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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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und ihr daraus folgendes Handeln eher vorgezeichnet aus. Sie telefonierte mit den netten Damen des Auftragsdienstes, ließ sich ihre nächsten Termine nennen, nahm ein paar zusätzliche an, solche, die seit Längerem in der Warteschleife hingen und kehrte zurück in ihr altes Leben. Und nach einer Woche schien es tatsächlich, als hätte es das ‚kleine Intermezzo’ wie Jonathan Grant das Fiasko nannte, nie gegeben.
    Die Initiative zu ergreifen, erwies sich auch im Nachhinein als die richtige Lösung. Jetzt wusste sie, woran sie war, oder eben auch nicht und konnte ruhigen Gewissens eine mögliche Lebensalternative zu Grabe tragen. Da in der Basis nur zwei existierten, schien alles Weitere bereits vorbestimmt.
    Ende!
    An diesem Abend telefonierte sie nicht mit ihrer Mutter.
    Auch die besaß nämlich die Fähigkeit, sie durcheinanderzubringen. Das betrieb Vera immer dann, wenn sie sich nicht abwimmeln ließ und Tina zwingen wollte – auf welche Art auch immer – ihr Leben zu ändern. Es nervte, verursachte Kopfschmerzen, lenkte von den wichtigen Dingen (ihren Aufträgen) ab und zwang zu Gedankengängen, die sie absolut nicht bemühen wollte!
    Stattdessen nahm Tina eine kalte Dusche, ging früh zu Bett, griff diesmal – wie bereits seit Wochen – zu einem leichten Beruhigungsmittel und schlief deshalb nach einer Stunde halbwegs ruhig ein.
    * * *
    Am anderen Morgen killte sie die Migräne, die diese verdammten Beruhigungspillen immer verursachten, mit einer Gegenpille und ging ins Bad.
    Oh, Tina wusste, dass sie beides lassen sollte. Doch es bereitete ihr eine diebische Freude, den Mist zu schlucken. In beiden Fällen handelte es sich um eher harmlose Präparate. Aber spätestens bei ihren Koffeintabletten, die sich wieder in ihrer Handtasche eingenistet hatten, beging sie ja nun einen groben Verstoß gegen die profschen Regeln.
    Und das machte ihr wahnsinnigen Spaß!
    Total unreif, schon klar. Aber Tina hatte beschlossen, auch ihren Gedanken nicht länger aus dem Weg zu gehen, wenn sie sich nicht mehr zurückdrängen ließen. Und in Sachen hirnloser Prof war sie wohl nie ganz erwachsen geworden. Was blieb ihr denn sonst? Also, abgesehen von der naheliegendsten Schlussfolgerung, diesen Wahnsinn einfach kontrolliert auszuleben. Tina schätzte, irgendwann würde es sich von selbst geben.
    Spätestens der Anblick ihrer geliebten Pfefferminzdragees, die auch von ihrer Tasche beherbergt wurden, lieferten den ultimativen Beweis, dass sie allein Herr ihrer Existenz war.
    Ohne Einmischung.
    Und sie fühlte sich verdammt gut dabei!
    Relativ beschwingt brachte Tina das allmorgendliche Ritual im Bad hinter sich. Inzwischen hatte sie sich so oft geschminkt, dass sie selbst ihr kunstfertiges, ziemlich aufwendiges Make-up innerhalb von fünf Minuten perfekt zustande brachte. Viel ausuferndere Sorgfalt legte sie da auf die Pflege ihrer Haut. Wenn man sein Gesicht an sieben Tagen die Woche derart mit Farbe dopte, führte das irgendwann unweigerlich zu der einen oder anderen Ermüdungserscheinung. Dieser miesen Nebenwirkung begegnete Tina mit Gesichtspackungen und häufigen Besuchen im Schönheitssalon.
    Eigentlich musste er doch stolz auf sie sein, verdammt!
    Verhielt sie sich doch genauso, wie er es sie einst lehrte – als sie noch eine dumme, naive Gans war. Im Grunde lebte sie sogar strikt nach seinen Regeln. Okay, wenn man mal von den Tabletten absah. Trotzdem verstand sie das ganze Drama überhaupt nicht!
    Gegen halb acht saß sie am Frühstückstisch und entschied sich heute nur für einen Magerquark – einfach so, weil sie es konnte. In aller Gemütsruhe las sie die Morgenzeitung und machte sich gegen halb neun auf den Weg in die City …
    * * *
    Millers Healthy Institute lag direkt am Central Park.
    Von der Straße aus konnte man das Gelände nicht einsehen, aber sie vermutete, dass sich hinter dem Gebäude ein weiträumiger Park befand. Privatkliniken dieser Art besaßen im Grunde alle die gleiche Struktur.
    Natürlich hatte Tina sich zuvor ein wenig über ihren nächsten Auftraggeber kundig gemacht.
    Die Klinik existierte bereits seit mehr als fünfundsiebzig Jahren. Der Gründer verstarb vor etlichen Jahrzehnten und übergab sein Lebenswerk vertrauensvoll in die Hände seines Sohnes. Deshalb verwunderte Tina nicht sonderlich, als sie von einem deutlich älteren Mann in der Lobby in Empfang genommen wurde. Die erinnerte übrigens eher an ein Hotel, als ein Gesundheitsinstitut. Auch der Sohn würde wohl bald über

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