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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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oder auf
den Orkney-Inseln heiratete und ihn nie wiedersah, würde sie doch wissen, dass
er am Leben war, dass es ihm gut ging und er vielleicht gerade ausritt, ein
Buch las oder am Kamin in einem Sessel saß.
    Doch so sehr sie diese Unsicherheit auch hasste, sie durfte jetzt
nicht an sich selbst denken. Es galt, die Entscheidung so lang wie möglich
hinauszögern. Aber wenn sie dabei nun zu lange wartete?
    Sie kniff die Augen fest zu, obwohl ihr Kopf schon in ihren Armen
vergraben lag. Hinter ihren Lidern brannte es.
    »Bitte stirb nicht«, wisperte sie. Sie rieb das Gesicht am Unterarm,
um die Tränen abzuwischen, und bettete den Kopf dann wieder auf die Ellenbeuge.
Vielleicht sollte sie sein Bein anflehen, nicht ihn. Oder vielleicht Gott oder
den Teufel oder Zeus oder Thor. Sie würde sogar den Mann anflehen, der die Kühe
molk, wenn sie damit nur etwas ausrichten könnte.
    »Marcus«, sagte sie noch einmal, weil es ihr Trost spendete,
seinen Namen auszusprechen. »Marcus.«
    »Noria.«
    Sie
erstarrte, fuhr hoch. »Marcus?«
    Seine Augen blieben geschlossen, aber sie sah, wie sich die
Augäpfel unter den Lidern bewegten, und sein Kinn bewegte sich ganz leicht auf
und ab.
    »Oh, Marcus«, schluchzte sie. »Oh, tut mir leid. Ich sollte
nicht weinen.« Hilflos sah sie sich nach einem Taschentuch um und wischte
schließlich ihr tränenüberströmtes Gesicht an seinem Laken ab. »Ich bin so
froh, deine Stimme zu hören. Selbst wenn du gar nicht klingst wie du
selbst.«
    »W... w...
wa...«
    »Möchtest du etwas Wasser?«, fragte sie, sein Gestammel
korrekt interpretierend.
    Wieder
bewegte sich sein Kinn.
    »Hier, ich helfe dir, dich ein bisschen aufzusetzen. Dann kannst
du leichter trinken.« Sie packte ihn unter den Armen und schob ihn ein
paar Zoll nach oben. Auf dem Nachttischchen stand ein Glas Wasser, in dem
immer noch der Löffel vom letzten Versuch stand. »Ich gebe dir nur ein paar
Tropfen«, sagte sie. »Immer nur ein bisschen. Wenn ich dir zu viel gebe,
habe ich Angst, dass du daran erstickst.«
    Diesmal klappte es jedoch viel besser, und sie konnte ihm fast
acht Löffel voll einflößen, ehe er ihr zu verstehen gab, dass er nun genug habe
und sich wieder flach ausstrecken wolle.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie und versuchte sein Kissen aufzuschütteln.
»Abgesehen davon, dass du dich furchtbar fühlst, meine ich.«
    Langsam bewegte er den Kopf von einer Seite zur anderen. Es sah
aus wie die kranke Interpretation eines Schulterzuckens.
    »Natürlich fühlst du dich furchtbar«, erklärte sie, »aber
gibt es irgendwelche Veränderungen? Fühlst du dich noch furchtbarer? Weniger
furchtbar?«
    Er reagierte nicht.
    »Gleich furchtbar?« Sie lachte. Sie hatte tatsächlich
gelacht. Erstaunlich. »Das klingt vielleicht albern.«
    Er nickte. Es war eine winzige Bewegung, aber größer als alle, die
ihm bisher gelungen waren.
    »Du hast mich gehört«, sagte sie, unfähig, das breite,
zittrige Lächeln zu unterdrücken, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Du
hast dich zwar über mich lustig gemacht, aber du hast mich gehört.«
    Er nickte wieder.
    »Das ist gut. Nur zu. Aber wenn es dir besser geht, und das wird
es irgendwann, darfst du das zwar nicht mehr, also ich meine, dich über mich
lustig machen, aber im Moment brauchst du dir keinen Zwang anzutun. Oh!«
Sie sprang auf, plötzlich erfüllt von rastloser Energie. »Ich sollte nach
deinem Bein sehen. Ich weiß, Doktor Winters ist noch nicht lange fort, aber es
kann ja nicht schaden, trotzdem mal nachzusehen.«
    Die Wunde war immer noch hochrot und entzündet, doch der gelbliche
Eiter am Rand war verschwunden. Und, noch wichtiger, sie konnte keinerlei rote
Streifen entdecken, die am Bein emporwanderten.
    »Unverändert«, sagte sie. »Nicht dass ich
mit einer Veränderung gerechnet hätte, aber es kann ja nicht schaden ... na
ja, du weißt schon.« Sie lächelte verlegen. »Das habe ich ja bereits
gesagt.«
    Sie schwieg einen Augenblick, war es zufrieden, ihn einfach
anzusehen. Seine Augen waren geschlossen, er sah nicht viel anders aus als in
dem Moment, als Doktor Winters ihn untersucht hatte, doch Honoria hatte seine
Stimme gehört, und sie hatte ihm Wasser gegeben, und das war genug, um ihrem
Herzen neue Hoffnung einzuflößen.
    »Dein Fieber!«, rief sie plötzlich aus. »Das sollte ich
überprüfen.« Sie fasste ihn an die Stirn. »Du fühlst dich noch genauso
an. Was bedeutet, wärmer, als gut ist, aber besser als zuvor. Dir geht es
definitiv ein

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