Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
Straßen wahrscheinlich sogar besser als der kleine Junge. Als er den Jungen nach links in eine Seitenstraße einbiegen sah, wusste Godfrey sofort, dass diese Straße einen Haken machte und es nur einen einzigen Ausweg gab. Godfrey sah seine Gelegenheit: er nahm eine Abkürzung zwischen den Gebäuden um den Jungen an der Kreuzung abzufangen.
Godfrey sprang gerade rechtzeitig aus der Gasse um dem Jungen den Weg abzuschneiden. Dieser hatte über seine Schulter nach hinten gesehen und war vollkommen unvorbereitet. Godfrey rammte ihn von der Seite und warf ihn hart in den Schlamm. Der Junge schrie und schlug um sich und Godfrey drückte seine Arme zu Boden.
„Warum läufst du vor mir weg?“, wollte Godfrey wissen.
„Lass mich in Ruhe!“, schrie der Junge. „Runter von mir. Hilfe! Hilfe!”
Godfrey lächelte.
“Hast du vergessen, wo wir sind? Hier gibt es niemanden, der dir helfen wird Junge. Also höre auf zu schreien und sprich mit mir.“
Der Junge atmete schwer, mit vor Angst weit aufgerissenen Augen und wenigstens hörte er zu schreien auf. Er starrte Godfrey an, verängstigt aber auch trotzig,
„Was willst du von mir?“, fragte der Junge.
„Warum bist du vor mir weggelaufen?“
„Weil ich nicht wusste, wer du bist?“
Godfrey sah in skeptisch an.
„Warum warst du auf dem Friedhof? Wen kennst du, der getötet wurde? Wer ist dort begraben?“
Der Junge zögerte kurz, und gab dann nach.
„Mein Bruder. Mein älterer Bruder.”
Godfrey hatte Mitleid mit dem Jungen und lockerte seinen Griff ein wenig, doch nicht zu viel, damit er nicht entkommen konnte.
„Nun, das tut mir leid für dich.“, sagte Godfrey. „Doch nicht für mich. Dein Bruder hat versucht, mich vergangene Nacht in der Taverne zu vergiften.“
Die Augen des kleinen Jungen weiten sich überrascht, aber er schwieg.
„Ich weiß nichts davon.”, sagte er.
Godfrey kniff die Augen zusammen. Er wusste mit Sicherheit, dass der Junge etwas vor ihm verbarg.
Als Akorth und Fulton sie erreichten, stand Godfrey auf, griff den Jungen beim Hemd und hob ihn hoch.
„Wo lebst du Junge?”, fragte Godfrey.
Der Junge sah zwischen den drei Männern hin und her und schwieg. Er schien zu verängstigt, um zu antworten.
„Das Kerlchen ist wahrscheinlich obdachlos.“, schlug Fulton vor. „Ich wette er hat nicht mal Eltern. Er ist ein Waisenkind.“
„Das ist nicht wahr!”, protestierte der Junge. „Ich habe Eltern!“
„Dann hassen sie dich wahrscheinlich und wollen nichts mit dir zu tun haben“, stichelte Akorth.
„LÜGNER!”, schrie der Junge. “Meine Eltern LIEBEN mich!”
„Und wo leben sie dann, wenn sie denn überhaupt existieren?”, fragte Fulton.
Der Junge wurde still.
„Ich werde es dir sehr einfach machen.“, erklärte Godfrey sachlich. „Entweder du erzählst und wo sie leben, oder ich werde dich mitnehmen ins Schloss des Königs und dich dort in den Kerker werfen, von wo du nie wieder herauskommen wirst.“
Der Junge sah ihn mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an, dann, nach einigen angespannten Sekunden, senkte er den Blick, hob seinen Arm und deutete hinter sich.
Godfrey folgte dem Finger und sah ein kleines Reihenhäuschen – mehr eine Hütte, die schwer zu einer Seite lehnte und aussah, als könnte sie jeden Moment in sich zusammenfallen. Es war schmal, kaum drei Meter breit und hatte keine Fenster. Das musste der ärmlichste Ort gewesen sein, den er je gesehen hatte.
Er griff den Jungen am Arm und zerrte ihn in Richtung des Hauses.
„Wir werden sehen, was deine Eltern zu deinem Verhalten zu sagen haben.“, sagte Godfrey.
„Nein, Mister!“, weinte der Junge. „Bitte erzählen sie es nicht meinen Eltern. Ich habe doch nichts getan! Sie werden wütend auf mich werden!“
Godfrey führte den bettelnden und protestierenden Jungen zum Haus, stieß die Türe auf und trat, den Jungen hinter sich her schleifend, ein. Akorth und Fulton folgten ihnen.
Das Innere der Hütte wirkte sogar noch kleiner als es von Außen den Anschein hatte. Es war ein Haus mit nur einem Zimmer, und als sie eintraten, waren die Eltern des Jungen kaum mehr als zwei Meter weit weg, wandten sich um und sahen sie alarmiert an. Die Mutter war mit Stricken beschäftigt und der Vater damit, ein Fell zu gerben, und beide hielten inne und starrten auf die Eindringlinge und dann sahen sie ihren Jungen besorgt an.
Godfrey ließ ihn endlich los, und er lief zu seiner Mutter und umklammerte fest ihre Hüfte.
„Blaine!“, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher