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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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wieder in den Salon zurück. Später, als die Polizei schon da war, glaubte sie, gefahrlos auf die beiden zugehen zu können. Sie machte ihnen unmissverständlich klar, was sie gesehen hatte. Sie wollte die Tasche mit dem Geld, sonst würde sie der Polizei alles erzählen. Und sie bekam das Geld.
    Klar, dass die beiden das nicht auf sich beruhen lassen wollten. Ich weiß nicht, ob Siebert allein auf die Idee kam, sich das Geld zurückzuholen. Möglich ist das, weil er ja allein hier aufgetaucht ist.“
    Gehring und Reichard hatten gespannt zugehört.
    „Und wie sind Sie darauf gekommen, dass Siebert hier sein könnte?“, platzte Reichard heraus.
    „Ganz einfach. Herr Einser war auf dem Schiff bei Herrn Brand, dem Schiffsführer, als ein Mann anrief, der behauptete, von irgendeiner Schauspielervereinigung zu sein. Der Mann erkundigte sich nach der Adresse von Frau Wurm und behauptete, man wolle der Witwe unter die Arme greifen. Das kam Karl ziemlich komisch vor, weil solch eine Vereinigung Wurms Adresse bestimmt in ihrer Kartei geführt hätte. Er war sich aber nicht sicher und wollte Sie nicht mit einer Sache behelligen, die sich am Ende als falsch herausgestellt hätte. Deshalb hat er mich angerufen und wir sind hergefahren. Das Ergebnis kennen Sie. Sie kennen nun auch den Schuldigen am Tod von Herrn Wurm, Sie kennen die Mörder Heidmanns, Sie wissen von dem Erpressungsversuch und als Sahnehäubchen haben Sie auch noch das erpresste Geld. Das ist doch was, oder?“
    Gehring ging nicht darauf ein. Seine Antwort fiel anders aus, als Karlo gehofft hatte. Die Stimme des Hauptkommissars klang ungewohnt scharf.
    „Herr Kölner, Herr Einser. Und natürlich Sie, Frau Wurm. Alle drei morgen um neun Uhr auf dem Präsidium zum Protokoll.“
    Karl Einser schaltete sich ein und ergriff das Wort.
    „Wenn wir Glück haben, ist die
Römerberg
noch nicht zurück am Eisernen Steg, bevor wir Sieberts Komplizen kennen. Brand erzählte heute Morgen, sie müssten bald zu einer Linienfahrt ablegen. Sie könnten ihn gleich beim Anlegen in Empfang nehmen. Ich glaube nicht, dass er was ahnt. Wollen Sie Brand anrufen, Herr Gehring?“
    „Haben Sie seine Telefonnummer?“
    Einser griff in die Tasche und reichte Gehring Brands Karte. Kurz darauf hörte der Hauptkommissar die Stimme des Schiffsführers.
    „Secundus-Linie, Brand?“
    „Hallo, Herr Brand. Hier ist Hauptkommissar Gehring. Sagen Sie, wann sind Sie heute zurück am Eisernen Steg?“
    „Um halb fünf, warum?“
    „Können Sie versuchen, das exakt einzuhalten?“
    „Ich denke schon. Was ist denn los?“
    „Wir müssen eine Festnahme durchführen, sobald Sie anlegen. Und ich will Ihnen nicht die Wasserschutzpolizei schicken, sonst riecht unser Verdächtiger gleich Lunte.“
    Brand klang entsetzt. „Festnahme? Mein Gott. Wen wollen Sie festnehmen?“
    „Das versuchen wir gerade herauszukriegen. Bitte verhalten Sie sich wie immer und unternehmen Sie nichts auf eigene Faust, zu Ihrer eigenen Sicherheit.“
    Brand klang beunruhigt. „Unternehmen? Ich wüsste ja gar nicht, was ich tun soll.“
    „Dann bis sechzehn Uhr dreißig. Wir warten an der Anlegestelle. Und wie gesagt – verhalten Sie sich ganz normal.“
    Gehring beendete das Gespräch, rieb sich nachdenklich die Nase und schaute zur Seite. „Reichard, nehmen Sie das Auto, fahren Sie aufs Präsidium und kümmern Sie sich um Siebert. Fragen Sie ihn, wer dieser Komplize ist und wie er heißt. Er wird es Ihnen bestimmt verraten, er kennt ja unsere Zeugin und weiß, dass sie ihn ebenfalls kennt. Na los, hauen Sie ab. Rufen Sie mich bitte sofort an, wenn Sie etwas wissen. Sofort, hören Sie? Und kommen Sie spätestens Viertel nach vier zur Anlegestelle. Ich komme zu Fuß hin. Sind von hier ja nur fünf Minuten. Bringen Sie noch zwei weitere Beamte mit.“
    „Alles klar, Chef.“
    Reichard verschwand eilig.
    Gehring legte sein Telefon vor sich auf den Tisch, lehnte sich zurück und schloss die Augen für einen langen Moment. Den Hauptkommissar schien eine seltsame Stimmung befallen zu haben. Fast machte Karlo sich Sorgen. Gehring wirkte – wie sollte man es ausdrücken – irgendwie zutiefst melancholisch, als hätte er sich gerade von jemandem verabschiedet. Oder von etwas.
    Karlo ahnte noch nicht, wie recht er hatte.

Anlegeplatz Eiserner Steg,
gegen 16.30 Uhr
20
    Gehring war unruhig. Warum ließ Reichard nichts von sich hören? Er langte ungeduldig in die Tasche und wollte sein Handy hervorziehen, um seinen Kollegen

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