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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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gehören. Vielleicht wäre das auch glatte Verschwendung.
    Doch nur allzu gut wusste Tina, was er ihr antun konnte und gerade wieder antat. Würde sie den Morgen abwarten, wäre sie nicht mehr imstande zu gehen und erneut dem Untergang geweiht. Wenn nicht morgen, dann nächste Woche oder in einem halben Jahr. Brechen würde er sie am Ende immer, und das durfte sie kein weiteres Mal zulassen. Tatsächlich hatte sie zu hart gearbeitet, um sich noch einmal leichtsinnig in eine solche Gefahr zu begeben.
    Als sie sichergehen konnte, dass er schlief, schlich sie in ihr Zimmer und zog sich eilig an. Dabei ging sie gekonnt jedem Gedanken aus dem Weg, besonders jenen, die ihm galten.
    Die Trolleys standen griffbereit. Doch nach flüchtiger Begutachtung der riesigen, unförmigen Behältnisse, sah sie ein, die wohl kaum bewältigen zu können und verabschiedete sich schweren Herzens von ihnen. Sterben würde sie deshalb nicht. Stattdessen nahm sie nur die kleine Reisetasche und ihre Handtasche.
    Kein Abschiedsbrief diesmal. Es gab nichts, was sie ihm mitteilen konnte . Eine letzte Rache in Form einiger gemeiner Worte - nichts lag ihr ferner. Alles, was sie wollte, war fort und sich endlich seinem gefährlichen Einfluss entziehen.
    Die Haustür ließ sie einen Spalt offen stehen, aus Furcht, ihr Klappen würde ihn wecken.
    Unbemerkt waren dunkle Wolken am Himmel aufgezogen, die sich auch gleich daran machten, ihren Inhalt auf die düstere Landschaft zu verteilen. In schönen, gleichmäßigen Wasserbindfäden. Nicht zu verachten war auch der zunehmende Sturm, der das Szenario untermalte.
    Um sich angemessen darüber zu ärgern, blieb Tina keine Zeit. Viel zu sehr vereinnahmte sie der Wunsch, so schnell wie möglich zu verschwinden und dabei nicht an ihn zu denken!
    Während ihres Spaziergangs hatte sie sich den Verlauf des Waldweges eingeprägt und glaubte, in der Ferne Motoren zu hören. Demnach war es bis zum Freeway nicht sehr weit, auch wenn sie mit dem Wagen einige Minuten benötigt hatten.
    Flüchtig runzelte sie die Stirn, lauschte in sich hinein und schüttelte kurz darauf den Kopf.
    Nein, nur Einbildung.
    Und schließlich begab sie sich eilig auf den Weg. Ultimativer Ausdruck dafür, wie dringend sie sich seiner Nähe entziehen wollte, war wohl, dass sie das mitten in der Nacht auf sich nahm. Denn sie fürchtete sich vor den wilden Bewohnern des düsteren Waldes, überlegte, ob es in dieser Gegend möglicherweise sogar Bären gab und stellte fluchend fest, dass sie doch gar nicht wusste, wo sie sich befand, verdammt! Eilig lief sie den Pfad entlang und ignorierte diesmal, dass ihre Schuhe immer wieder im feuchten Morast steckenblieben. Die hatte sie ohnehin bereits abgeschrieben.
    Nach einhundert Metern zuckte sie zusammen und legte unwillkürlich eine Hand auf ihren Leib. Erneut lauschte sie, intensiver diesmal, registrierte das leichte Ziehen und verzog das Gesicht.
    Toll, alles auf einmal!
    Inzwischen war sie klitschnass, der dicke Wollmantel wog ungefähr eine Tonne. Zunehmend zerzauste der Sturm ihr Haar und zerrte an ihrer Tasche, als würde er ihr nicht einmal die gönnen. Lästig gestalteten sich auch die zunehmenden Unterleibsschmerzen. Tina bekam ihre Monatsblutungen so unregelmäßig, dass sie manchmal monatelang davor verschont blieb. Mit ihrem allergrößten Einverständnis, auf den Mist konnte sie ehrlich verzichten. Und wenn sie kamen, schmerzte es manchmal ein bisschen. Weshalb sie auch immer ein paar Schmerztabletten bei sich trug. Aber die waren ihr ja geraubt worden!
    Deshalb wirkte der Gin auch so verdammt gut und schnell.
    Bereits vor Jahren entdeckte Tina ein gutes Rezept, um einen Abend mit Alkohol zu überstehen, ohne am Ende unter dem Tisch zu liegen. Wenn man meistens mit Männern trank, musste man sich etwas einfallen lassen, um nicht in die eine oder andere brenzlige Lage zu geraten. Eine Migränetablette und man war so ziemlich trinkfest. Funktionierte immer! Na ja, wenn man welche besaß.
    Wütend strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht und stapfte weiter den dunklen Pfad entlang.
    Eine Taschenlampe wäre nicht schlecht gewesen.
    Nach zweihundert Metern krümmte sie sich und stöhnte unfreiwillig auf.
    Verdammt!
    Ob sie wollte oder nicht, sie musste eine Pause einlegen. Mit zusammengepressten Lippen lehnte sie sich gegen einen Baum und blickte hinauf zum Himmel. Krämpfe waren ihr keineswegs neu, aber so etwas hatte sie noch nie erlebt. Außerdem fühlte es sich bereits klebrig

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