Julia Saison Band 13 (German Edition)
Blicke und Fragen, ihn interessierte nur Lilah.
Ihre Blicke begegneten sich, und ihm fiel auf, dass sie erstaunlich ruhig und gefasst wirkte. Sie schien unverletzt zu sein. Zum Glück! Jetzt konnte er aufatmen.
Aber sie ging auch Arm in Arm mit einer verängstigten Erica Reynolds, deren Exmann sie fest am Arm gepackt hatte und in der anderen Hand eine Waffe hielt.
Wo sollte Lilah auch sonst sein? Natürlich genau neben der Frau.
Innerlich kochte Ash. Zusammen mit der Polizistin, die die Gerichtsschreiberin darstellte, saß er hinter einem Tisch, den sie in der Glasveranda aufgestellt hatten, die den Polizisten wegen der vielen Fenster gefiel. So konnten sie den Raum aus allen Winkeln einsehen und ihre Scharfschützen entsprechend positionieren.
Lilah musterte den Pseudogerichtssaal. Ash konnte sehen, dass sie wütend war.
Pech! Wenn sie in Schwierigkeiten war, würde er alles tun, um sie da herauszuholen. Daran konnte sie sich genauso gut schon jetzt gewöhnen.
Irgendwann waren die Frauen aus Lilahs Seminargruppe verschwunden, und nur sie, Erica und deren Exmann blieben übrig. Ash hatte erwartet, dass Lilah ebenfalls ging, aber Erica ergriff ihren Arm und sah sie flehend an. Lilah zögerte.
Tu es nicht! Wag es ja nicht hierzubleiben, schrie Ash förmlich in Gedanken.
Aber sie tat es.
„Ich bleibe bei dir“, versprach sie Erica.
„Nein“, mischte sich Ash ein. „Das ist eine vertrauliche Anhörung. Ich, die Gerichtsschreiberin, dieser Mann und seine Frau. Mehr nicht, Lilah.“
Reynolds zielte mit seiner Waffe auf Lilah, und Ash dachte, ihm bliebe sprichwörtlich das Herz stehen. Nur mühsam konnte er sich davon abhalten, über den Tisch zu springen und sich zwischen Lilah und die Waffe zu stellen.
„Einen Moment.“ Reynolds wandte sich an Ash. „Sie kennen sie? Ihr beide arbeitet zusammen, um mir Erica wegzunehmen.“
„Nein, aber Lilah und ich kennen uns. Wir sind zusammen“, erklärte Ash, „und deshalb ist es für mich unzulässig, über einen Fall zu entscheiden, der Sie und Ihre Frau betrifft. Es tut mir leid, das ist ein Interessenskonflikt. Ich wusste bis heute nicht, dass Lilah mit Ihrer Frau arbeitet, aber jetzt, da ich es weiß, werde ich jedes Urteil in diesem Fall außer Kraft setzen. Sie werden mit dem Scheidungsverfahren von vorn anfangen.“
„Keine einstweilige Verfügung?“, fragte Reynolds.
„Keine einstweilige Verfügung“, behauptete Ash. „Kommen Sie herein, dann regeln wir das.“
In dem Moment schien Reynolds innerlich zusammenzusacken. „Das hilft jetzt auch nicht mehr.“
Er sah auf die Waffe in seiner Hand, und es schien, als wüsste jeder im Raum, dass er sie benutzen würde – er würde auf jemanden schießen.
Blitzschnell war alles vorüber.
Die Polizisten überwältigten ihn, entwaffneten und fesselten ihn mit Handschellen. Schnell durchquerte Ash den Raum und riss Lilah in seine Arme.
Es fühlte sich an, als zitterte er noch stärker als sie, aber sie war in Sicherheit. In seinem ganzen Leben war er noch nie so erleichtert gewesen.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Polizei ihre Fragen gestellt hatte, Lilah ihre Seminargruppe beruhigt, sich um Erica gekümmert und Eleanor, Kathleen und Gladdy versichert hatte, dass es ihr gut ging. Während der ganzen Zeit wich Ash nicht von ihrer Seite.
Bevor er mit ihr allein sein konnte, mussten sie an den Reportern vorbei, die die Auffahrt zum Anwesen belagerten. Sie waren das Ereignis. Am liebsten wäre Ash einfach an ihnen vorbeigestürmt, aber Lilah wollte die Chance nutzen, um über häusliche Gewalt zu sprechen.
Also blieb er so lange neben ihr stehen. Natürlich fragten einige Reporter nur nach den seltsamen Zeremonien bei Vollmond am Lagerfeuer und nach den Frauen in zerrissenen Hochzeitskleidern, aber sie nutzte diese Fragen, um zu erklären, worum es in ihren Seminaren ging.
Ash war so stolz auf sie.
Es wurden auch Fragen zu ihrer Beziehung gestellt und nach einem möglichen Interessenskonflikt zwischen seiner und ihrer Arbeit. Diese Fragen übernahm Ash, bevor er Lilah endlich mit nach Hause nehmen und die Welt ausschließen konnte.
Sobald sie in seinem Haus waren, zog er Lilah in seine Arme und hielt sie so fest, dass sie wahrscheinlich kaum Luft bekam.
„Es geht mir gut“, beteuerte sie immer und immer wieder.
Trotzdem konnte er sie einfach nicht loslassen. In Gedanken wiederholte er ständig: Sie ist in Sicherheit. Es geht ihr gut. Sie ist sicher .
„Ich bin durchgedreht, als ich
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