jerry Cotton ist verschwunden.
    Seit gestern abend.
    Ich bin Phil Decker, Jerrys Freund.
    Ich habe Jerry gesucht, selbstverständlich. Den ganzen Tag.
    Aber ich habe ihn nicht gefunden.
    Es gibt noch eine Möglichkeit: Ich muß etwas übersehen haben. Ich muß bei meinem Suchen nach Jerry etwas übersehen haben. Anders ist es gar nicht möglich.
    Man kann einen erwachsenen Menschen nicht spurlos verschwinden lassen. Und bestimmt nicht Jerry.
    Trotzdem habe ich keine Spur von ihm erfunden. Es muß aber eine Spur geben, es muß ganz einfach!
    Ich sitze in Jerrys Wohnung und warte bei Jerrys Whisky auf eine Erleuchtung. Bis jetzt hat es nicht geklappt. Erleuchtungen kommen immer ungerufen, das ist das Unzuverlässige an ihnen.
    Natürlich hat es keinen Sinn, jetzt Porzellan zu zerschlagen vor lauter Wut.
    Ganz im Gegenteil: gerade jetzt müßte ich eiskalt und noch kälter denken.
    Als Berufskriminalist glaube ich nicht an das perfekte Verbrechen. Wenn Jerry und etwas anderes ist kaum möglich -einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein sollte, muß es irgendwo irgendwelche Spuren und Fingerzeige dafür geben. Man muß sie nur finden! Das ist das ganze Problem.
    Dieses Problem habe ich den ganzen Tag über zu lösen versucht, indem ich wie ein Irrsinniger von Pontius zu Pilatus gelaufen bin und nach Jerry gefragt habe.
    Jetzt tun mir die Beine weh, und die Fußsohlen brennen. Aber ich kann mich doch nicht einfach ins Bett legen, als ob nichts passiert wäre.
    Ich muß Jerry finden oder wenigstens erst einmal eine Spur von ihm.
    Vielleicht war es falsch, daß ich heute wie ein Verrückter herumgerannt bin. Vielleicht hätte ich mit etwas Überlegung handeln müssen.
    Aber in dieser Aufregung, in der ich mich befand, kam ich gar nicht zum ruhigen Nachdenken. Immer wieder fiel mir ein Ort ein, wo Jerry vielleicht sein könnte, und ich hatte nichts Eiligeres zu tun, als hinzuhetzen, um überall die gleiche Enttäuschung zu erleben.
    Jetzt bin ich ruhiger geworden. Und jetzt will ich alles noch einmal in Ruhe überdenken.
    Jerry und ich hatten gemeinsam einen Fall zu bearbeiten, der jetzt offenbar Jerrys Verhängnis geworden ist. Sein Verschwinden muß in einem Zusammenhang mit diesem Fall stehen.
    Woher ich das weiß? Ganz einfach: Wir haben bei sämtlichen Zuchthäusern angerufen, wo Gangster und ähnliche Mitmenschen eingesperrt sind, die Jerry in den letzten drei Jahren gestellt hat. Wir dachten, daß vielleicht einer von diesen entlassen worden wäre und sich an Jerry gerächt hätte. Aber alle diese Brüder sitzen noch auf Nummer Sicher und werden es auch noch mehr oder minder lange.
    Nun könnte es natürlich sein, daß sich ein Gangster an Jerry gerächt hat, dessen Verhaftung länger als drei Jahre zurückliegt. Aber unser Chef hielt das für unwahrscheinlich, und ich selbst gebe ihm recht. Die Zeit ist ein großer Wundarzt, und einen Haß, der viele Jahre hindurch in unverminderter Stärke anhält, den gibt es eigentlich nur in romantischen Filmen oder Romanen. In der Wirklichkeit kommt so etwas so gut wie nie vor.
    Also bleibt nur noch übrig, daß Jerrys Verschwinden in direktem Zusammenhang mit dem letzten Fall steht, den wir gemeinsam bearbeiteten und der übrigens bis zur Stunde noch nicht restlos geklärt ist.
    Jerry hat wie üblich die einzelnen Abschnitte dieses Falles in seinem Tagebuch festgehalten. Ich werde jetzt dieses Tagebuch mit der Schreibmaschine abschreiben. Dabei bin ich gezwungen, jeden einzelnen Satz wortwörtlich und mit Überlegung genau aufzunehmen. Vielleicht stoße ich dabei auf den entscheidenden Punkt.
    Praktisch ist es meine letzte Hoffnung, eine Spur von Jerry aufzutreiben. Wenn er wieder auftauchen sollte, wird er sich freuen, daß ich ihm diese Arbeit abgenommen habe, denn er hätte es ja sowieso tippen müssen, bevor es zur Druckerei gehen kann. Und alle guten Geister mögen mir beistehen, damit ich die entscheidende Stelle nicht übersehe, die mir eine Spur von Jerry bringen kann oder wenigstens die Ahnung einer Spur…
    ***
    Die letzten Abschnitte aus dem Tagebuch des G-man Jerry Cotton:
    Wir stellen die Ein-Dollar-Bande. (Hoffentlich kriegen wir sie auch wirklich. Aber bisher hat’s ja noch immer geklappt. Ich muß noch mit Phil sprechen, vielleicht fällt

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