Tödliche Schatten (Romantik-Thriller / Unheimlich) (German Edition)
1. Kapitel
Cynthia Moore stand mit einem Glas Sekt in der Hand neben der Terrassentür von Dawn-Hous und blickte zu Lady Litchfield hinüber, die inmitten der Gäste ihrer Tochter Hof hielt.
Die Einladung nach Dawn-House hatte Cynthia überrascht. Immerhin gehörte sie nicht zu dem Kreis der Leute, die Lady Litchfield gewöhnlich um sich scharte. Auch wenn sie sehr vermögend war und immer wieder Mühe hatte, Mitgiftjäger abzuwe hren, ihre Familie zählte nicht zum Adel. Doch da sie den Familienschmuck der Litchfields umgearbeitet hatte und die Mutter der Gastgeberin ihn an diesem Abend zum erstenmal trug, war man wahrscheinlich der Meinung gewesen, daß auch ihr eine Einladung gebührte.
Um Cynthias Lippen huschte ein Lächeln, als sie daran dachte, wie Lady Litchfield mit ihrer Gesellschafterin das Für und Wider dieser Einladung erwogen hatte. Vermutlich sollte sie es als Ehre betrachten, an diesem Abend dabeisein zu dürfen. Wie gut, daß Lady Litchfield nicht ahnte, daß sie keine Lust gehabt hatte, an der Party teilzunehmen und es sich erst im letzten Augenblick anders überlegt hatte.
"Man fragt sich unwillkürlich, für wen diese Party veranstaltet wird", bemerkte neben ihr ein dunkelhaariger Mann. Er wirkte irgendwie fehl am Platze, obwohl er vom Aussehen her es jederzeit mit den anderen Partygästen aufnehmen konnte.
"Allerdings", bestätigte Cynthia.
"Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle?" fragte er und neigte leicht den Kopf. "Mein Name ist Brian McArthur."
"Cynthia Moore."
"Ah, dann sind Sie die junge Dame, die für die Komposition verantwortlich ist, die Lady Litchfield heute abend zur Schau stellt."
Cynthia mußte lachen. "Sie scheinen nicht sehr viel von Schmuck zu halten, Mister McArthur."
"Nun, es gibt wichtigere Dinge auf der Welt", meinte er. "Darf ich Sie zum Tanzen auffordern."
"Ja, gerne." Die junge Frau stellte ihr Sektglas auf ein kleines Tischchen ab. "Ich..." Sie blinzelte. Für den Bruchteil einer Sekunde war hinter ihrem neuen Bekannten ein schmaler Schatten aufgetaucht. Verschwommen hatte sie in ihm sogar das Gesicht eines Mädchens wahrgenommen. Sie fing doch nicht etwa an, Geister zu sehen? Schon ihre Großmutter hatte darunter gelitten, und auch ihre Mutter hatte behauptet, hin und wieder etwas wahrzunehmen, das nicht von dieser Welt stammte.
"Was haben Sie?" fragte Brian.
"Ach, es ist nichts", wehrte Cynthia ab. "Nur eine Sinnestäuschung." Sie lächelte ihm zu. "Wollten wir nicht tanzen?"
"Aber gerne." Er nahm ihren Arm. "Jetzt macht es mich sehr froh, daß ich doch zu dieser Party gegangen bin. Ursprünglich hatte ich nicht die geringste Lust. Um ehrlich zu sein ich hoffe, das bleibt unter uns Lady Litchfield ist ziemlich anstrengend."
"Wie wurde Ihnen die Ehre zuteil?"
"Unsere Familien sind über hundert Ecken miteinander verwandt. Eine McArthur heiratete vor etwa zweihundert Jahren einen Lord Litchfield. Als unsere Gastgeberin erfuhr, daß ich in der Stadt bin, glaubte sie wahrscheinlich, mich einladen zu müssen."
Brian McArthur erwies sich als ein hervorragender Tänzer. In seinen Armen kam es Cynthia vor, als würde sie schweben. Sie fühlte sich von ihm unwiderstehlich angezogen. Das machte ihr Angst. Sie lebte gerne alleine, und sie hatte nicht vor, sich an irgendeinen Mann zu binden, aber gleichzeitig gefiel es ihr auch, wie Brian sie im Arm hielt, wie er immer wieder ihren Blick suchte. Die junge Frau gestand sich ein, daß es tatsächlich zum ersten Mal ein Mann schaffte, sie völlig zu verwirren. Sie war fast erleichtert, als die Musik verklang und sie sich aus seinen Armen lösen konnte.
"Miß Moore, darf ich Ihnen Mister McArthur für einen Augenblick entführen?" fragte Lady Litchfield. Sie wandte sich an Brian. "Ich muß Sie unbedingt mit Lord Edwards bekanntmachen. Er ist nur für drei Tage in London. Bitte, kommen Sie, Mister McArthur."
"Entschuldigen Sie mich bitte, Miß Moore", bat Brian. "Ich bin gleich wieder zurück."
Cynthia sah ihm nach. Brian McArthur wirkte wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wurde. Plötzlich glaubte sie wieder, diesen Schatten zu sehen. Er verschwand genauso schnell wie beim erstenmal, aber sie war sich ganz sicher, ihn gesehen zu haben. Doch sie kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken, weil Lady Violett, eine Tante der Gastgeberin, sie ins Gespräch zog. Sie erkundigte sich bei ihr, ob es ihr möglich sein würde, ihren Familienschmuck ebenfalls umzuarbeiten.
"Am besten, ich
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