Kämpfer der Lichtwelt
Nebel gab, nur feinen Staub, der sich zumeist gleichmäßig verteilte und sich gegen den Hintergrund verdichtete.
Und da erkannte er die Wahrheit. Er befand sich in einem grenzenlosen Meer. Es war das grünlich schimmernde Wasser, das seine Sicht trübte. Und die felsenartigen Gebilde waren wirklich Eisberge, die in der Strömung trieben.
Er hatte davon gehört, dass im hohen Norden viele solcher Eisberge im Meer schwammen und nach harten Wintern sogar von der Küste Yortomens aus zu sehen waren. Aber wie kam er hierher? Was hatte ihn nach Eislanden und vielleicht nach weiter nördlich verschlagen?
Zwischen den schwebenden Eisbergen tauchte etwas auf, das ebenmäßiger war und hier wie ein Fremdkörper wirkte.
Es war ein Schiff! Aber was für ein seltsames Schiff! Sein Rumpf hatte weder einen Kiel noch ein erkennbares Heck. Und erst das Segel! Es war rund und gebauscht, prall vor Wind, obwohl kein Lüftchen ging. Es trieb rasch an Mythor heran.
An der Brüstung stand eine einsame Gestalt. Es war eine Frau, ein Mädchen noch. Obwohl das Wasser die Sicht trübte, erkannte Mythor sie schon von weitem. Es war seine Traumfrau, deren Bildnis er am Herzen trug. Fronja, wie Thonensen sie genannt hatte, ohne ihm jedoch mehr über sie zu verraten.
Fronja!
Sie war es, wahrhaftig und wirklich. Sie war nicht nur ein lebloses Bild auf totem Pergament, sie war es, wie sie leibte und lebte. Und sie kam ihm so nahe, dass er sie hätte berühren können. Aber er konnte sich nicht rühren, konnte keinen Ton über die Lippen bringen, obwohl er so viel zu sagen gehabt hätte.
Sie streckte einen schlanken Arm nach ihm aus. Ihr Haar wurde in der Strömung mal hierhin und mal dorthin geschwemmt. Alles ging so langsam, jede Bewegung kostete eine Ewigkeit. Endlich berührte sie ihn mit der Fingerspitze an der Brust, und in Mythor schlug es ein wie ein Blitz.
Er wusste auf einmal Dinge, die er vorher nicht einmal hätte ahnen können. Ihm war klar, dass Fronja über die Kluft, die sie voneinander trennte, eine Lichtbrücke zu ihm geschlagen hatte. Sie nutzte die Macht ihrer dämonischen Wächter, um sich ihm zu zeigen und ihm ein Zeichen zu geben.
Sie war eine Gefangene der Dämonen! Anders konnte es gar nicht sein. Sie wurde von den Mächten aus der Schattenzone auf dem Grund irgendeines Meeres festgehalten! Vermutlich befand sich ihr Gefängnis sogar nahe der Schattenzone. Und die Eisberge?
Fronja, sprich zu mir! Gib mir einen Fingerzeig, einen kleinen Hinweis darauf, wo ich dich finden kann!
Aber Fronjas Hände waren leer. Als sie ihn nun wieder berührte, da erhielt er einen schmerzhaften Schlag vor die Brust. Ein Brennen machte sich bemerkbar, als ob jemand siedendes Öl über ihn gegossen habe.
Entsetzen ergriff von ihm Besitz, als er an das Pergament dachte. Er befürchtete, dass es in Flammen aufgehen könne. Als seine Hand jedoch unter das Wams fuhr, spürte er das Pergament und stellte fest, dass es unversehrt war.
Aber war das vielleicht der Fingerzeig, den ihm Fronja hatte geben wollen? Gab sie ihm auf diese Weise zu verstehen, wie leicht ihr Bildnis zerstört werden konnte? Es war entflammbar, man konnte es zerreißen und die Fetzen in alle Winde zerstreuen, das Bild konnte bleichen, vom Wasser gelöscht werden - was für schreckliche Gedanken! Mythor hatte sich das alles bis jetzt noch nie so recht überlegt. Umso fester ergriff ihn nun die Angst um das Bildnis.
Er beschloss in diesem Augenblick, schleunigst etwas zu unternehmen, um das Bildnis zu schützen. Er wusste noch nicht, was zu tun war, aber ihm würde schon etwas einfallen, um es zu erhalten und zu verhindern, dass es ihm jemand stahl. Das war ihm wichtiger als sein Leben!
Fronja machte plötzlich ein kummervolles Gesicht, und Mythor wusste, dass der Abschied gekommen war. Geh nicht! Wann werde ich dich wiedersehen? Wo bist du?
Aber sie hörte seine Gedanken nicht, konnte nicht antworten. Dies war eine Welt der völligen Stille, in der es noch nie einen Laut gegeben hatte.
Das Schiff mit Fronja entglitt. Das Meer fiel ins Dunkel zurück, um Mythor wurde es schwarz.
Die heilige Stille zerbrach lärmend. Ein Donnergrollen erhob sich und raste auf Mythor zu. Er riss erschrocken die Augen auf und fand sich im Hochmoor wieder. Vor ihm schritt Bendik. Er hatte sich den Helm der Gerechten unter den Arm geklemmt und führte Mythor an der Hand. Mythor erkannte, dass das Donnern von unzähligen Pferdehufen kam. Es hatte sie erreicht, ohne dass die Reiter zu
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