Kämpfer der Lichtwelt
aus ihren Gräbern, die ihre Körper erhalten hatten.
Vor Mythor tauchte ein Krieger in einer Rüstung auf. Unter dem verschmutzten Helm war ein knöchernes Gesicht zu sehen. Außer einigen Fleischresten waren in dem Totenschädel nur die Augen erhalten. Sie wirkten wie zwei getrocknete Beeren und starrten Mythor blicklos an. Der Krieger gab keinen Laut von sich, als er das Krummschwert gegen Mythor hob. Mythor schlug mit dem Gläsernen Schwert die Waffe des Moortoten beiseite, dann trennte er ihm mit einem zweiten Hieb den Knochenschädel vom Rumpf. Die Rüstung fiel in sich zusammen, als das magische Leben aus dem mumifizierten Körper wich und dieser zu Staub zerfiel.
Bendik hatte inzwischen einen zweiten Moortoten gefällt, der aus einer ganz anderen Zeit stammen musste als Mythors Gegner. Denn sein vertrockneter Körper war nur mit einem Lendenschurz bekleidet und er ging mit bloßen, knöchernen Händen auf den Jungen los.
»Ich habe vorher noch nie getötet«, sagte Bendik atemlos und wandte sich ab.
»Das hast du auch jetzt nicht getan«, sprach Mythor ihm zu. »Tote kann man nicht töten. Du hast nur einen unheimlichen Zauber zunichte gemacht.«
»Ich habe einmal einen Freund an das Moor verloren«, sagte Bendik und stierte vor sich hin. »Was ist, wenn er mir begegnet?«
»Komm, wir müssen weiter«, sagte Mythor statt einer Antwort. »Du darfst nicht grübeln, sonst...«
Mythor verstummte, denn aus dem Nebel tauchte eine weibliche Gestalt auf. Es war Lorana, und sie sah genauso aus wie an jenem Tag, als er sie an der Mühlenarche zum erstenmal gesehen hatte. Nur ihre Bewegungen waren etwas ungelenk, aber das konnte ihrer übernatürlichen Schönheit nichts anhaben. Und auch, dass sie den gebrochenen Blick einer Toten hatte, machte Mythor nichts aus.
Er konnte das Gläserne Schwert nicht gegen sie erheben und wartete regungslos, bis sie ihn erreicht hatte. Er wehrte sich nicht, als sie nach dem Helm der Gerechten griff und ihn ihm abnehmen wollte. Mythor hätte auch das mit sich geschehen lassen.
Doch als sie den Helm berührte, durchfuhr ihren Körper ein Zucken, und sie wurde von einer unsichtbaren Kraft zurückgeschleudert.
Bendik nahm Mythor am Arm und zog ihn schnell mit sich fort. »Jetzt weißt du, was ich gemeint habe«, sagte der Junge zu ihm, während sie davonliefen.
Mythor nickte. Er hätte sich gegen Lorana nicht zu wehren vermocht, obwohl er wusste, dass die Schwarze Magie ihr nur zu einem Scheinleben verholfen hatte.
Sie stießen auf weitere Moortote. Sie wichen den meisten aus, nur wenn es nicht anders ging, kämpften sie sich den Weg mit den Waffen frei.
Der Nebel lichtete sich immer mehr. Am Himmel ging das verwirrende Farbenspiel weiter. Nur waren die Farben nicht mehr so grell, sondern geradezu düster. Und die Sonne war darin ein verwaschener gelblicher Fleck. Sie stand schon hoch, und Mythor schritt ihr entgegen.
Einmal stießen sie auf vier tote Caer-Krieger. Sie wiesen keine äußeren Verletzungen auf, dafür waren ihre Gesichter auf den Rücken gedreht. Das konnte nur das Werk von Moortoten gewesen sein.
Für Mythor war das die Bestätigung, dass die Caer-Priester nicht einmal auf ihre eigenen Leute Rücksicht nahmen und sie den Mächten der Finsternis opferten. Konnte es noch einen deutlicheren Beweis dafür geben, dass die Caer-Priester ein Werkzeug der Dämonen waren?
»Da!« rief Bendik und wies in den Himmel. »Eine Sternschnuppe.«
»Sieh nicht hinauf!« verlangte Mythor. »Das bringt dich um den Verstand.«
Er folgte mit den Augen der Richtung, die ihm Bendiks ausgestreckte Hand wies. Ein leuchtender Streif zog durch die sich am Himmel zusammenbrauenden und auseinanderfließenden Farben eine gerade Bahn. Er wurde größer und größer und zeigte sich bald als glühender Ball, der einen Feuerschweif hinter sich nachzog. Bald leuchtete er so hell, dass er die Sonne und den flammenden Himmel überstrahlte, und er war nun so groß wie ein Haus.
Ein solcher Himmelsstein hatte auch in Vercins Mühlenarche eingeschlagen. Daran musste Mythor denken, als der Glutball hinter den Bäumen verschwand und mit lautem Krachen irgendwo vor ihm ins Moor einschlug.
Mythor spürte den Boden unter seinen Füßen erbeben.
Als er sich wieder gefasst hatte, stellte er fest, dass Bendik sich von ihm entfernt hatte und weit vor ihm in jene Richtung lief, in der der Himmelsstein eingeschlagen hatte.
Er folgte ihm. Dabei fragte er sich, ob dieses Ereignis Zufall sei oder ob die
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