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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sein Gehirn zu benebeln drohte. Er konnte nicht innehalten, konnte es sich nicht leisten auszuruhen, auch wenn seine Muskeln danach verlangten, ihn drängten, dass er sich treiben ließ, selbst wenn er und Ariadne dann in den schlammigen Wellen versanken. Er zwang sich, gleichmäßig ein- und auszuatmen, um gegen die brennenden Schmerzen, das Keuchen seiner Lungen und das Hämmern seines Herzens anzukämpfen. Er wurde langsamer, das merkte er. Jedes Mal, wenn er seinen Arm hob, wurde dieser schwerer. Die kräftigen Beinbewegungen, die ihn schnell hätten voranbringen müssen, schienen das Wasser hinter ihm kaum aufzuwühlen.
    »Lassen Sie mich los«, flüsterte Ariadne mit heiserer Stimme. Ihr Kopf lag in seiner Armbeuge, während ihr Körper dicht neben dem seinen trieb, als sei sie ein Teil von ihm.
    »Nein.«
    »Meine Röcke ziehen uns nach unten, und ich schaffe es nicht, sie aufzumachen. Sie können ...» Hustend hielt sie inne, weil sie von einer Welle überspült wurde. »Es ist nicht nötig, dass ... dass wir beide ertrinken«, stieß sie schließlich atemlos hervor.
    »Entweder beide oder gar keiner«, gab er keuchend zurück.
    »Sie ... Sie haben genug getan. Von hier ... kann ich es allein schaffen.«
    Das war unmöglich, wie sie beide wussten, was hieß, dass ihre vorgeschobene Behauptung sein Gewissen beruhigen sollte, falls er auf ihren Vorschlag einging. »Ein Opfer, das ich nicht annehmen kann ... ich würde dasselbe tun ... wenn ich könnte.«
    »Eine letzte Verletzung, mit Freuden entgegengenommen?«
    »Arme Ariadne ... zwischen Ungeheuern gefangen, die beide rufen: Leb für mich.«
    Sie wand sich hin und her, als versuche sie, sich aus seinem Griff zu befreien. Er packte fester zu.
    »Sie sind kein Ungeheuer«, stieß sie hervor, während sie an dem Arm, mit dem er sie festhielt, zerrte.
    »Aber auch kein Engel. Ich lasse Sie nicht los. Eher würde ich Sie erwürgen. Eine Todesart ist so gut wie die andere.«
    Daraufhin verhielt sie sich ruhig. Er schwamm weiter, während er sich innerlich verwünschte, weil er ihr auf eine Weise gedroht hatte, die ihn wahrhaftig zum Monster machte und das Vertrauen, das sie zu ihm gehabt hatte, zunichtemachte.
    In dem Moment hörte er das Platschen von Paddeln und das leise Zischen eines Boots, das durch das Wasser geschossen kam. Er verdoppelte seine Anstrengungen, nicht um der Verfolgung zu entgehen, sondern um das Skiff zu erreichen, das durch den Nebel auf sie zusteuerte, um schließlich neben ihnen haltzumachen. Er sah, wie Nicholas und Caid sich über den Rand beugten. Hände streckten sich vor, um ihm Ariadne abzunehmen und sie in das schwankende Boot zu ziehen. Dann kam er an die Reihe, und die Rettung ging keineswegs sanft vor sich. Als dabei seine Rückenwunde noch weiter aufriss, zuckte er vor Schmerz zusammen. Er rollte sich auf dem Boden des Boots zusammen, legte den nassen Kopf auf Ariadnes Knie und schloss die Augen, froh darüber, dass niemand zu Tode gekommen war und sich niemand geopfert hatte.
    Was danach folgte, war ein Durcheinander von Stimmen und Bewegungen, Ausrufen und Befehlen, die alle nicht von ihm ausgingen. In aller Eile wurde er in die Stadt zurückgebracht und in sein Studio geschafft, wo sich Nathaniel und Nicholas um ihn kümmerten. Ein Arzt kam, mit einer Nadel, die größer und schärfer war als jedes Florett, und nähte seine Wunde wieder zu. Dann wurde er mit einem heißen Ziegel an den Füßen und seinen unbeantworteten Fragen nach Ariadnes Verbleib in dem nach Laudanum riechenden Zimmer allein gelassen.
    Er schlief, wachte auf und schlief wieder ein, trank Brühe und starrte zum Fenster in der Nähe seines Betts, um die vorbeitreibenden Wolken und die am Himmel ihre Kreise ziehenden Vögel zu beobachten. Am Morgen schimpfte er Nathaniel einen ungeschickten Tölpel, als dieser versuchte, ihn zu rasieren, und nannte ihn am Abend seinen Retter, als er mit einem Steak und einem Glas Ale auftauchte. Er war widerspenstig und grob, wusste es und scherte sich nicht darum. Vor allem aber wartete er, obwohl er nicht zu sagen vermocht hätte, worauf.
    Am Morgen des vierten Tages, als er schon halb verrückt war, weil er ans Bett gefesselt war, von Zweifeln geplagt wurde und den Verdacht hatte, dass seine Freunde ihm etwas verschwiegen, traf ein Brief aus dickem, pergamentähnlichem Papier ein, in dessen blaues Wachssiegel das Bild einer athenischen Eule eingedrückt war. Die Adresse war in der feinen schrägen Handschrift einer Dame

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