Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
nur ein, und ich dämmere wieder weg.
»Amy, wach auf!« Miranda schüttelt mich, als wäre ich der Dattelpalmenzweig an Sukkoth.
»Bin schon wach«, murmle ich.
»Nein, bist du nicht. Komm! Die Jungs aus unserer Einheit sind schon draußen.«
Ich ziehe mir mein pinkes Seidenkissen über den Kopf. »Ich mache heute blau.«
»Beim Militär gibt es kein Blaumachen. Avi ist auch da«, flüstert sie mir ins Ohr.
Ich springe auf und stoße mir mies den Kopf. Hastig schlüpfe ich aus meinem Pyjama und ziehe meine Militäruniform an (die aus einem olivgrünen Button-down-Hemd und farblich passender Hose besteht). Den dazugehörigen Schlapphut befördere ich mit einem gezielten Wurf in mein Regalfach, weil ich so was grundsätzlich nicht trage, und schlüpfe in meine neuen roten, knöchelhohen Turnschuhe. Obwohl mir bewusst ist, dass nur noch Zeit für ein Minimal-Make-up bleibt, öffne ich meine Schminktasche.
»Was tust du da?«, fragt Tori mit einem saublöden überheblichen Grinsen im Gesicht.
»Nach was sieht ’ s denn aus? Ich schminke mich.«
Tori verdreht die Augen. »Meinst du, du gehst auf eine Party?«
Ich grinse spöttisch zurück – mein berühmt-berüchtigtes Hohnlächeln, das ihres um Längen übertrifft. Das einzige Hohnlächeln, das es mit meinem aufnehmen kann, ist das meiner Cousine O ’ snot.
Während alle durcheinanderwuseln, trage ich hastig Eyeliner, Wimperntusche und farbigen Lipgloss auf.
Mit meiner Wasserflasche, dir mir wie eine sehr hässliche Handtasche über der Schulter hängt, stelle ich mich draußen auf und halte nach Avi Ausschau. Obwohl es noch dunkel ist, kann ich ihn auf dem beleuchteten Vorplatz deutlich erkennen. Er wirkt nicht müde; er sieht überhaupt nicht aus, als wäre er noch vor Gott aufgewacht. Heute trägt er eine dicke Armeeweste mit Taschen voller Munition – oder was für Ausrüstungskram er eben einstecken hat. Um noch einen draufzusetzen, hat er zudem einen Militärrucksack dabei und sein Gewehr umgeschnallt. Er macht den Eindruck, als würde er sich auf eine gefährliche Mission begeben und wäre bereit und willens, Krieg zu führen.
Nathan dagegen sieht schrecklich aus. Seine Haare stehen vom Schlafen in alle Richtungen ab, und er ist offensichtlich völlig übermüdet, denn seine Augenlider sind auf Halbmast.
Liron, die natürlich ebenfalls ihr unvermeidliches, riesengroßes Gewehr bei sich trägt, stellt Avi eine Frage und deutet auf ein paar Papiere auf dem Klemmbrett in ihrer Hand. Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu und nickt ihr dann zu.
Ich versuche, mich auf Ronits Vortrag zum Thema Zeit zu konzentrieren … irgendwas von wegen, dass Zeit wichtig ist und im Kriegsfall über Leben und Tod entscheiden kann. Sie sagt, wir müssen schneller werden, doch ich höre nicht hin, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, mich zu fragen, was Liron und Avi wohl zu besprechen haben. Außerdem muss jemand Ronit mal stecken, dass wir nur zivile Freiwillige auf einem Ferien programm sind. In der Broschüre stand nichts davon, dass wir tatsächlich in die Schlacht ziehen müssen.
Sergeant B-S lässt sich mysteriöserweise nicht blicken. Wahrscheinlich braucht er seinen Schönheitsschlaf. Avi, Nimrod und drei weitere Sajeret-Tzefa-Leute sind bei dieser Übung für unsere Einheit zuständig. Ronit und Liron sind auch mit von der Partie.
Wir scharen uns um einen großen Wasserhahn, der aus dem Boden ragt.
»Stellt euch in einer Reihe auf und füllt eure Flaschen«, weist Avi uns mit lautem israelischem Akzent an. Er stellt sich vor den Hahn und spielt den großen Aufpasser, während wir Schlange stehen.
Als ich an die Reihe komme, legt Avi seine Hand auf meinen Rücken. Ich könnte schwören, dass Elektronen oder Protonen oder was immer sie uns in Biologie beigebracht haben, was da im Körper so rumschwirrt, mein Rückgrat hinaufzischen. Dieser Junge, dieser Mann, dieser Soldat … eine winzige Berührung von ihm reicht schon aus, dass alles wieder da ist. Ich muss daran denken, wie wir in Chicago in meinem Auto am Ufer des Michigansees waren. Keine Eltern, keine Freunde, keine Militärkommandanten, keine Vorschriften … nur wir beide. Mein Gedanken wandern zurück zu dieser Nacht …
»Am liebsten würde ich vergessen, wie unerfahren du bist«, stöhnt Avi, als er sich an die Kopfstütze des Wagens zurücklehnt.
»Dann tu doch was dagegen«, sage ich. Ich beiße mir auf die Unterlippe, setze mich auf und öffne die zwei oberen Knöpfe meines Hemds.
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