Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
glücklich.
»Na ja, jedenfalls einen großen Appetit.« Er fummelte an der Krawatte herum. »Ich wünschte, ich wüsste, wie man einen Windsorknoten knüpft.«
»Das passt nicht wirklich zu einem Vierzig-Dollar-Anzug«, wandte Immergrün ein. »Besonders nicht zu einem alten Vierzig-Dollar-Anzug.«
Auf einmal ging die Tür zum Büro auf.
»Lege dein Make-up auf und lockere den Gürtel«, sagte Mallory und legte letzte Hand an seine Krawatte. »Ich führe dich zum Essen aus.«
»Das finde ich ausgesprochen großzügig von Ihnen«, sagte eine tiefe Männerstimme, »wenn man bedenkt, dass wir uns noch nicht mal miteinander bekannt gemacht haben.«
Mallory drehte sich um und sah sich einem riesigen Mann gegenüber, der ganz in Wildleder gekleidet war. Er erreichte fast zwei Meter zehn, und der Kopf war in jeder Hinsicht so breit wie die Schultern. Er hatte große dunkle Augen, eine eingedrückte Nase, ein spitzes Kinn und einen Spitzbart, aber sein herausragendstes Kennzeichen waren die beiden Hörner, die ihm seitlich aus dem Kopf wuchsen.
»Nun«, sagte der Mann und betrachtete Mallorys heruntergekommenen Schreibtisch sowie die Fotos der Playmates, von Joe DiMaggio, Seattle Slew und den Green Bay Packers von 1966, die dahinter an der Wand hingen. »Hier sieht es wirklich aus wie in einem Detektivbüro. Mal abgesehen davon. « Er deutete auf den Schreibtisch gegenüber mit seinen Füllern und Bleistiften, die ordentlich neben einer kleinen Vase voller Blumen aufgereiht lagen. »Wo bewahren Sie Ihre Waffen auf?«
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte Mallory und starrte ihn an.
»Ich heiße Brody«, sagte der Mann und streckte eine mächtige Pranke aus, und Mallory ergriff sie. »Buffalo Bill Brody. Je von mir gehört?«
»Das kann ich nicht behaupten.«
»Verdammt! Lesen Sie keine Zeitung?«, fragte Brody.
»Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
»Er liest die Racing Form«, ergänzte Immergrün, »aber nach all diesen Jahren kann er sie immer noch nicht richtig interpretieren.«
»Nun, ich bin wegen der großen Show in der Stadt«, erklärte Brody.
»Irgendeine Broadway-Premiere?«, fragte Mallory.
»Eastminster, Mr Mallory«, sagte Brody. »Eastminster.« Mallory sah verwirrt drein. »Größte Show im Land, vielleicht auf der Welt. Ich habe mir eine Drachenfarm draußen in New Mexico gekauft. Stelle meine Drachen im ganzen Südwesten aus. Bis ins laufende Jahr hatte ich jedoch noch nie einen Grund, um auf die Eastminster zu gehen. Jetzt habe ich ihn. Wenn man all den Zeitungen glaubt, habe ich die Favoritin.«
»Okay, Sie haben die Favoritin«, sagte Mallory.
»Nur dass ich sie nicht habe.«
»Möchten Sie mir das erklären?«
»Sie wurde gekidnappt, Mr Mallory«, sagte Brody. »Oder gedrachennappt oder wie immer zum Teufel das Wort lauten muss. Sie müssen sie für mich wiederfinden.«
»Sind Sie sicher, dass Sie dafür einen Detektiv brauchen?«, fragte Mallory. »Ich meine, wie verdammt schwer ist es wohl, einen Drachen in Manhattan zu verstecken? Es ist fast so, als wollte man einen T. Rex verstecken, nicht wahr?«
»Nicht alle Drachen sind riesengroß«, entgegnete Brody. »Flauschie erreicht zufällig elf Zoll Schulterhöhe.«
»Nennt man das nicht eine Zwergausgabe?«, fragte Mallory, der sich an Pudel in seinem Manhattan erinnerte.
Brody schüttelte den Kopf. »Zwergdrachen messen zwischen zwölf und achtzehn Zoll. Flauschie ist ein Taschendrache.«
»Nun, dann möchte ich meine ursprüngliche Aussage neu fassen. Es wird unmöglich sein, etwas Elf-Zoll-Großes in Manhattan zu entdecken, wenn jemand es verstecken möchte. Sie können also nicht viel tun, solange Sie keinen Anruf mit einer Lösegeldforderung erhalten.«
»Verdammt, Mann!«, brüllte Brody. »Sie muss um vier Uhr morgen Nachmittag im Ring erscheinen! Sie wurde nicht eines Lösegelds wegen gekidnappt! Sie wurde gekidnappt, weil ein Rivale weiß, dass er nur so den Preis der Ausstellung gewinnt!«
»Wie viel ist der Preis für den Sieger wert?«, fragte Mallory.
»Ein Schleifchen für zehn Cent und eine Trophäe, die auch eingeschmolzen keine hundert Dollar bringt.«
»Dann verstehe ich es nicht.«
»Ich bin Sportsmann! «, erklärte Brody. »Mein Leben lang versuche ich schon, mal etwas zu züchten, was gut genug für den Preis von Eastminster ist, und ich werde nicht tatenlos hinnehmen, wie man mir das wegnimmt!«
»Seit wann wird sie vermisst?«, fragte Mallory.
»Seit etwa drei Stunden.«
»Wo haben Sie sie
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