Kind des Glücks
Einführung
Und so wage ich es hiermit endlich, nach einem halben Lebensalter und einem guten Dutzend histoires, die die ewige Geschichte in allen ihren zeitgebundenen Inkarnationen erzählen, die Geschichte meines eigenen Wanderjahrs aus den Erinnerungen meines Herzens zu berichten.
Wandernder Kesselflicker und herrenloser Samurai, Troubadour und Hippie, Zigeuner und Arkie, Zen-Einsiedler und Cowboy – unzählige Inkarnationen des archetypischen Wanderers sind der Zauberstraße gefolgt, die ewig durch Zeit und Raum führt – von den Dörfern und Wäldern der prähistorischen Erde zu den San Franciscos und Samarkands der Mythen und der Geschichte, mit den ersten Arkologien, die das Sternenmeer im Unterlichtflug meisterten, und weiter zu den himmlischen Städten der weitverstreuten Menschenwelten.
Die Sänger und die Avatare vergehen, doch das Lied bleibt immer gleich, denn die Geschichte ist stets dieselbe: Sie erzählt vom Wanderjahr, von der ewigen Reise von der Kindheit zur Reife durch das wunderbare und schreckliche Chaos, das dazwischen liegt.
Auch dies ist eine histoire dieses Archetyps, wie er sich in unserer eigenen Ära verkörpert: das Kind des Glücks, das wir alle waren oder sein werden. Im folgenden jedoch wird die distanzierte Beobachterin jede Vorspiegelung von Objektivität ablegen, denn dies ist meine Namensgeschichte, dies ist das Lied meines Wanderjahrs.
In dieser modernen Version der zeitlosen histoire beginnt unsere naive Heldin die Geschichte als die kleine Moussa auf Glade, und die Zauberstraße, der sie folgt, wird von Planet zu Planet führen; und sie reist nicht mit Pferd oder Motorrad, sondern mit dem Sprungschiff. In dieser Geschichte – wie in allen meinen anderen – werden Sie den Inkarnationen der großen und ewigen Reise der Jugend zur Reife begegnen, des Geistes in die Kultur, des Gegenstücks zum Übergang vom Erträumten zu dem, was uns zu sein bestimmt ist.
Aber hier werden Sie ihnen so begegnen, wie sie dieses Kind unseres Zweiten Raumfahrenden Zeitalters sah: als Freunde und Geliebte, als Freidiener und Geschichtenerzähler, als Ladersüchtige, Geehrte Passagiere, Domos und Wissenschaftler – und als die wandernden Kinder aller Menschenwelten, die wir waren.
So ist diese Geschichte meines Wanderjahrs auch die Geschichte jener Reise, die über und unter die historischen Annalen hinausgeht. Im Zweiten Raumfahrenden Zeitalter nennen wir diese Reise wie in einer anderen Ära weit in der Vergangenheit das Wanderjahr, obwohl es für manche nur nach Wochen und für andere nach Lebensaltern zählt. Wie auch immer dieser Übergang genannt wurde – Wanderjahr, Liebessommer, die Suche nach dem Heiligen Gral, die voyage d’arc –, bis ich den Eigennamen Wendi annahm und meine histoires aufzuschreiben begann, war es eine Erzählung, die von dem, was wir »Geschichte« nennen, geflissentlich ignoriert worden war.
Denn »Geschichte« ist die Geschichte von den Taten jener, die die Evolution der menschlichen Rasse geformt haben – von dem namenlosen Hominiden, der das erste Werkzeug schuf, zu den Erfindern des Feuers und des Rades, zu den Organisationen, die die ersten Menschen in den Weltraum und auf den Erdmond schickten, zu den Erbauern der Arkologien, die die Menschen zu den Sternen brachten, bis zu jenen, die den Sprungantrieb aus den geheimnisvollen Artefakten entwickelten, die von den »Vorgängern« hinterlassen wurden und auf diese Weise unser Zweites Raumfahrendes Zeitalter aus der Taufe hoben. Die, deren Namen der »Geschichte« bekannt sind, waren Wissenschaftler und Forscher und Politiker und Generäle und Künstler. Sie haben die Naturgesetze erhellt, wundervolle Geräte erfunden, Nationen aufgebaut, Kriege gewagt, neue bewohnbare Welten entdeckt, überdauernde Kunstwerke geschaffen, und in der Tat waren sie es selbst, die die »Geschichte« niederschrieben. Denn »Geschichte« ist die zeitgebundene Geschichte der Evolution bestimmter menschlicher Gesellschaften.
Doch neben der »Geschichte« gibt es eine ebenso alte Geschichte – die Geschichte dessen, das immer draußen und drinnen existiert hat, das nicht selten im Gegensatz zur »Gesellschaft« steht und das dennoch in einem anderen und tieferen Sinn den wahren menschlichen Geist bis zum heutigen Tag getragen hat.
Verschiedene Kulturen gaben ihm verschiedene Namen. Die Romany Road. Boheme. Subkultur. Die Kosmokultur. Der Underground. Der Funke der Arkies. Demimonde. Auch seine Angehörigen
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