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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dem Klosterladen, wohin er mit den Holländern gefahren war, die jedes Jahr im Advent kamen und dann unbedingt Marmeladen von den Schwestern kaufen mussten für zu Hause. Also war er mit diesem lästigen Pack raufgefahren zum Kloster und hatte draußen gewartet. Und plötzlich war diese Verrückte herausgekommen, eine Schwester offenbar, und war an ihn herangetreten, viel zu dicht. Was hast du mit meinem Bruder gemacht? Ganz leise hatte sie das zuerst geflüstert und dann immer lauter. Mit so einer heiseren fremden Stimme. Er hatte sie nur angestarrt. Und auf einmal war die Erinnerung in ihm hochgestiegen: an den Lärm und an den Rauch und an die Stimmen in dieser Disco vom Oslip. Und an diese Dunkle, Herbe an der Bar, um die der Oslip so grinsend den Arm gelegt hatte. Das ist die Luna, die ist was ganz Spezielles, na, wer traut sich? Aber was sollte die Nutte vom Oslip mit dieser Schwester zu tun haben? Und ganz langsam war es ihm gedämmert, aber es war wie ein grotesker Albtraum gewesen. Ich kann alles erklären, ich erzähle dir alles, hatte er geflüstert und diese Schwester oder was auch immer an den Armen gepackt. Noch heute Abend, ich warte hier auf dich. Die hatte ihn angesehen, als ob sie ihn töten wollte, dann war sie ins Kloster zurückgegangen. Und am Abend hatte er auf sie gewartet, im Schneetreiben, das immer dichter wurde. Endlich war sie angehuscht gekommen und zu ihm ins Auto gestiegen, er hatte Gas gegeben, bevor der Zirkus aufs Neue losgehen konnte. Hinter Schwarzarabien war er auf eine Lichtung gefahren und hatte ganz ruhig das Gespräch anfangen wollen. Wieso sie überhaupt auf ihn kam, er hatte doch keinerlei … aber diese Wahnsinnige hatte schon wieder zu schreien begonnen, gegen seine Brust geschlagen und sich in seine Joppe gekrallt. Was hast du mit meinem Bruder gemacht? Was hast du mit meinem Bruder gemacht? So hören Sie mir doch zu, hatte er gefleht, Sie verwechseln mich. Aber es war sinnlos gewesen, das Toben hatte kein Ende genommen, diese Frau war so stark gewesen, der Schweiß war ihm aus allen Poren hervorgebrochen, beinahe hatte er schon um sein Leben zu fürchten begonnen. Und dann hatte er plötzlich das Kissen in der Hand gehabt, das seit ewigen Zeiten auf der Rückbank seines Autos herumkugelte, seine Mutter hatte das einmal für ihn bestickt. Komm gut heim. Das hatte er dieser Furie mit aller Kraft aufs Gesicht gedrückt, damit endlich Ruhe war. Damit endlich Ruhe war. Sie hatte um sich getreten und ihn noch einmal voll getroffen, dann war es endlich still gewesen. Er hatte auf die Uhr geschaut, alles war ihm so unwirklich erschienen. So musste es sein, wenn man bekifft war. Noch 40 Minuten bis zur Eröffnung vom Weihnachtsmarkt. Er hätte die zusammengesunkene Gestalt am liebsten bei der offenen Tür hinausbugsiert, aber dann war ihm eingefallen, dass sich der Turnauer immer da herumtrieb in Schwarzarabien. Also war er losgefahren, mit der zusammengesackten Gestalt neben sich. Flocken waren über die Fahrbahn gewirbelt, der Präparator Alois war ihm entgegengekommen und hatte zum Gruß aufgeblinkt, er hatte zurückgeblinkt. Dann war er schon fast am Ortsanfang gewesen, das ganze Ufer hatte geleuchtet von den Feuerkörben, und er war zum Wäldchen abgebogen. Einfach so. Wenn ihm einer begegnet wäre … aber es war ihm niemand begegnet. Er hatte die Frau aus dem Wagen gezerrt und durch den Schnee, wie im Fieber, alles war ihm egal gewesen. Dann hatte er sie mitten zwischen den Bäumen abgelegt, sie hatte ausgeschaut, als ob sie nur schlafen würde. Ihm war ganz angst und bang geworden. Die war doch hoffentlich tot? Dann war er nach Hause gerast und hatte die Lodenjoppe gegen die Hirschlederne getauscht und war sich mit nassen Händen übers Gesicht gefahren. Er hatte ausgeschaut wie schwerkrank. Dann war er die paar Schritte zum Hauptplatz gegangen, wo schon die anderen gewartet hatten. Na, warst lumpen, hatte der Othmar gefragt, und alle hatten gegrinst. Und er hatte die erste Runde springen lassen. Der Bürgermeister hatte seine Rede gehalten, dann war der Rummel so richtig losgegangen. Und er hatte gewusst, dass nur ein paar Dutzend Schritte weiter diese Tote lag. Und dann …
    Georg Öttinger sah sich um. In so einem Raum würde er also die nächsten Jahre verbringen, vielleicht sogar den Rest seines Lebens. Das würde ihn nicht umbringen. Denn er hatte ja seine Träume. Und seit heute sogar einen Namen dazu. Anton. Georg Öttinger legte den Kopf in den Nacken und

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