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Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Titel: Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fried-Guenter Hansen
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Vorwort

 
    Mit diesem Vortrag folge
ich der Einladung einer Schülerin von mir: Sie bat mich, meine Behauptung,
Sexualität sei kein natürliches menschliches Bedürfnis, einmal in einem
größeren Kreis auszuführen. Sie ist Grafikerin und hat auch die Plakate für
meine Vorträge gestaltet und gedruckt. Leider ist sie selbst nun nicht da,
konnte mir aber vorhin noch berichten, dass fast alle Plakate, die mit diesem
Titel gedruckt wurden, in kurzer Zeit zerrissen wurden. Man kann allein daran
sehen, wie schwierig und schmerzhaft dieses Thema offensichtlich ist.
    Dieses Thema berührt
unsere Intimsphäre, unser Verletzlichstes. Der Bereich der Sexualität ist so
empfindlich, dass bereits verbale Verletzungen dauerhafte, mitunter lebenslange
Folgen nach sich ziehen können. Wenn man sonst den Begriff Trauma meist mit
körperlichen Erfahrungen in Zusammenhang bringt, so sind im Bereich der
Sexualität dauerhafte Traumatisierungen bereits durch sprachliche Verletzungen
möglich.

 
    Etwas genauer formuliert
lautet die Kernaussage meines Vortrags: „Nicht Sexualität ist ein
grundlegendes menschliches Bedürfnis, sondern die Erfahrung von Geborgenheit
durch schützenden, beruhigenden Hautkontakt.“ Nicht in Frage gestellt werden soll damit die Tatsache, dass wir von
Geburt an sexuelle Wesen sind und eine erfüllte Sexualität grundlegender
Bestandteil einer zufriedenstellenden Lebensführung ist.
    Als Heilpraktiker für
Psychotherapie arbeite ich vor allem in den Bereichen „Trauma-, Sucht- und Sexualtherapie“ . Wenn ich
mit einem der drei Problembereiche zu tun habe, habe ich immer auch mit einem
der beiden anderen zu tun. Und die Depression, verdeckt oder offen, ist
selbstverständlich auch immer mit im Boot.

 
    Wenn wir nicht für unsere
eigentlichen Bedürfnisse sorgen können und grundlegenden Mangel durch
Ersatzhandlungen betäuben, ohne ihn beheben zu können, haben wir das
Grundmuster einer Sucht. Auf der Suche nach dem eigentlichen, ursprünglichen
Mangel sind uns meist traumatische Erfahrungen im Wege.

 

Was
ist ein Trauma?

 
    Ein Trauma ist eine körperlich gespeicherte
Erfahrung, die die betreffende Person zum Zeitpunkt des Ereignisses in ihrer
individuellen Bewältigungsfähigkeit überforderte mit der Folgewirkung, dass das
belastende und unverarbeitete Erlebnis den Körper gnadenlos weiterhin in einer
Panikverfassung hält, die dauerhaft nur dadurch erträglich wird, dass man sich
selbst taub für diese hochgradige innere Anspannung macht. In einer derartigen
Abtrennung von meinen Gefühlen ist es mir nicht mehr möglich, meine
Lebenskräfte, meine Lebensenergie so zu leben, wie ich selber empfinde, dass es
in mir angelegt ist. So wird die Vermeidung der Auseinandersetzung mit und der
Bewältigung von einer Erfahrung zu einem eigenständigen Krankheitsgeschehen.
    Das subjektive Erleben ist, dass etwas
in mir verborgen ruht, das ich ausdrücken oder leben möchte, und es
gleichzeitig etwas gibt, das dieses blockiert. Das ist in der Depression nicht
anders. Suchtverhalten kommt hinzu, wenn ich immer wieder aktiv durch
Betäubungsmittel (Alkohol, Drogen) oder abreaktive Handlungen (viele Formen der
Sexualität, Spielsucht, Extremsport, etc.) das Erstarken dieser inneren Kräfte,
nach denen eigentlich eine tiefe Sehnsucht besteht, vermeiden, verhindern muss.

Geborgenheit und postorgasmischer Zustand

 
    Gerade
gestern hatte ich mit einer Patientin eine jener intensiven Sitzungen mit einer
Dauer von vier bis acht Stunden, die in meiner Praxis im Verlauf der normalen
Gesprächstherapie vorgesehen sind. In diesen Intensivsitzungen geht es darum,
in einen mentalen Zustand zu gelangen, in eine bestimmte körperliche
Verfassung, die ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Heimat
hervorbringt. Als sie in diesem Zustand angekommen war, habe ich sie gefragt:
„Kannst du dich erinnern, hast du irgendwann schon einmal diesen Zustand
erfahren?“ Und sie sagte: „ Ja, ich kann mich ganz deutlich erinnern. Das
ist der Zustand, den ich anstrebe, wenn ich Sex habe, der Zustand direkt
danach. Der Zustand, in dem das ständige Rennen in meinem Kopf, die Anspannung
in meinem Körper, dass das endlich einmal zur Ruhe kommt und ich neben jemandem
liegen kann, die Anwesenheit eines anderen Menschen als etwas erleben kann, was
keine Panik in mir auslöst . “
    So
ein postorgasmischer Zustand, wie sie ihn beschreibt, geht einher mit der
Ausschüttung eines bestimmten Hormons: Oxytocin, umgangssprachlich

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