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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ihren Fahrzeugen.
    »Wir versuchen es. Unsere Fahrzeuge sind für die Wüste geeignet. Die Jeeps sowieso. Unser Offroader hat Vierradantrieb und genug Bodenfreiheit. Also los, Bootsmann. Hinter den Franzmännern her.«
    »Wann werden wir in Dschibuti sein, Schumi? Haben sie dazu etwas gesagt?«, fragte Jung.
    »Keine Ahnung. Das kommt darauf an, wie wir vorankommen. Das Gelände ist nicht sehr schwierig, aber niemand weiß genau, was uns bevorsteht. Das kann sich ändern, sagen sie. Aber sie sind zuversichtlich. Die machen das nicht zum ersten Mal. Einer spricht übrigens Deutsch. Kommt aus Straßburg.«
    »Haben wir noch genug zu essen und zu trinken?«, mischte sich jetzt Frau Fußmeier ein. Sie klang normal und frei von Aufgeregtheit oder beginnender Hysterie.
    »Wir haben fast alles verschenkt. Ein, zwei Flaschen Wasser sind wohl noch übrig. Hoffen wir, dass es nicht so lange dauert. Wie spät ist es, Bootsmann?«
    »Kurz vor sechs. Wir sollten den Tender benachrichtigen. Nicht, dass die auf die Idee kommen, nach uns zu suchen.«
    »Gut, Bootsmann, ich versuch’s.« Schumann kramte sein Handy aus der Tasche und aktivierte es. »Hätte ich mir denken können. Hier gibt’s kein Netz. Also keine Kommunikation.«
    »Tote sterben länger«, bemerkte die Journalistin lakonisch. Jung registrierte mit zunehmender Sympathie auch noch Humor bei der Dame.
    Sie fuhren hinter den Fremdenlegionären auf der Straße zurück, die sie gekommen waren. Nach einiger Zeit bogen sie links ab auf eine sandige Piste. Der Boden war glatt und sie rollten mit ziemlicher Geschwindigkeit bequem dahin. Der aufgewirbelte Staub des führenden Jeeps nahm ihnen die Sicht nach vorn. Seitwärts konnte Jung auf die Bergketten im Westen sehen. Die Gewittertürme standen drohend über den Kämmen, aber hier, in der Ebene, zog keine Wolke über den Himmel. Die Sonne stand jetzt tief und begann hinter der Gewitterfront zu versinken. Der Tag dämmerte. Es wurde kühler im Auto. Längere Zeit fuhren sie so dahin. Jung gewöhnte sich an den Gedanken, in absehbarer Zeit auf recht bequeme Weise Dschibuti zu erreichen. Er dachte wieder an Paul und Karl, die zwei Kerle, die er noch immer nicht einordnen konnte.
    »Bevor es dunkel wird, sollten wir noch eine Pinkelpause einlegen«, bemerkte der Fahrer. »Nachher sieht man nicht mehr, wohin man tritt. Es gibt Schlangen, Skorpione und unangenehmes Viehzeug hier draußen.« Er gab den Vorderleuten ein Zeichen und hielt an. Als Jung den Wagen verlassen hatte, begann er zu frösteln. Es war schon deutlich kühler geworden, trotzdem spürte er an seinen Füßen den noch warmen Sand unter den flachen Sohlen seiner Sandalen. Ein Pullover und feste Schuhe wären jetzt gut gewesen und hätten ihn angesichts lebendiger Skorpione und Schlangen ruhiger gestimmt. Er sah Schumann entgegen, der sich gerade wieder dem Fahrzeug näherte. Über seinem freundlichen Grinsen lag Skepsis, und er spähte demonstrativ auf das Schuhwerk.
    »Zu früh gefreut, Tomi.«
    »Wer hätte das denn ahnen können?«
    »Wir jedenfalls nicht, wie man sieht.«
    Jung wollte dazu nichts sagen.
    Sie bestiegen die Fahrzeuge und setzten die Fahrt fort. Jung begrüßte erleichtert die einsetzende Wärme der Autoheizung. Die Dunkelheit brach sehr plötzlich herein. Es wurde stockdunkel. Die Scheinwerfer tasteten sich tanzend durch die Finsternis und vermittelten Unsicherheit und Schrecken. Eine gespannte Atmosphäre breitete sich aus.
    »Reicht der Treibstoff, Bootsmann?«, erkundigte sich Schumann.
    »Schwer zu sagen. Normalerweise ja. Aber wie lange wir noch unterwegs sind, kann ich nicht einschätzen. Wenn ich in den Allradantrieb schalte, verbrauchen wir noch mehr. Noch ist das nicht nötig.«
    »Haben wir Reservekanister an Bord?«
    »Nee, die sind aus Sicherheitsgründen abgerüstet worden.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ist kein Witz. Wenn die Sonne draufknallt, könnten die Kanister explodieren. Der TÜV hat sie kassiert.«
    Schumann schüttelte heftig den Kopf. Jung fühlte seine Unruhe und ließ sich davon anstecken.
    Vor ihnen bremste plötzlich der Jeep und stoppte. Die Insassen winkten dem Fahrer, die Scheinwerfer anzulassen und breiteten ihre Karte auf dem Kühler aus. Schumann verließ den Wagen und ein Schwall empfindlich kalter Luft strömte ins Wageninnere. Die Franzosen gesellten sich zu Schumann und sie diskutierten eine Weile mit den beiden Legionären.
    »Jetzt wird’s ernst, Herrschaften!«, rief Schumann, als er zurück ins

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