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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Dschungelflecken im untersten Teil des Gartens errichtet.
    Als junges Mädchen verbrachte ich dort viele Stunden mit meinen Spielgefährten und viele weitere mit keiner anderen Gesellschaft als den Moussas, die ich bald mit Krümeln und Brosamen vom Frühstückstisch anzulocken lernte. Von allen einheimischen Lebewesen von Glade haben sich diese gewitzten kleinen Säugetiere, klein genug, sich von einer Kinderhand umschließen zu lassen, und für die kleinste Bestechung auch bereit, dortzubleiben, tiefer in die Herzen der Menschen geschmeichelt als jedes andere Tier, denn sie sind sehr verbreitete Streicheltiere für Kinder.
    Doch in Wirklichkeit sind vielleicht die kleinen Menschenkinder die Streicheltiere der Moussas, denn diese goldpelzigen, smaragdäugigen, affenschwänzigen, segelohrigen, primatenähnlichen Nager überleben nicht in einem Käfig oder als gezähmte Haustiere, sondern hungern sich in jeder Art von Gefangenschaft stumpfsinnig zu Tode. Und wie verbreitet sie in Nouvelle Orlean und der Umgebung auch sind und obwohl sie mitten zwischen den menschlichen Behausungen leben, werden sie sich nie herablassen, von ihren Bäumen herabzusteigen und mit den riesigen und tolpatschigen Erwachsenen zu spielen, nicht einmal, wenn sie mit den köstlichsten Leckerbissen gelockt werden. Doch setzen Sie ein Kind mit ein paar Brotkrumen oder Beeren in den Garten, und die Moussas werden bald auf Zuruf kommen. Sogar wenn ich vergessen hatte, etwas mitzubringen, und mit leeren Händen kam, kletterten die Moussas herunter und spielten mit mir, wenn sie mich auch mit ihren Pfiffen für meinen gedankenlosen Mangel an Gastfreundschaft zu schelten schienen.
    Und wie ein Moussa tauchte ich auch selbst am Spätnachmittag oder am frühen Abend aus meinem Garten auf und spielte für die Kunden und Freunde meiner Eltern das verhätschelte und kluge Kind. Wie die Kinder von Glade sich vorstellen, daß die Moussas zu ihrem Vergnügen herumschnatterten und tollten, so glaubten zweifellos die Erwachsenen im Salon meiner Eltern, das feenhafte Wesen, das bald alle »die kleine Moussa« nannten, käme zu ihrem Vergnügen in ihren Bereich.
    Doch von dem Augenblick an, als die kleine Moussa überhaupt etwas wußte, wußte ich auch – wie die Moussas im Garten – sehr genau, daß diese gewaltigen und wundervollen Wesen mit ihren extravaganten Kleidern und unverständlichen Geschichten, mit ihren seltsamen und geheimnisvollen Düften, daß der Fluß und die Myriaden von wundersamen Anblicken und Geräuschen und Gerüchen von Nouvelle Orlean, daß all das und die ganze Welt nur da waren, um mich zu amüsieren.

 
   2
     
     
    So tollte die kleine Moussa mit den Wesen im Garten, den Kunden ihrer Eltern und den lieben Kindern dieser Bürger des haut monde von Nouvelle Orlean durch ihre Kindheit. Naturellement konnte ich die seltene, erlesene Atmosphäre im Wohnzimmer meiner Eltern erst genießen, als meine Schulbildung schon ein gutes Stück gediehen war und ich als alt genug galt, um allein zur Akademie zu reisen und mich mit meinen Spielgefährten in die Stadt zu wagen.
    In diesem Augenblick wurde natürlich mein Bewußtsein für die Bedeutung meines Platzes im Lauf der Dinge schärfer als die Realität selbst. Während ich mich für die größere Welt um mich herum zu interessieren begann und Wortkristalle abhörte und lernte, sie zu lesen, um sie noch schneller abzuspulen, während ich die Grundbegriffe der Ethik lernte und mit der Geschichte unserer Stadt und unseres Planeten und unserer Rasse bekannt wurde, als meine Lehrer mich in die Wissenschaften einführten, in die zahllosen Arten des menschlichen Lingo, in die Grundprinzipien der Mathematik und so weiter, begann ich zu bemerken, daß die Vorträge, die mir chez mama und papa um die Ohren geschwirrt waren, wie das Geschnatter der Moussas, zum guten Teil nichts anderes waren als hochtrabende und verfeinerte Versionen der Vorträge meiner Lehrer in der Akademie.
    Das war ein etwas übereiltes Satori für ein junges Mädchen von acht oder neun Jahren und außerdem einer bescheidenen Haltung im Klassenzimmer nicht besonders förderlich. Während meine Lehrer sich über verschiedene Themen auf jenem Niveau ausließen, das von den maestros der Erziehungswissenschaft für angemessen erachtet wurde, und deshalb meiner Aufmerksamkeit recht einfache Texte empfahlen, diskutierten daheim die wahren Meister der Künste und Wissenschaften, gegen die erstere eben nur Pädagogen waren, die

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