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Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)

Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)

Titel: Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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›verbotenen Stellen‹ berührt.«
    Ob es nun Gott oder mein Dad oder irgendeine andere Intervention von oben war – angesichts der späten Stunde beschließen Avi und ich, dass wir versuchen sollten, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen, bevor wir zur Basis zurückfahren. Statt mit zusammengeschobenen Betten zu schlafen und ein weiteres Mini-Desaster zu riskieren, schläft Avi in seinem Bett und ich in meinem.
    Die Kluft dazwischen überbrücken wir, indem wir Händchen halten, bis wir beide einschlafen.

24
    Wenn man nicht weiß, wo man herkommt, wie soll man dann wissen, wohin man geht?
    »Warst du mal an der Klagemauer?«, frage ich Avi am Morgen, als wir aufwachen.
    »Schon oft. Ich habe dort bei meiner Einberufungszeremonie meine Bibel überreicht bekommen.«
    »Wie war das? Rabbi Glassman hat mir erzählt, die Mauer wäre ein extrem mystischer und spiritueller Ort.«
    Avi setzt sich auf, und mir geht durch den Kopf, wie unfair es ist, dass jemand am Morgen so gut aussieht. Natürlich muss er sich keine Sorgen über vom Schlaf verstrubbelte Haare machen, weil sie so kurz geschoren sind.
    Er reibt sich nachdenklich das Kinn.
    »Und?«, dränge ich auf eine Antwort.
    Er hebt einen Finger. »Ja, ähm, es ist wirklich spirituell. Ich bin nicht orthodox, aber ich fühle mich Gott dort tatsächlich näher.«
    Ich verenge die Augen. »Und was soll jetzt all das Kinnreiben? Glaubst du nicht, dass es auch eine eindrucksvolle spirituelle Erfahrung für mich wäre oder wie?«
    »Ganz bestimmt. Aber …«
    »Was aber?«
    Avi kratzt sich am Kopf. »Aber es gibt dort eine mechitza . Du weißt schon, eine Wand, die die Männer von den Frauen trennt.«
    »Das ist für mich okay. Rabbi Glassman sagt, es wäre in sehr religiösen Synagogen Sitte, dass Männer und Frauen getrennte Bereiche hätten, damit sie sich aufs Beten konzentrieren können und nicht voneinander abgelenkt werden. Wenn du bei mir wärst, wäre ich definitiv abgelenkt.«
    »Und du findest es auch in Ordnung, dass die Männerseite viermal so groß ist wie die der Frauen?«
    Denk positiv, Amy. »Ähm, sicher.«
    »Und dass Frauen nicht laut beten dürfen?«
    »Und Männer …?«
    »… beten laut«, sagt er und zieht in Erwartung meiner Reaktion schon im Voraus den Kopf ein.
    Die Wahrheit ist, es macht mir nichts aus. Ich schwimme mit dem Strom. Auch wenn ich nicht alle jüdischen Regeln und Traditionen befolge, respektiere ich diejenigen, die das tun.
    »Wir haben noch Zeit heute Morgen. Wenn du willst, fahre ich mit dir hin. Wir müssten zwar wieder ein Stück zurück, aber das ist okay.«
    »Echt?«
    »Klar.«
    »Um welche Uhrzeit macht es auf?«
    »Dort ist immer geöffnet, Amy. Machen wir uns fertig, damit wir pünktlich zum Stützpunkt zurückkommen. Zieh dir irgendwas an, bei dem Knie und Schultern bedeckt sind. Kein Top oder Shorts.«
    Wir duschen schnell, ziehen uns an und machen uns auf den Weg nach Jerusalem.
    Ein paar Blocks von der Klagemauer entfernt parken wir. In diesem Viertel trifft Alt auf Neu. Als wir bei der Mauer ankommen, sehe ich, dass die großen, uralten, aufeinandergeschichteten Steine hoch zum Himmel aufragen.
    Ich atme langsam ein und nehme alles in mich auf. Ein Stück von der Mauer entfernt befindet sich ein weitläufiger Bereich, wo die Leute einfach so herumlaufen können, doch wenn man näher hinwill, gelangt man an eine Trennwand.
    Direkt an der Mauer stehen die Betenden. Die Männer schaukeln, tief ins Gebet versunken, mit dem Oberkörper vor und zurück und sind dabei der Mauer zugewandt. Auf der rechten Seite der Abtrennung beten die Frauen in ihrem Bereich ebenso inbrünstig (wenn auch leiser).
    »Jerusalem wurde neunmal zerstört«, erklärt Avi, als er den Kopf mit einer kleinen, runden Kippa bedeckt. »Doch die Kotel hat alles überstanden.«
    Ein bisschen wie der Water Tower, der den Großen Brand von Chicago überlebt hat, welcher damit begann, dass Mrs O ’ Learys Kuh eine Laterne umgestoßen hat (obwohl diese historische Tatsache von Mrs O ’ Learys Nachfahren vehement abgestritten wird). Völlig unbestritten ist hingegen, dass diese Mauer seit dreitausend Jahren existiert.
    »Man sagt, Gott wäre hier, richtig?«, frage ich Avi, denn ich spüre, wie enorm die Mauer ist – und die Verbundenheit meiner jüdischen Vorfahren zu ihr.
    »Das ist für uns der heiligste aller heiligen Orte. Deshalb beten die Juden, sogar die in Amerika, nach Osten gewandt – zur Mauer. Auch in Israel beten wir, egal, wo wir gerade

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