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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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jedoch gelungen, den Spritvernichter an einen Liebhaber zu verscherbeln, und das sogar mit Gewinn. Der zehn Jahre alte Escort war ein Quantensprung an Energieersparnis.
    An dem halb zugewachsenen Waldweg fuhr ich drei Mal vorbei. Nur ein mikroskopisch kleines, mit Moos bewachsenes Holzschild wies auf das »Metropol« hin. Nach holpriger Fahrt durch Millionen von Schlaglöchern erblickte ich den Kulturtempel. Otto schien eine neue Brille zu brauchen, denn von Idylle war bis auf den Wald ringsum nichts zu erblicken. Der dreigeschossige Backsteinbau hatte seine besten Zeiten weder erlebt, noch würde er sie jemals erleben. In der Leuchtreklame auf dem Dach fehlte das »l«, sodass der zweideutige Name »Metropo« in roten Lettern leuchtete.
    Ich öffnete die mit abblätternder Isolierfarbe gestrichene Holztür und fand mich in einem schummrigen Schankraum wieder. Ein älterer Herr im karierten Hemd, das mit Hilfe von Hosenträgern an den dürren Körper gepresst war, löffelte Erbsensuppe und lugte in die Bildzeitung, ansonsten war der Raum gästefreie Zone.
    Â»Pilsken?«, brummte mich ein bärtiger Kellner in schwarzer Lederweste an. Er trug ein zu oft gewaschenes braunes Hemd zu einer blauen Hose. Im rechten Bein sorgten Brandlöcher für Mailänder Chic.
    Â»Ich möchte zum Konzert von Luna Mancini«, brachte ich mein Anliegen vor und fragte mich zeitgleich, ob ich mich in der Location geirrt hatte. Die Bruchbude kam mir nicht so vor, als ob hier etwas Besseres als ein röhrender Hirsch musizieren würde. Hinter der Theke tropfte Wasser von der Decke in eine Plastikschüssel, und die nikotingelbe Raufasertapete warf Blasen.
    Â»Oberster Stock, viel Spaß«, brummte er nur, dann widmete er sich dem Spülen von Biergläsern, für wen auch immer.
    Durch eine Tür aus Milchglas gelangte ich in ein dunkles Treppenhaus und stiefelte die drei Etagen nach oben. Auch hier wirkte die Gestaltung des Inneren wenig anheimelnd. Die Tapete hatte sich teilweise von der Wand gelöst, und Schimmel machte sich in den Ecken breit. Großformatige Poster von Schafen und Schweinen waren zwar sympathisch, aber wenig passend. Wenn Hofbauer in dieser Bruchbude Zimmer vermieten konnte, durfte es sich nur um Einmal-Kunden handeln. Unverständlich, dass er dieser Luna aus Gewinnerwägungen ein Apartment in der Stadt gemietet hatte. Ich vermutete eher, dass die Sängerin nicht in diesem Horrorhotel wohnen wollte. Konnte ich ihr nicht verdenken.
    Oben musste ich mich zwischen zwei Türen entscheiden. Die eine führte laut Messingschild zu den Zimmern, die andere zum Festsaal. Letztere wählte ich. In dem volleyballfeldgroßen Raum war am hinteren Ende ein Flügel aufgebaut. Links eine kleine Bar, wo ein dürrer Mann Bier zapfte. Er trug einen grauen Schnäuzer, sein kahler Schädel wurde umrandet von einem grauen Haarkranz. In der Raummitte standen zwei Dutzend Kaffeehaustische, rund ein Drittel mit Gästen besetzt. Mit dem Gefühl, in einen Jungbrunnen gefallen zu sein, orderte ich eine Gerstenkaltschale und hockte mich an einen freien Tisch in der ersten Reihe.
    Die Bühne oder besser gesagt das Holzpodest, das als Bühne fungierte, war noch verwaist. Immerhin einen Hauch vom Ambiente der Mailänder Scala versprühte ein imposanter Kronleuchter, der mittig über dem Podium angebracht war. Als Lichtquelle dienten jedoch zwei antike Scheinwerfer am Bühnenrand, was durchaus Sinn machte, zeichneten sich doch die Kronleuchterbirnen durch Abwesenheit aus. Wahrscheinlich wollte der Besitzer aber nur nicht das Risiko des zusätzlichen Gewichtes eingehen: Der Lüster hing nur an einem dünnen Kabel. Die hier auftretenden Stars mussten also nicht nur künstlerische Höchstleistungen vollbringen, sondern auch noch Nerven wie Drahtseile haben. Ich jedenfalls hätte mich keine fünf Sekunden unter dem Monsterteil aufgehalten.
    Zu meinem großen Erstaunen entdeckte ich an der rechten Seite des Saales einen Reporter vom Dülmener Kurier, dem örtlichen Käseblatt. Es handelte sich zwar nicht um den Chefredakteur Gerhard Tilke, Karin Schumanns Bruder und damit bald zu meiner Verwandtschaft zählend, aber der Button auf der Jeansjacke und der Aufdruck auf seiner Baseballkappe gaben eindeutige Hinweise auf seinen Arbeitgeber. Ich freute mich jetzt schon auf die morgige Lektüre des dreiseitigen Artikels beim

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