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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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fast umgekippt. Sein offener Hosenstall und der Reflex, sich nicht anzupinkeln, waren jedoch stärker als die Angst vor nahender Bedrohung.
    »Don’t move. Get your hands up«, flüsterte eine leise Stimme befehlend. Jung nestelte fahrig an seinem Hosenladen herum. Halb fertig hob er die Hände wie befohlen.
    »Go back to the cars. Keep your hands up.«
    Er vermochte sich kaum zu bewegen. Er musste sich zwingen zu tun, was er verstanden hatte. Er setzte sich in Bewegung und trat mit erhobenen Armen und offener Hose ins Licht der Autoscheinwerfer zurück zu seinen Kameraden. Der Fahrer starrte ihn an, als sei er verrückt geworden.
    »Relax. Take it easy«, hörte er die ruhige Stimme hinter sich. Zwei Kerle traten hinter ihm aus der Finsternis. Ihre Einzelkämpfervermummung und die umgehängten Waffen ließen sie aussehen, als gehörten sie in eine andere Welt. Jung war erst jetzt in der Lage zu realisieren, dass er es mit amerikanischen Soldaten zu tun hatte.
    »Hello, how are you doing?« Die Fremdenlegionäre begrüßten die beiden wie alte Kumpel.
    »Everything just fine. Who are these guys? What’s going on here?«
    »Germans. Got some trouble with that damned water over there. Looking for a pass through to Dschibuti. Can you help us?«
    »Sure, no problem. There is another way out of this.« Jung kamen die Worte bekannt vor. Die zierliche, japanische Soldatin aus dem CTF-Stab hatte mit ihren männlichen Kameraden in der nächtlichen Wüste wenig gemein.
    Die Amis nahmen die Helme ab und schüttelten den Legionären die Hände. Dann beugten sie sich über die Karte und erklärten den Franzosen einen anderen Weg nach Dschibuti, am Camp Lemonier vorbei zum Flughafen. »We contact our control posts. They will not shoot you down to shit. You can be sure, really. Take it easy. So long.«
    Sie setzten ihre Helme wieder auf, grüßten die Legionäre und verschwanden in der Finsternis, so ruhig und unauffällig, wie sie gekommen waren.
    In diesem Moment blitzte es in Jungs Gedächtnis auf und er wusste, woher er Paul und Karl kannte. Er frohlockte und vergaß darüber seine Angst und die missliche Situation, der er gerade entkommen war, und die sich jetzt zu einem glücklichen Ende zu wenden schien.
    Tatsächlich brauchten sie noch eine halbe Stunde durch schwieriges Gelände, bis sie in den Horizont der Flutlichtbatterien des Camps Lemonier eintauchten. Sie witzelten erleichtert über Jungs unfreiwillig komische Westerneinlage. Schumann stieß sich schwer am Kopf, als er sich in dem wild hin und her schwankenden Auto vor Lachen nicht festhalten konnte. Scheinwerfer und die Läufe schwerer Maschinenwaffen auf den Wachtürmen folgten ihrem kleinen Konvoi, als sie Camp Lemonier auf der Fahrspur vor dem breiten Erdwall passierten. Normalerweise hätte sie das beunruhigen müssen. Jetzt freuten sie sich nur auf das nahe Ende ihres Ausflugs, auf eine heiße Dusche, ein kühles Bier und ihre Kojen.
     
     

Der Kommandeur III
    Bevor Jung am nächsten Morgen zum Frühstück in die Messe ging, stieg er hinauf auf die Brücke. Sein erster Blick galt den Bergrücken im Westen. Die kleinen Wolkentürmchen, die er gestern früh noch erwartungsfroh begrüßt und deren schlimmes Ende er später insgeheim und nicht nur einmal verflucht hatte, waren heute ausgeblieben. Die Sonne stand an einem wolkenlosen Himmel und trieb die Temperaturen schon am frühen Morgen merklich in die Höhe. Im Südwesten sah er die Kuppel der Moschee in den Flüchtlingscamps vor der Stadt golden glänzen. Der Golf davor war schmutzig braun gefärbt. Die Brühe breitete sich bis nahe an den Hafen aus und wurde abrupt, wie mit dem Messer abgeschnitten, von dem leuchtend blauen Meerwasser gestoppt.
    Jung atmete tief ein und aus. Er hatte gut geschlafen und erwartete den neuen Tag mit sich selbst zufrieden und gespannt auf das, was auf ihn zukommen sollte. Er verließ die Brücke und stieg das Treppenhaus hinunter in die Messe, wo Jungmann und Frau Fußmeier schon beim Frühstück saßen. Er wünschte einen guten Morgen und sah dieses Mal weitaus freundlicher auf die Reporterin.
    »Wo haben Sie Ihren Kollegen gelassen? Ruht er sich nach den Strapazen des gestrigen Tages noch aus?«
    »Er liegt im Krankenrevier und wird gerade verarztet«, bemerkte sie spitz. »Er hat seine Stimme verloren, kann nicht durch die Nase atmen und vor lauter blauen Flecken nicht liegen und sitzen.«
    Jung glaubte, Humor wäre angebracht, und erwiderte: »Hauptsache, er hat sich

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