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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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gestern
Abend: »Auf Sarah habe ich nicht geachtet.«
    Zum Kuckuck! Natürlich hatte er nicht auf Sarah geachtet! Er hatte
auf sie geachtet, weil er dazu gezwungen gewesen war. Er hatte auf sie
geachtet, weil sein bester Freund ihm das Versprechen abgenommen hatte, genau
das zu tun.
    Er hatte auf sie geachtet, weil sie seine Verpflichtung gewesen
war.
    Und nun war sie in ihn verliebt.
    Sie lachte entsetzt auf. Sie musste raus aus diesem Zimmer. Wenn
er sie auch noch dabei erwischte, wie sie seinen Brief las, dann wäre ihre
Demütigung vollkommen.
    Aber sie konnte nicht einfach so verschwinden, ohne ihm eine
Nachricht zu hinterlassen. Das würde nicht zu ihr passen; er würde sofort
wissen, dass etwas nicht stimmte.
    Und so suchte sie Papier und Feder und schrieb ihm ein ganz
gewöhnliches, sehr langweiliges Abschiedsbriefchen.
    Und dann eine sie.

17. Kapitel
    Eine Woche später
    im frisch gelüfteten Musikzimmer
    von Winstead House, London
    Dieses Jahr
spielen wir Mozart!«, verkündete Daisy Smythe-Smith.
Sie reckte ihre neue Geige so begeistert in die Luft, dass ihr
die blonden Löckchen beinahe aus der Frisur sprangen. »Ist die nicht herrlich?
Es ist eine Ruggieri. Vater hat sie mir zum sechzehnten Geburtstag
gekauft.«
    »Es ist ein wunderschönes Instrument«, stimmte Honoria zu.
»Aber Mozart hatten wir erst letztes Jahr.«
    »Wir spielen doch jedes Jahr Mozart«, beschwerte sich Sarah
vom Klavier aus.
    »Aber ich habe letztes Jahr nicht mitgemacht.« Daisy warf
Sarah einen verdrossenen Blick zu. »Und das ist erst dein zweites Konzert, du
kannst dich also wohl kaum darüber beklagen, was ihr jedes Jahr
spielt.«
    »Ich glaube, bevor die Saison vorüber ist, muss ich dich umbringen«,
sagte Sarah in etwa dem Ton, in dem sie auch sagen würde: Ich glaube, ich
nehme lieber eine Limonade statt Tee.
    Daisy
streckte ihr die Zunge heraus.
    »Iris?«
Honoria sah zu ihrer Cousine am Cello.
    Die
murmelte nur griesgrämig: »Mir doch egal.«
    Honoria
seufzte. »Wir können nicht dasselbe spielen wie letztes
Jahr.«
    »Warum denn nicht?«, begehrte Sarah auf. »Ich kann mir nicht
vorstellen, dass irgendwer es in unserer Interpretation wiedererkennt.«
    Iris sank in sich zusammen.
    »Aber es stand bestimmt im Programmheft«, gab Honoria zu
bedenken.
    »Glaubst du wirklich, dass irgendwer sich das Programmheft vom
letzten Jahr aufhebt?«, fragte Sarah.
    »Meine Mutter macht das«, erklärte
Daisy.
    »Meine auch«, räumte Sarah ein, »aber es ist ja nicht so, als
würde sie es hervorholen und mit dem diesjährigen vergleichen.«
    »Meine Mutter schon«, widersprach Daisy.
    »Lieber Gott«, stöhnte Iris.
    »Mr Mozart hat doch mehr als ein Stück
geschrieben«, brachte Daisy die Diskussion zurück auf den Punkt. »Wir haben
jede Menge Auswahl. Ich finde, wir sollten Eine kleine Nachtmusik spielen.
Das ist mein absolutes Lieblingsstück. So munter und fröhlich.«
    »Ein Klavier ist darin aber nicht vorgesehen«, erinnerte Honoria
sie.
    »Das macht überhaupt nichts«, versicherte Sarah, die Frau am
Klavier.
    »Wenn ich mitspielen muss, musst du auch mitspielen«, zischte
Iris ihr zu.
    Sarah zuckte tatsächlich ein wenig zurück. »Ich hatte keine
Ahnung, dass du so giftig aussehen kannst.«
    »Das liegt daran, dass sie keine Wimpern
hat«, spottete Daisy.
    Iris drehte sich vollkommen ruhig zu ihr um:
»Ich hasse dich.«
    »So etwas Schreckliches sagt man nicht«, mahnte Honoria und
sah ihre Cousine streng an. Iris war ein äußerst heller Typ und ihr Haar von
jenem Rotblond, das die Wimpern und die Brauen tatsächlich beinahe unsichtbar
wirken lässt. Aber sie selbst hatte sie immer unglaublich attraktiv gefunden,
von einer fast ätherischen Schönheit.
    »Wenn sie keine Wimpern hätte, wäre sie
tot«, warf Sarah ein.
    Honoria drehte sich zu ihr um. Sie konnte einfach nicht glauben,
welche Richtung das Gespräch genommen hatte. Nein, das war nicht ganz richtig.
Sie konnte es schon glauben (leider), sie konnte es nur nicht fassen.
    »Aber es stimmt«, verteidigte Sarah sich. »Oder sie wäre zumindest
blind. Die Wimpern halten den Staub aus den Augen.«
    »Warum reden wir eigentlich über Wimpern?«, fragte sich
Honoria laut.
    Daisy antwortete sofort. »Weil Sarah gesagt hat, sie hätte nicht
gedacht, dass Iris so giftig aussehen kann, und dann habe ich gesagt ...«
    »Ich weiß«, unterbrach Honoria, und als sie sah, dass Daisy
mit offenem Mund auf den richtigen Augenblick wartete, ihren Satz zu beenden,
sagte sie noch

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