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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Prolog
     
    Aus den historischen Aufsätzen des
    Höchstehrenwerten Horatio Horas
    Tallbard, Chronologe der Freien Welten
    und Bewahrer des Wissens der Tal-Telassi :
    »Beginn des Bösen« (Düstere Gedanken
    über den Anfang vom Ende)
     
    Der Untergang der Menschheit und vieler anderer galaktischer Völker begann vor über tausend Jahren, als die ersten Feuervögel erschienen. Aus der Sonne kamen sie, wie Boten des Lichts, doch sie brachten Dunkelheit über den wachen Geist zahlreicher denkender Wesen.
    Heute wissen wir nicht mehr, wo genau der Siegeszug der Graken seinen Anfang nahm. Manche zeigen auf den angeblichen Ursprungsplaneten der Menschheit, die Erde, und meinen, dass dort alles begann; doch die Ruinen auf Terra allein sind kein Beweis – davon gibt es inzwischen mehr als genug. Andere nennen gar den Namen Munghar, Mutterplanet der legendären Kantaki, aber niemand weiß, ob jene Welt und das Volk, das sie angeblich hervorgebracht hat, wirklich existiert haben. Selbst für die Tal-Telassi sind die Großen K nur eine Legende, und sie wissen mehr als alle anderen. Einige Astrohistoriker der Lhora vermuten als Ursache eine Supernova, zu der es vor fünfhunderttausend Jahren auf der anderen Seite der Milchstraße kam, und ihre Berechnungen, insbesondere die energetischen Strukturvergleiche, haben durchaus etwas für sich. Die Kosmosevolutionisten der Bhardai glauben sogar, dass die Graken das zwangsläufige Ergebnis einer stellaren Evolution sind, die unter bestimmten Bedingungen stattfindet, und eine Supernova, so betonen sie, könnte eine Art Initialzündung sein. Wenn das stimmt, ist das unabhängig denkende, fühlende, träumende Leben nur eine relativ kurze Übergangsphase in der allgemeinen physisch-psychischen Evolution des Universums.
    Daran will ich nicht glauben. Ich möchte mir einen Rest Hoffnung bewahren.
    Außerdem gibt es durchaus berechtigte Zweifel an dieser Theorie. Sonnen sind schon in einem frühen Stadium der Entwicklung des Kosmos entstanden, und es fehlen Hinweise darauf, dass es in der Frühzeit des Universums den Graken vergleichbare Phänomene gab. Ich sehe darin Beweis genug dafür, dass die Graken nichts mit der stellaren Evolution zu tun haben.
    Aber lassen wir das einmal beiseite, was kaum mehr sein kann als Spekulation. Tatsache ist, dass die Feuervögel vor über tausend Jahren in den Koronen unserer Sonnen erschienen, unselige Manifestationen, die aussahen wie Geschöpfe mit Schwingen aus Plasma. Damals staunten die solaren Forscher darüber, maßen und analysierten und versuchten zu verstehen. Sie zählten zu den ersten Opfern der Graken, die kurze Zeit später mit den Molochen aus den Sonnen kamen, begleitet von ihren Vitäen: erbarmungslosen Kronn-Kriegern, neugierigen Chtai-Sondierern und zuverlässigen Geeta-Kustoden. Bei den ersten Welten stießen sie kaum auf Gegenwehr und fingen die Bewohner in ihrem grässlichen Netz, das ihnen die geistige Substanz raubte, sie nach und nach mental ausbluten ließ. Millionen starben in fremden Träumen, und ihre Seelen gaben den Graken Kraft, für sich selbst und die Brut. Andere Welten versuchten, die Graken abzuwehren, aber die Kronn schlugen jeden bewaffneten Widerstand nieder. Selbst aus tausenden von Raumschiffen bestehende Verteidigungsflotten konnten nichts gegen den Gegner ausrichten. Er kam aus den Sonnen. Er schickte, nach der planetaren Reife, seine Brut. Und die Menschen, Unberührte und überlebende Berührte, flohen vor dem Feind, der ihnen die Träume stahl und sie mit fremden Träumen auszehrte, bis zum Tod.
    So begann es vor über tausend Jahren. Und so ging es weiter, bis heute. Eine Welt nach der anderen mussten die Menschen und ihre Verbündeten aufgeben. Immer wieder blieb ihnen nichts als die Flucht – wenn sie überhaupt noch fliehen konnten. Neue Waffen wurden entwickelt, neue Wege der Verteidigung beschritten, aber bisher konnten keine entscheidenden Erfolge erzielt werden. Ein Rückzugsgefecht nach dem anderen findet statt, und irgendwann gibt es vielleicht nichts mehr, wohin wir uns zurückziehen können.
    Düstere Gedanken, fürwahr. Düstere Gedanken in einer düsteren Welt. Wie heißt es auf Millennia bei den Tal-Telassi? »Sieh das Licht der Sonne. Wenn es zu hell wird, kommt vielleicht die Dunkelheit.«
    Den Feuervögeln sagt man ätherische Schönheit nach. Vielleicht gibt es tatsächlich so etwas wie eine – sehr boshafte, an Zynismus grenzende – Ironie des Schicksals.

 
Eins – ALTE

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