Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
vergessen, dass ich sie mir in die Stirn geschoben hatte.
»Wenn du die Hand da reinsteckst, um sie wieder rauszuholen, kann ich nicht mehr deine beste Freundin sein. Lass sie einfach da, wo sie ist!«, ruft Jess mir zu. »Und beeil dich!«
»Die hat 235 Dollar gekostet.«
»Jetzt ist sie wertlos. Komm schon!«
Für einen Sekundenbruchteil erwäge ich, sie (im wahrsten Sinne des Wortes) aus der Scheiße zu ziehen, aber … ich kann einfach nicht. Wenn ich das täte, wäre ich endgültig ein Fall für den Psychiater.
Während ich mich abputze (mit braunem Klopapier, das den braunen Papierhandtüchern ähnelt, die es im Kunstzimmer unserer Schule gibt und die bekanntermaßen sehr rau sind und die Haut sensibler Körperpartien reizen) und wieder in meine Unterhose und Shorts schlüpfe, bete ich, dass ich Avi bald zu Gesicht bekomme. Denn diese ganze Armee-Sache ist einfach überhaupt nicht mein Ding. Auch wenn mir von vornherein klar war, dass das hier eine echte Herausforderung für mich wird, habe ich mich immer an dem Gedanken festgehalten, dass es das wert wäre, wenn ich mich auf diese Weise ein paarmal mit Avi treffen könnte.
Wenn ich doch nur wüsste, wo mein Freund steckt …
5
Für manches hat Gott Mädchen einfach nicht gemacht – in der Hocke pinkeln steht definitiv ganz weit oben auf dieser Liste.
Das Mittagessen nehmen Jungs und Mädchen gemeinsam in einem heißen, verschwitzten Gebäude ein. Na ja, um genau zu sein, bin ich heiß und verschwitzt … der Raum ist nur heiß. Ich erhasche einen flüchtigen Blick auf Nathan, der an seinem Tisch den großen Alleinunterhalter zu geben scheint. Das Essen besteht aus verkochtem Hühnchen (obwohl ich sonst nur weißes Fleisch esse, musste ich, weil ich spät dran bin, wohl oder übel mit Keulen und Schenkeln vorliebnehmen), gelbem Reis und einem Erbsen-Pilze-Mischmasch. Bei den Getränken kann man zwischen Leitungswasser in Zimmertemperatur oder Leitungswasser in Zimmertemperatur wählen (kurz: Es gibt keine Auswahl!). Und ich bin mir nicht sicher, ob die Israelis überhaupt wissen, was Eiswürfel sind, denn jeder, den ich danach frage, macht ein verwirrtes Gesicht.
Ah ja, dafür gibt es als Alternative heißen Kaffee und schwarzen Tee – aber hallo? – keiner, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde doch ein Heißgetränk nehmen, wenn es draußen gefühlte vierzig Grad hat, oder? Es gibt nicht mal einen Cola-Automaten.
Als wir mit dem Essen – oder besser mit dem Schlingen – fertig sind, werfen wir unsere Reste in den Müll, legen Teller und Besteck in Plastikbehälter und werden angewiesen, uns draußen in akkuraten Reihen aufzustellen.
Jemand klopft mir auf die Schulter. Ich drehe mich um und hoffe wider jegliche Vernunft, dass es Avi ist. Aber Pech gehabt. »Ach, du.«
Nathan legt den Arm um mich. »Komm schon, gib zu, dass du mich vermisst hast.«
»Wir waren nur etwas über eine Stunde getrennt, Nathan. Gib mir Zeit, dich zu vermissen.« Ich schüttle seinen Arm von mir ab. »Ich sehe, du hast also schon Anschluss gefunden?«
»Die Jungs in der Einheit sind cool, aber ich würde mich lieber bei euch Mädels einquartieren«, sagt er, während wir uns mit den anderen wie gute, kleine Soldaten in einer Reihe aufstellen. Über zwanzig Minuten lang exerzieren sie mit uns durch, wie man richtig »antritt«. Fünf Reihen zu je acht Leuten, jeweils mit einer Armlänge Abstand. »Rührt euch!« bedeutet Hände hinter den Rücken, Beine schulterbreit auseinander. Bei »Stillgestanden!« muss man mit geschlossenen Beinen salutieren.
Ronit steht zusammen mit Sergeant »Nenn-mich-nicht-Ben«-Shimon vor der ganzen Gruppe.
»Also ich bin echt froh, dass du am anderen Ende des Stützpunkts bist«, flüstere ich Nathan zu, während der Sergeant etwas sagt.
»Ich kann mich aber mit den Jungs rüberschleichen und einen Blick bei euch Mädels reinwerfen, während ihr euch umzieht«, wispert er zurück.
Ich wünschte, ich könnte etwas Lautes und Empörtes erwidern, doch alle sind still und hören dem Sergeant zu. Ich muss mich später darüber informieren, was er gesagt hat, weil ich nichts mitkriege. Stattdessen flüstere ich: »Du bist ein Perversling, Nathan.«
»Wir nennen es Operation Titten-Watch«, flüstert er zurück und betont dabei das Wort Titten, weil er weiß, dass ich es hasse. Möpse, Titten, Glocken, Melonen etc. … ich hasse all diese Spitznamen für Brüste.
Operation Titten-Watch? Igitt! Mir ist klar, dass Nathan das nicht
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