Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
ist auf Kabäa geschehen? Was ist dort wirklich geschehen?
Der Schatten des Grakenfragments brodelte und bebte. Das fremde Etwas hielt ihn weiterhin fest und flüsterte: Du wirst es erfahren. Sei jetzt stark.
Die Stimme des Chtai knirschte und knarrte. »Schuld«, sagte Rillt und teilte seine Aufmerksamkeit zwischen Dominik und den Anzeigen. »Verantwortung. Negative Emotionalität.«
Und lauter, direkt an Dominik gerichtet, fuhr er fort: »Ja, es ist deine Schuld. Du hast uns den Weg zur Welt der Geistessprecher gezeigt. Es ist deine Schuld, dass wir viele Geistessprecher fassen und sie den Grakenträumen hinzufügen konnten.«
Sei stark, Dominik. Sei stark. Wenn du nachgibst, wenn du in deiner Konzentration nachlässt, reicht meine Kraft nicht aus, um den Graken zu besiegen.
»Wer bist du?«, hauchte Dominik und begann zu zittern.
Ich bin du. Du bist ein Teil von mir. Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Wir sind verschiedene Aspekte der gleichen Sache. Hab Vertrauen.
Dominiks Zähne klapperten, als das Zittern heftiger wurde. Konzentration. Rationalität. Das Verdrängen aller Gefühle. Darauf kam es jetzt an; alles andere musste dem untergeordnet werden.
»Du bist schuld«, wiederholte der Chtai. In den Öffnungen der Wand blitzten Lichter und tanzten einen bunten, lautlosen Reigen. Sie spiegelten sich auf der Blase des Geeta wider, bildeten dort kurzlebige Reflexe. Im Anzeigefeld über der virtuellen Konsole ordneten sich die Symbole neu an. »Wenn du nicht nachgibst, wirst du dich noch schuldiger fühlen.«
Rillt drehte sich halb um, woraufhin der Kronn in Bewegung geriet. Rasend schnell ordnete er seine Knochen neu an, ging/rollte in die Finsternis auf der linken Seite und kehrte kurz darauf mit einem Menschen zurück, der eine Energiefessel trug. Dominik erinnerte sich an den Mann: Er hatte ihn im Gefangenenlager zwischen den beiden Vitäen-Schiffen gesehen.
»Willst du noch mehr Schuld auf dich laden, Dominik?«, fragte der Chtai. »Wenn du Ihn nicht freigibst, töten wir diesen Unberührten.«
Der Mann verstand Rillts Worte nicht, aber seine Augen waren voller Angst. Als er Dominik sah, öffnete er den Mund und rief um Hilfe, ohne dass ein einziger Laut erklang.
Sei stark, Dominik. Was auch immer geschieht, gib nicht nach.
Rillt wartete einige Sekunden, gab dann dem Kronn ein Zeichen. An einem Gelenkhöcker glühte es, und ein Energiefinger tastete nach dem Mann, ließ ihn von den Füßen an zu Asche zerfallen. Zuletzt löste sich der Kopf auf; der Mund war zu einem lautlosen Schrei aufgerissen.
Dominik bebte am ganzen Leib, so heftig, dass er sich aus eigener Kraft kaum mehr auf den Beinen gehalten hätte. Aber etwas hielt ihn fest, so wie das Fremde in ihm den Graken festhielt. Eine Auseinandersetzung hatte begonnen: Die Ränder der dunklen Wolke zerfransten, als das fremde Etwas damit begann, das Grakenfragment mit der Energie des Tal-Telas aufzulösen.
Dominik hätte am liebsten die Augen geschlossen, aber dazu war er nicht imstande.
»Willst du, dass weitere Unberührte sterben?«, fragte der Chtai. »Du wärst für ihren Tod verantwortlich.«
Dominik antwortete nicht und kämpfte gegen das Entsetzen an.
Erneut gab Rillt dem Kronn ein Zeichen, und wieder verschwand das Knochenwesen in der Dunkelheit. Diesmal blieb es etwas länger fort, und als es schließlich zurückkehrte …
Es brachte Loana.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie Dominik an, und in ihr brannte das Feuer einer Furcht, die nicht dem eigenen Schicksal galt, sondern seinem.
Sei stark, Dominik!
Ich … kann … nicht … Er fühlte noch etwas anderes in ihr, wie ein Licht hinter dem Glanz, der Loana war, ein viel kleineres, schwächeres Licht …
»Gib Grargrerr frei«, sagte das Kristallwesen.
Loanas Lippen bewegten sich, aber Dominik hörte nicht. »Loa …«, brachte er hervor.
»Gib Ihn frei«, verlangte der Chtai.
Dominik zitterte noch immer, so heftig, dass es zu ersten Muskelkrämpfen kam. Seine Zähne klapperten heftiger.
Sei stark!
Rillt drehte sich halb um und gab dem Kronn ein Zeichen. Knisternd ordneten sich Knochen neu an, und an einem Gelenkhöcker glühte es auf …
Hinter Dominiks Schläfen brach von einem Augenblick zum anderen ein mentaler Orkan los. »Loana!«, rief er, und der Schrei zerriss, was ihn festhielt. Er machte einen Schritt nach vorn, auf den Chtai zu, dann gaben seine Knie nach, und er fiel auf kalten Boden, Loanas furchterfüllte Augen so groß vor sich, dass sie
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