Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
Donnern zu vernehmen, das überall im Schiff widerhallte.
»Ich muss den Transfer unterbrechen, Tako«, sagte Elisa dann. »Offenbar kommt es bei dir zu psychischen Fehlfunktionen, die deine Gesundheit beeinträchtigen.«
Tako zwang sich, noch etwas weiter aus der Apathie aufzutauchen, obgleich die Schmerzen dadurch stärker wurden. »Es … liegen keine Fehlfunktionen irgendeiner Art vor. Setz den Flug fort. Wir müssen unbedingt Dominik erreichen. Das ist wichtig.«
Es ist noch viel wichtiger, als du ahnst.
»Wer bist du?«, flüsterte Tako, die eine Hälfte seines Selbst wach, die andere in der Transferruhe.
Während das Donnern in der Akonda noch lauter wurde, während die QR-Felder das Ende der Transferschneise zeigten, wie ein Nadelöhr, kaum groß genug, um ein Raumschiff passieren zu lassen, während die neuen, leistungsfähigeren Sensoren – Elisas Augen – zwei wachsame Kronn-Schiffe am Ende der künstlich angelegten Transferschneise orteten, während der Megatron versuchte, den Flug der Akonda zu stabilisieren und gleichzeitig die Waffensysteme vorzubereiten …
… stand Tako Karides auf der langen Treppe der Terrassenstadt mit dem schwarzen Berg darüber, von dem er inzwischen wusste, dass es sich um ein Schiff der legendären Kantaki handelte. Als er den Kopf drehte, blickte er in ein schmales Gesicht, das einer Faltenlandschaft gleichkam. Eine greise, wie ausgemergelt wirkende Frau stand neben ihm, in eine Aura aus Würde und Eleganz gehüllt. Ihre großen, dunklen Augen sahen ihn an. »Myra?«
Sie lächelte, aber es war ein Lächeln ohne Wärme, ohne emotionale Komponente. Menschen liefen über die verschiedenen Terrassen der Stadt und sprachen miteinander, doch ihre Stimmen waren nicht mehr als ein fernes, wortloses Raunen.
»Es ist bald so weit«, sagte die mehr als viereinhalbtausend Jahre alte Tal-Telassi.
»Was ist bald so weit?«
Mit dem Zeigefinger der rechten Hand berührte die Großmeisterin Tako an der Stirn. »Die letzten zehn Jahre habe ich hier drin verbracht. Zumindest ein Teil von mir. Der Teil, der auf Kabäa überlebt hat.«
Erste Regentropfen fielen, dick und warm. Fast sofort verdampften sie auf den heißen Steinplatten.
»Mein Weg führt mich dorthin«, sagte Myra 27 und deutete zum Kantaki-Schiff empor. »Sie müssen zurückkehren, Lanze Karides. Dominik braucht Sie.«
Tako hielt die alte Tal-Telassi am Arm fest, als sie sich abwenden wollte. »Was geht hier vor? Was hat dies alles zu bedeuten?«
»Es wird nicht mehr lange dauern, bis Sie Antworten auf alle Ihre Fragen bekommen, Lanze Karides.«
»Sie … sind nicht gestorben? Aber ich habe gesehen …«
»Sie haben gesehen, was Sie sehen sollten. Ich habe zehn Jahre in Ihnen gewartet, tief unter der Oberfläche Ihres Bewusstseins.« In den dunklen Augen der Großmeisterin erschien ein seltsames Licht, und Tako fühlte sich davon in seinem Innern berührt. »Während ich dorthin gehe …«, sagte Myra 27 und deutete erneut zum schwarzen Berg über der Stadt, zum asymmetrischen Kantaki-Koloss. »Bringen Sie uns beide zu Dominik. Er braucht uns. Und wir brauchen ihn.«
Tako blinzelte und fand sich im Sessel des Kommandanten wieder, im Kontrollraum der Akonda . Ganz deutlich fühlte er Myras Präsenz, so intensiv wie bei der geistigen Verbindung, mit der sie ihn vor dem Grakentraum geschützt hatte. Seine Gedanken überschlugen sich, während er Daten von den Sensoren aufnahm.
»Ein fremder Einfluss hilft mir dabei, die Fluglage der Akonda zu stabilisieren, Tako.«
»Myra!«, entfuhr es ihm, während er noch versuchte, Ordnung in seine mentale Welt zu bringen. »Myra ist in mir! Die Großmeisterin der Tal-Telassi. Sie ist nicht auf Kabäa gestorben. Zumindest nicht ganz.«
»Das finde ich … erstaunlich«, antwortete Elisa.
Das Chaos in Tako wich neuer Entschlossenheit. Er blickte in die QR-Felder und sah die beiden großen Kronn-Schiffe am nur noch wenige Flugsekunden entfernten Ende der Transferschneise, hinter ihnen den Planeten.
»Orten uns die Kronn?«
»Das halte ich für sehr wahrscheinlich, Tako.«
»Wir müssen an ihnen vorbei. Vermutlich rechnen sie nicht damit, dass wir unbeschädigt und voll einsatzfähig aus der Schneise kommen. Diesen Vorteil gilt es zu nutzen.« Er legte die Hände auf die biotronischen Interfaceflächen in den Armlehnen des Kommandosessels, und ein Teil der Synthohaut zog sich zurück, ermöglichte so einen direkten Kontakt. Die neuronalen Stimulatoren funktionierten nicht
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