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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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das Problem.
Wenn ich lesen will, ist es genau dasselbe. Ich muss das Buch ganz weit weghalten.
Ich kann ... ich kann einfach nicht ...«, sie stieß einen resignierten,
ungeduldigen Seufzer aus, »ich kann es einfach nicht richtig sehen. Nicht die
Details.«
    »Ich mache es«, sagte Honoria. Ihre Stimme klang sehr viel
entschlossener, als sie sich fühlte.
    Ihre Mutter sah sie an, zeigte aber keinerlei Überraschung. »Es
ist nicht leicht.«
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht schreit er.«
    »Hat er ja schon«, erwiderte Honoria. Doch die Kehle war ihr
wie zugeschnürt, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    »Es ist schwerer zu ertragen, wenn man diejenige ist, die die
Schere führt«, sagte ihre Mutter leise.
    Honoria hätte gern etwas Elegantes, Heroisches geäußert, etwa wie
viel schwerer es wäre, wenn er stürbe und sie nicht alles unternommen hätte, um
ihn zu retten. Aber sie ließ es bleiben. Sie konnte nicht. Sie hatte nicht mehr
viele Kraftreserven, und sie wollte ihre Energie nicht auf Worte verschwenden.
    »Ich schaffe das schon«, sagte sie nur.
    Sie sah Marcus an, der immer noch am Bett festgebunden war. Sein
Gesicht war inzwischen nicht mehr hochrot, es war im Verlauf der letzten Stunde
totenblass geworden. War das ein gutes Zeichen? Sie hatte ihre Mutter gefragt,
doch die wusste es auch nicht.
    »Ich schaffe das«, sagte sie noch einmal, obwohl ihre Mutter
ihr bereits die Schere gereicht hatte. Lady Winstead erhob sich von ihrem
Stuhl, und Honoria holte tief Luft und setzte sich.
    »Eins nach dem anderen«, sagte sie sich und studierte die Wunde
ganz genau, ehe sie anfing. Ihre Mutter hatte ihr gezeigt, woran sie das Gewebe
erkannte, das entfernt werden musste. Alles, was sie nun tun musste, war, einen
bestimmten Abschnitt zu betrachten und auszuschneiden. Und wenn sie damit
fertig war, sich an den nächsten zu machen.
    »Schneide so nah ans gesunde Gewebe heran, wie du kannst«,
sagte ihre Mutter.
    Honoria nickte und führte die Schere weiter nach oben. Mit
zusammengebissenen Zähnen machte sie einen Schnitt.
    Marcus stöhnte, wachte aber nicht auf.
    »Gut gemacht«, sagte Lady Winstead
leise.
    Honoria nickte und blinzelte die Tränen weg. Wieso wurde sie bei
einer so kleinen Bemerkung so emotional?
    »Ganz unten ist eine Stelle, die ich ausgelassen habe«, sagte
ihre Mutter. »Da konnte ich die Ränder nicht so gut sehen.«
    »Ich sehe sie«, sagte Honoria grimmig. Sie schnitt etwas abgestorbene
Haut zurück, doch die Stelle wirkte immer noch geschwollen. Wie sie es bei
ihrer Mutter gesehen hatte, durchstach sie mit der Scherenspitze das Gewebe,
worauf der gelbe Eiter abfließen konnte. Marcus stemmte sich gegen die Bande,
und sie flüsterte eine Entschuldigung, hörte aber nicht auf. Sie nahm ein Tuch
zur Hand und drückte es fest auf die Stelle.
    »Wasser, bitte.«
    Jemand reichte ihr einen Becher Wasser, und sie goss es über die
Wunde, versuchte dabei, nicht auf Marcus' Schmerzenslaute zu achten. Das Wasser
war heiß, sehr heiß, doch ihre Mutter schwor, dass sie Honorias Vater vor
Jahren dadurch gerettet hatte. Die Hitze zog die Entzündung heraus.
    Honoria betete, dass sie recht hatte.
    Wieder drückte sie das Tuch auf die Wunde, sog das überschüssige
Wasser auf. Marcus gab erneut ein merkwürdiges Geräusch von sich, aber es war
nicht ganz so herzzerreißend wie zuvor. Doch dann begann er zu zittern.
    »Oh Gott«, schrie sie auf und riss das Tuch weg. »Was habe
ich ihm angetan?«
    Ihre Mutter betrachtete ihn mit verwirrter Miene. »Es sieht fast
so aus, als würde er lachen.«
    »Sollten wir ihm noch etwas Laudanum geben?«, fragte Mrs
Wetherby.
    »Lieber nicht«, meinte Honoria. »Ich habe schon von Leuten
gehört, die nicht mehr aufgewacht sind, weil man ihnen zu viel gegeben
hatte.«
    »Ich glaube wirklich, dass er aussieht, als würde er lachen«,
sagte ihre Mutter noch einmal.
    »Er lacht nicht«, entgegnete Honoria knapp. Lieber Himmel,
worüber sollte er in einer solchen Lage denn lachen? Sie versetzte ihrer
Mutter einen leichten Stups, damit sie aus dem Weg ging, und goss noch etwas
heißes Wasser über Marcus' Bein. Sie arbeitete, bis sie glaubte, die Wunde nach
bestem Vermögen gereinigt zu haben.
    »Ich glaube, das war's«, sagte Honoria, lehnte sich zurück
und atmete tief durch. Sie war völlig verspannt, alle Muskeln waren hart. Sie
legte die Schere hin und versuchte die Finger zu strecken, doch sie fühlten
sich wie Klauen an.
    »Wie wäre es, wenn wir Laudanum direkt auf die

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