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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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    Veke bezahlte das Taxi aus dem Geldscheinbündel und gab der Fahrerin einen Hunderter Trinkgeld. Nicht schlecht, die Kleine, auch wenn sie nicht ganz wie Satu Silvo aussah. Veke konnte sich die Großzügigkeit leisten. Das Bündel wurde davon nicht viel dünner, außerdem enthielt es bloß das Taschengeld. Der größte Teil vom Pott befand sich an einem sicheren Ort.
    Sobald das Dieselgeräusch des Skoda-Taxis in Richtung Festland verschwunden war, kehrte nächtliche Stille ein. Es war Ende Oktober. Nach der Ferienhaussaison versanken alle Inseldörfer im Winterschlaf, sogar die Kühe wurden dann von den Weiden in die Ställe getrieben. Zweihundert Meter weiter schwappte der Roine über die Wurzeln des Ufergestrüpps. Nicht der Schauspieler, sondern der See. Der Wind war allerdings schwach auf der Brust, mit Müh und Not schaffte er es, Vekes licht gewordenen Stirnflaum zum Flattern zu bringen.
    Der Himmel war bewölkt, die Nacht schwarz. Hinter einer gelben, schon halb nackten Birke schien allerdings das Licht der Wärmelampen in den Treibhäusern von Kolkonperä herüber. Im kalten Norden wuchs Hanf nicht unter natürlichen Bedingungen.
    Der Briefkasten stand weit weg, an der großen Straße, aber da war immer nur Reklame drin. Veke watete durch das feuchte Gras des Zufahrtswegs, und als er sich dem roten Holzhaus näherte, schaltete er die Halogenlampe an der Ecke an, die das Grundstück samt dem Nebengebäude mit der Sauna grell erleuchtete und alles andere in kohlschwarzem Schatten verschwinden ließ. Erst als er seine wasserblauen Augen mit der Hand beschirmte, konnte Veke die Tür des Häuschens sehen. Zwischen den Birken raschelte etwas. Vermutlich die Katze von Raija, der Nachbarin.
    In dem kleinen, alten Haus hatten früher die Knechte des Bauernhofs Kolkonperä gewohnt. Für einen fünfzigjährigen Junggesellen reichte es allemal. Nebenan wohnte eine vitale vierzigjährige Witwe, in einer Viertelstunde kam man mit dem Taxi nach Pälkäne oder nach Kangasala, und innerhalb einer halben Stunde war man in Tampere. Was wünschte man sich mehr?
    Na, Kohle natürlich. Die verbrannte an Spieltischen und Tresen nämlich schneller, als Rentenkasse und Sozialamt sie an ihren Schaltern ausbezahlten. Die Bank rückte bei Veke keinen Cent mehr heraus, weshalb er auf inoffizielle Kreditgeber angewiesen war, die hohe Zinsen verlangten und striktere Zahlungsbedingungen hatten. Er hatte schon befürchtet, wieder mal fliehen zu müssen, die Gegend zu wechseln oder gleich das Land. Zumal er auch keine Lust mehr hatte, krumme Dinger zu drehen. Als alter Mann im Knast zu sitzen, war keine schöne Vorstellung.
    Aber als er schon nahe daran war, um sein Leben zu laufen, war plötzlich ein ordentlicher Jackpot vom Himmel und ihm direkt in den Schoß gefallen. Das heißt nicht unbedingt vom Himmel, aber überraschend und ungebeten war die Beute trotzdem gekommen. Er hatte nur die Hand ausstrecken und das Bargeld einsacken müssen.
    Vor zwei Tagen hatte sich Veke am Morgen das frisierte Solifer-Moped vom Sohn seiner Nachbarin geliehen und war zur Cafeteria im Automuseum Vehoniemi gefahren, um für sich und Raija Krapfen zu holen. Raija hatte ihm das Geld gegeben. Als Veke mit den Krapfen die Cafeteria verließ, kamen zwei junge Kerle in Lederwesten herein. Sie sahen nach Motorradfahrern aus, aber vor der Tür standen keine Harleys, sondern ein mehr als zehn Jahre alter Plymouth Grand Voyager. Auf die schwarzen Vordertüren waren weiße Kreise mit Sheriffstern in der Mitte gemalt.
    Das Moped stand neben dem Plymouth. Beim Wenden fiel Vekes Blick zufällig durchs Fenster des Autos und auf den schwarzen Aktenkoffer mit den Goldbeschlägen im Fußraum des Beifahrersitzes. Früher hatte man so etwas Diplomatenkoffer genannt. Ebenso zufällig warf Veke nun einen Blick auf das Fenster der Cafeteria, um sich zu versichern, dass die beiden Männer nicht zu ihrem Wagen zurückkamen, sondern ordentlich am Tisch saßen, Kaffee und Krapfen vor sich. Die Serie der Zufälle setzte sich fort, als Veke das Moped anließ, die Beifahrertür des Plymouth öffnete, sich den Koffer schnappte und die Tür wieder schloss. Dann musste er sich nur noch in den Sattel schwingen und davonfahren.
    Die Jungs mit den Lederwesten saßen immer noch in der Cafeteria, wie Veke mit einem schnellen Blick zur Tür feststellte. Als die Cafeteria aus dem Sichtfeld verschwunden war, gab Veke Vollgas.
    Erst als er längst die Gemarkung der Inseldörfer erreicht hatte,

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